Manchmal ist der Beginn einer neuen Woche ein Neuanfang.
Und manchmal nicht.
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║ A L I C I A ║
So schön der Schnee der letzten zwei Tage auch war;
Es war November und es schien, als wollte er die so untypische Woche abschließen, in dem der Monat mit aller Macht zum typischen Erscheinungsbild des stürmischen Novembers zurückkehren wollte.Es war eine Woche voller untypischer Ereignisse gewesen.
Fynn war gesprungen, Trump wurde gewählt, ein Mathebuch wurde im Spind gefunden, es wurden zwei Rätsel gelöst und es hatte geschneit.
Und dies alles innerhalb von fünf Tagen.Doch heute war Montag. 14. November.
Es gab keine Ausreden mehr für das nicht gemachte Geschichtsessay, wobei ich mich auch in keiner Weise bemüht hatte, mir etwas auszudenken, warum ich es noch immer nicht gemacht hatte.
Auch das Trauerfeld um Fynns Spind wurde teilweise aufgelöst, um den Fluchtweg freizuhalten. Am meisten getroffen hatte es mich, als ich nirgends die Ausgabe von Hawkings ‚Das Universum in der Nussschale' sehen konnte.
Es hätte da sein müssen.Und der Schnee schmolz, hinterließ nichts als eine matschige Pampe, die es unmöglich machte, mit trockenen Socken davon zu kommen.
„Ich hasse Schnee!", murrte Vany neben mir, als sie zwischen den einzelnen Schneepfützen tapste. „Warum musste es auch nur so früh schon schneien?"
„Oder warum kannst du dir keine vernünftigen Schuhe anziehen?", stellte ich die Gegenfrage und nickte in die Richtung ihrer Wildlederhalbschuhe. Sie würden definitiv Wasserflecken davontragen, denn weder die Straße, noch die Bürgersteige wurden von den Fluten an Schmelzwasser verschont.
„Ja, ja." Vany verdrehte die Augen. „Das sagt ausgerechnet die, die Converse trägt."
Ich zuckte nur die Schultern und ein leichtes Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. „Das stimmt, aber im Gegensatz zu dir beschwere ich mich nicht, also darf ich das."
Bevor sie etwas erwidern konnte, stieß Tara mit schnellen Schritten zu uns und drückte jedem von uns einen Kaffeebecher to go in die Hand. „Ihr Lieben", keuchte sie außer Atem und strich sich dabei eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ihr werdet es nicht glauben, aber ich glaube, Kyran und Ethan gehen jeden Moment auf dem Parkplatz auf einander los!"
Ich erstarrte bei ihren Worten und von einer Sekunde auf die nächste war meine Wut auf Kyran und sein Verhalten von Samstag verschwunden.
„Bitte was?", fragte Vany vollkommen verwirrt nach, „Kyran und Ethan?"
Ich hatte Kyran seit Samstag nicht mehr gesehen, weil Vany mir gegenüber so solidarisch war, dass sie heute mit mir ohne zu zögern Mathe und die darauffolgende Mittagspause geschwänzt hatte, um nicht an einem Tisch mit ihm sitzen zu müssen. Zwar hatte sie mir eben, als wir in unserem kleinen Stammcafé ein Sandwich gegessen hatten, mehrfach unter die Nase gerieben, dass sie mein Verhalten nicht nachvollziehen konnte, doch trotzdem wusste ich, dass sie immer zu mir halten würde, auch wenn sie meine Handlungen nicht verstand.
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Parallel lines
Fiksi Remaja„Wir sind wie parallele Linien, Alicia. Wir haben so viel gemeinsam, werden uns aber nie treffen. Und auch wenn es mathematisch unmöglich ist, wird meine Linie enden, während deine einfach weiterverläuft." ~ Fynn, ein Mathe-Geek mit Vorliebe für...