Kapitel 105

1.2K 26 0
                                    

Die zweite Halbzeit des Spiels war am laufen. Es stand noch immer 1:0 für Deutschland gegen Portugal. Bald hatten die Jungs es geschafft und ich saß relativ entspannt auf meinem Sitz. "Hallo Anne." ich drehte mich um und da stand Marcel direkt hinter mir. "Wenn das Spiel aus ist, kommst du ohne zu murren mit, ansonsten hat dein Freund ein Problem." "Was habt ihr vor?" "Ihr? Du bist schlau. Tim sitzt unten am Spielfeldrand. Kommst du nicht mit, ist es ein Schuss und dein Freund war ein Lebender." Mir wurde eiskalt. Ich schaute runter und da saß er. "Tim.." flüsterte ich. "Aber..wie..wo.." "Wir haben ihn frei gekauft." Wo waren nur meine Eltern, Ann, Cathy, wenn man sie brauchte? Ich hörte den Pfiff vom Schiedsrichter. "Zeit zu gehen meine Liebe." Ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Ich ging mit und schaute noch ein letztes Mal zurück, bevor ich ihm folgte. Dann hörte ich einen Schuss. "Ich bin doch mitgekommen! Ihr Arschlöcher!" Marcel lachte und ich rannte zurück zu den Tribünen. Da lag er. Reglos und blutete. Alle standen plötzlich um ihn rum und ich rannte. "Du darfst da nicht hin! Anne, tu dir das nicht an!" "Ich muss dahin! Leon!" Da kamen schon Ärzte auf den Platz gestürmt. Tim rannte weg. "Jemand muss ihn aufhalten! Er war es!" "Anne verdammt! Bleib hier!" und dann rannte ich los. "Nein! Nein! Nein! LEON!" Ich beugte mich über ihn und sah das Blut, dass aus seinem Bauch floss. "Nein! Nein! LEON! WACH AUF!" Aus meinen Augen flossen die Tränen ohne Unterbrechung. "Tun sie doch etwas!" brüllte ich den Ärzten zu. "Es tut mir leid. Wir können nix mehr für ihn tun." Dann standen alle auf und gingen fort. Ich war alleine mit Leon. Sein regloser Körper lag einfach auf dem Rasen. Ein Ruck und ich setzte mich auf und alles war dunkel. "Anne! Beruhige dich!" Leon? Er saß neben mir. Ich weinte noch immer und hob ganz langsam meine Hand um sie an seine Wange zu legen. Er war es wirklich. "Du bist hier." hauchte ich und fiel ihm in die Arme, wo ich weiter schluchzte. "Schhhh. Es ist alles gut. Ich bin hier." "Du.. du.." "Beruhige dich erst mal." Er strich mir über den Rücken und hielt mich ganz fest. Ich sah zu ihm rauf. "Bitte küss mich." Ohne zu zögern legte er seine Lippen auf meine. Er war wirklich hier. Es war nur ein Traum gewesen. Ich löste mich von ihm und fasste ihn nochmal an um mich zu vergewissern, dass er tatsächlich echt war. Ich hatte mich etwas beruhigt und sah ihm tief in die Augen. "Magst du es mir erzählen?" Sofort stiegen mir wieder die Tränen in die Augen. "Marcel und Tim waren im Stadion. Er..er hat dich erschossen und du lagst da und und.." meine Stimme brach ab, weil ich wieder weinte und er mich in die Arme gezogen hatte. "Mir passiert nix und dir passiert auch nix. Das war ein dummer Traum!" Leon schniefte einmal. Moment. Weinte er jetzt? Ich sah zu ihm rauf. Tatsächlich lief eine Träne über seine Wange. Ich strich sie ganz sanft weg und küsste ihn. Ich musste ihn schützen. "Leon.. ich.. ich will nicht, dass dir was passiert und.." "Nein! Ich weiß genau, was du mir sagen willst! Vergiss es!" "Aber wenn..." "Nix aber! Wenn wir allein sind, sind wir viel verwundbarer! Lösch diesen Gedanken sofort! Gleich morgen ruf ich in Deutschland an und frage, ob Tim noch im Knast sitzt! Und dieser Marcel! Um den kümmern wir uns auch! Aber bitte lösch diesen Gedanken, dass ich besser dran wäre, wenn wir uns trennen!" "Aber.." "Nix aber! Hör jetzt auf damit!" "Dir darf nix passieren!" "Mir wird auch nix passieren und dir auch nicht." "Ich liebe dich so sehr." "Ich liebe dich auch, Anne. Mehr als alles andere." Ich musste gähnen. "Versuch zu schlafen." sagte Leon und zog mich in seine Arme, mein Kopf gebettet auf seinem Oberkörper. Ich schloss die Augen und schlief tatsächlich ein, bis ich morgens ein Gespräch mitbekam. "Er ist noch in seiner Zelle?.. Gut.. Was ist mit dem Fernsehmitarbeiter Marcel Krämer?... Nicht auffällig und keinen Kontakt, sehr gut... wie bitte?.. ja.. sehr gut.. vielen Dank!" Ich öffnete die Augen und sah wie Leon im Zimmer auf und ab tigerte. "Was machst du da?" Er schaute zu mir und lächelte. "Willst du gute Neuigkeiten?"  Er krabbelte zu mir und küsste mich. "Immer." Ich grinste. "Tim sitzt weiterhin in seiner Zelle und kommt da auch so schnell nicht raus. Sie haben es schon mit einer größeren Summe Geld versucht, aber das wird nicht gehen. Und der Marcel ist unauffällig und hatte keinen Kontakt mit Tim." Ich war ziemlich erleichtert und entspannte etwas. "Danke!" Ich küsste Leon. "Für dich immer." Er vertiefte den Kuss und ich ließ es zu. Warum er so durchs Zimmer getigert war, ließ ich erst mal offen, da ich den Moment nicht zerstören wollte.

~Leon's Sicht~
Es gab doch nix schöneres als mit Anne morgens im Bett zu liegen und gewisse Dinge zu tun. Doch unser Liebesspiel wurde bald unterbrochen, weil es an der Tür klopfte. Wir stöhnten beide auf und ich ging zur Tür. "Hey." Es war Bene. Er lächelte und ging zu Anne. "Wie es aussieht, hat Leon ganze Arbeit geleistet." Sie grinste und nahm Bene in den Arm. Er nahm sie auch sofort fest in den Arm und drückte sie fest. Anne flüsterte ihm irgendwas ins Ohr worauf er anfing zu lachen. Dann stand er auf. "Dann geh ich mal lieber. Bis gleich beim Frühstück." Und dann war er weg. "Was hast du ihm gesagt?" "Dass er uns in unserer Zweisamkeit gestört hat." Auch ich musste lachen und krabbelte unter ihre Decke. "Dann sollten wir die 10 Minuten noch ausnutzen." Er fing an mich zu kitzeln und ab da war ich komplett entspannt.

Schuss mitten ins Herz - Liebe mit Höhen und TiefenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt