~8 ½ Rätsel zuvor~
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║ F Y N N ║
Ich starrte auf meine Hände.
Was war mit mir los?Ich blinzelte.Sie zitterten.
Dann formte ich eine Faust und sie wurden still.Ich atmete einmal ein und lächelte.Meine Gedanken wanderten wieder zum Rätsel und zu meinem Block und zu den Schwierigkeiten.Und zu Alicia und wie sie heute mit Kyran herumgealbert hatte.
Du hast sie verloren, Fynn, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf und sofort ballten sich meine Hände wieder zu Fäusten. Feigling.
Ich schüttelte meinen Kopf und ignorierte den eingehenden Anruf von Nate.
Er wusste ganz genau, wo ich war und gleichzeitig war ihm klar, dass er nicht einfach hier her kommen konnte.
Ich hob meinen Blick.
Die Sonne ging unter und ließ das saftige Gras so intensiv aufleuchten, dass man es unmöglich mehr ‚grün' nennen konnte.
Ich seufzte und senkte meinen Blick wieder auf meinen Block.
Und auf das Rätsel.
„Ich habe sie noch nicht verloren", murmelte ich voller Entschlossenheit und senkte den Bleistift auf das Papier.
Denn wie konnte ich etwas verlieren, das mir nie gehört hatte?Meine Hände zitterten wieder und mir wurde kalt.
Ich wusste warum.
Denn ich belog mich selbst.
Ich konnte sie, Alicia Clarkson, verlieren.
Denn sie ertrank und keiner bemerkte es.
Noch nicht einmal sie.
Und ich konnte ihr nicht helfen.
Denn es war nicht möglich.
Ich starrte für einen kurzen Moment auf meinen Block.
Auf das Rätsel und den beiden parallelen Linien, die das Blatt von der unteren rechten bis zur oberen linken Ecke durchzogen.
Ich würde Alicia immer im Blick haben, sie aber nie erreichen.
Aber das war okay.
Denn wenn wir nie parallel oder windschief zu einander wären, würde dies bedeuten, dass wir uns nur einmal begegnen und dann auseinander driften würden.
Und das konnte ich nicht zulassen.
Wir mussten parallel bleiben, so wie es für uns bestimmt war.
Doch ich wusste auch ganz genau, dass Kyran nicht ihre identische Linie war. Vielleicht waren sie Asymptoten.Sie würden sich zwar immer und immer näher kommen, sich aber nie berühren.
Diese Vorstellung beruhigte mich und brachte mich innerlich zum schmunzeln.
Ich klappte mein Block zu, stand auf und klopfte mir das Gras von der Hose.
Alles um mich herum schien im orangenen Feuer der sterbenden Sonne zu stehen.
Mein Blick schweifte zu dem See, dessen kleine Wellen das Sonnenlicht brachen und dadurch wie tausend kleine Kristalle glitzerten.
Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
Denn ich wusste, wie diese Geschichte enden würde.
~(18.10.2016)
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Parallel lines
أدب المراهقين„Wir sind wie parallele Linien, Alicia. Wir haben so viel gemeinsam, werden uns aber nie treffen. Und auch wenn es mathematisch unmöglich ist, wird meine Linie enden, während deine einfach weiterverläuft." ~ Fynn, ein Mathe-Geek mit Vorliebe für...