⌜Fynns endliche Unendlichkeit⌝

2.6K 305 87
                                    


Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


Fynns Kurzatmigkeit wurde zur

endlichen Unendlichkeit.

__________________

A L I C I A


Nates Zimmer sah aus, als wäre ein Sturm hier durchgefegt.

Nein, kein Sturm, sondern viel eher ein Tornado.
Die Kissen lagen auf dem Boden, da sie uns beim Schreiben nur gestört hatten und über den ganzen Boden waren zerknüllte Blätter verteilt, auf denen wir unsere Fehlversuche notiert hatten.

Fynns Anagramme hatten es in sich.
Sechs Stunden hatten wir zu zweit dafür gebraucht sie zu lösen.
Und nun saßen Nate und ich stumm im Schneidersitz nebeneinander auf seinem Bett und starrten auf das Whiteboard.

Wir hatten es tatsächlich gelöst und eine Bedeutung hinter dem Buchstabensalat gefunden.

Hey Alicia und Nate.

Es fing einfach an.
Aber mit jedem weiteren Wort, jedem weiteren Satz wurde es schwieriger, verzwickter.
Und mit jedem weiteren Satz, den ich nun las, wurde das erdrückende Gefühl schwerer auf meiner Brust.


Ich weiß nicht, wann ihr dieses Rätsel lösen werdet. Dass ihr es aber tun werdet, weiß ich zu hundert Prozent.

Ob Fynn damit gerechnet hatte, dass wir nur wenige Tage nach seinem Tod, gar am Tag seiner Beerdigung schon beim Zweiten Rätsel sein würden?


Ihr dürft nicht mehr wegrennen und seit dem ersten Rätsel macht ihr dies hoffentlich auch nicht mehr. Denn für dieses zweite Rätsel braucht ihr Zeit.

Ich schluckte, als ich diese Worte immer und immer wieder las.
Ich war jedoch weggerannt.
Ich war vor seinem ersten Rätsel weggerannt und er hatte gewusst, dass ich dies tun würde.
Und auch nun wurde das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, so intensiv, dass ich am liebsten direkt aus dem Zimmer gestürmt wäre.
Doch ich riss mich zusammen, schloss für wenige Sekunden meine Augen, bevor ich tief Luft holte und sie wieder öffnete.
Ich musste mich jedoch regelrecht dazu zwingen, meinen Blick wieder auf das Whiteboard zu legen.

Zeit, die man manchmal nicht hat, weil sie so begrenzt ist, so wertvoll und so endlich.
Zeit, die ein jeder von uns zwar besitzt, aber nicht in unbegrenzter Maße.
Meine Zeit ist abgelaufen, ich befinde mich nicht mehr im Koordinatensystem. Aber das ist nicht schlimm, wirklich nicht.
Alle Linien, Graphen und Rechnungen enden irgendwann.

Erneut stockte mir der Atem und ich musste mich dazu zwingen, nicht anzufangen zu weinen. Doch die Tränen kamen dennoch und schnell wischte ich sie mir aus meinen Augenwinkel.

Parallel linesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt