⌜Fynns Anagramme⌝

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Es kommt nicht auf die Anordnung der Buchstaben an

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Es kommt nicht auf die Anordnung der Buchstaben an.

Sondern auf die Bedeutung dahinter.

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A L I C I A


Ich betrat nach Nate das Haus der Reeves.

Es war still und so, als würde Nate meine unausgesprochene Frage bemerken, meinte er: „Mom ist noch auf der Beerdigung. Es gibt Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus der Kapelle."

Ich versuchte den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken, während ich langsam nickte.
Mir wurde wieder bewusst, dass Nate von der Beerdigung frühzeitig abgehauen war, weil er es nicht länger ertragen konnte, dort zu sein. Ich wusste immer noch nicht genau, was dort vorgefallen war, aber anscheinend war es etwas, von dem er überzeugt war, dass es Fynn nicht gefallen hätte.

Ich folgte Nate die Treppe nach oben, war diesmal aber schlauer als das letzte Mal und betrachtete nicht die vielen glücklichen Familienfotos, die die Wand säumten.

Nates Zimmer sah noch genauso aus, wie vor zwei Tagen, als ich das erste Mal hier gewesen war. Der einzige Unterschied war, dass die Unordentlichkeit nun zusätzlich durch einen Haufen ungebundener Krawatten, die auf dem Boden verteilt lagen, ergänzt wurde.
Es schien, als hätte Nate heute Morgen nicht gewusst, welche er für den Abschied von seinem kleinen Bruder anziehen sollte.

Und ich konnte es nachvollziehen.

„Willst du etwas trinken oder essen?", fragte mich Nate, als er ein dreckiges T-Shirt beiseiteschob, damit ich mich auf den Schreibtischstuhl setzen konnte.

Ich schüttelte meinen Kopf. Zwar war mein Frühstück schon länger her und das Mittagessen mit Kyran war ins Wasser gefallen, aber ich verspürte dennoch keinen Hunger. „Nein, danke."

Dann blieb es erstmal wieder still.
Das einzige, was man hörte, war das beständige Ticken der Uhr, die über dem Schreibtisch hing.

Nate räusperte sich. Er stand inmitten des Chaos und fuhr sich unsicher durch die Haare. Noch immer konnte man die Tränenspuren auf seinem Gesicht erkennen, doch als sich unsere Blicke diesmal trafen, versuchte er leicht zu lächeln.

„Ach verdammt", brach es schlussendlich aus ihm heraus und trat an sein Bett. „Bitte lass uns das nächste Rätsel ansehen, denn sonst muss ich die ganze Zeit an Fynns Beerdigung denken und daran, dass ich nicht mehr da bin, obwohl-" Er stockte, schüttelte dann seinen Kopf und zwang sich weiter zu Lächeln.

In diesem Moment wurde mir klar, dass Nate unglaublich stark war.
Ich hätte dies hier niemals so gemeistert wie er.

Mein Blick wanderte zu seinem Bett und innerhalb einer Sekunde konnte ich Fynns Buch voller Rätsel an uns neben dem Kopfkissen ausmachen.
Bevor Nate wieder in dem dunklen Loch versinken konnte, stand ich auf und griff nach dem Buch.
Der Einband fühlte sich kühl in meiner Hand an und mein Herz wurde schwer, als ich daran dachte, dass Fynn all diese Rätsel im vollen Bewusstsein bald Springen zu würden, aufgeschrieben hatte.
Wer wusste es schon, vielleicht hatte er sein letztes Rätsel erst vor wenigen Tagen hier drin verewigt?

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