Nina drehte sich geschockt zu Vera um. ''Lass uns verschwinden!'' rief sie hysterisch. Vera achtete nicht auf Nina, denn der Schrei war verklungen. Wald?!
Vera rannte weiter, sie wusste nicht ob Nina ihr folgte. Sie blieb stehen und sah sich um, Nina blieb direkt neben ihr stehen.
''Lass uns gehen, Vera, dass ist zu gefährlich, wenn das wirklich ein Schrei war.'' Entsetzt sah sie Nina an. ''Nein! Wir müssen der Person helfen.'' Damit war alles gesagt und sie lief weiter. Nina lief ihr hinterher. Sie sprangen über Äste und Büsche. Ein ungutes Gefühl beschlich Vera.
Ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich. Ein Mädchen lag auf dem Boden.
Vera schrie geschockt auf und schlug sich die Hand vor den Mund, um ihren Schrei zu dämpfen. Nina trat neben sie und sog pfeifend die Luft ein. ''Scheiße'', hauchte sie und Vera stimmte ihr nickend zu.
Das Mädchen hatte rotes kurzes Haar. Vor lauter Blut war ihr Gesicht nicht erkennbar. Aus einer Wunde am Hals sickerte immer noch etwas Blut.
''Wir müssen die Polizei rufen'', stellte Nina fest. Tränen rannen Vera über die Wangen.
Sie hatte noch nie so ein Blutbad gesehen. Wer ist zu so etwas grausamen fähig? Diese Grausamkeiten gingen über Veras Verständnis hinaus.
Sie kniete vor dem Mädchen und versuchte verzweifelt einen Puls zu finden, aber das Mädchen war tot. Vera sah auf ihre Hände hinab, sie waren blutverschmiert.
Sie sah zu Nina, die gerade den Notruf rief.
Angewidert zog Nina Vera von der Leiche weg und nahm sie in den Arm. Als würde vor ihnen kein totes Mädchen liegen, war Nina seelenruhig und gelassen.
Sirenen ertönten und durch die Bäume schimmerte helles Blaulicht. Fünf uniformierte Männer stiegen aus den Autos und kamen zu ihnen. Drei von ihnen hatten ihre Waffen im Anschlag und suchten die Umgebung nach Verdächtigen ab. Vor lauter Angst standen Nina und Vera versteinert da.
Ein dicker kleiner Polizist kam auf sie zu, ''seit ihr die Anruferinnen?'' Zustimmend nickte Nina. Wie ein Häufchen Elend stand Vera zitternd da und starrte auf das tote Mädchen. Ohne Unterlass liefen ihr weitere Tränen übers Gesicht.
''Alles ok bei euch?'' erkundigte sich ein schlanker, großer Polizist. ''Ja, sie steht nur unter Schock.'' Nina strich ihr mitfühlend über den Arm. ''Habt ihr gesehen, wie es passiert ist?'' fragte der Dicke.
Tief einatmend versuchte Vera sich zu beruhigen. ''Nein, ich hab nur einen Schrei...'' schluchzte sie und rieb sich die Augen. Der Polizist nickte, er hatte verstanden, was Vera ihm sagen wollte.
Der schlanke Polizist breitet ein weißes Laken über den Leichnam. Vera hörte wie eine weiterer Polizisten einen Leichenwagen bestellte. Ein Polizist kam mit Decken zu ihnen. Nina nahm dankend eine Decke entgegen und legte sie der zitternden Vera über die Schultern. Auf die Frage, ob sie auch eine wolle, lehnte Nina kopfschüttelnd ab.
''Kennt ihr das Opfer?'' fragte der Schlanke. Vera schüttelte den Kopf. ''Sie sieht aus wie Leonie. Sie war in meinem Geschichtskurs'', antworte Nina trocken. Der Polizist notierte sich etwas auf einem kleinen Block. ''Wie genau habt ihr sie gefunden?'' erwartungsvoll sah er Nina an. ''Ich war in meinem Zimmer und hab einen Schrei gehört.'' Vera machte eine Pause, sie hatte Angst wieder in Tränen auszubrechen. ''Dann bin ich los gerannt und unterwegs habe ich Nina umgerissen'', bestätigend nickte Nina. ''Wir sind dann raus auf dem Hof'' zitternd atmete Vera ein ''dann war da wieder ein Schrei und wir sind weiter gerannt.'' Sie kämpfte mit den Tränen. Ihre Kehle schnürte sich zu und sie rang nach Luft. ''Wir sind...'' sie brach ab. Das Zittern war so stark, dass sie nicht mehr grade stehen konnte. Nina legte ihr einen Arm um die Hüfte. ''Wir sind weiter gerannt und haben sie hier liegen gesehen'', beendete Nina Veras Satz. Der Polizist nickte und schrieb wieder etwas auf.
Besorgt und mitfühlend legte er Vera eine Hand auf die Schulter. ''Weitere Fragen können wir auch später besprechen'', dankend nickte sie. ''Gut, ich muss nur noch eure Personalien haben, dann könnt ihr zurück zum Internat.''
Mit einem Winken rief er den dicken Polizisten zu sich und bat ihn, die Mädchen zu begleiten.
Der Leichenwagen war bereits angekommen und mehrere Männer verluden die Leiche.
''Vera Proi und Nina Brook'', sagte Nina, der Schlanke nickte und notierte ihre Namen.
Der dicke Polizist begleitete die Mädchen durch den Wald. Vera hörte noch, wie einer der Polizisten zu einem anderen sagte: ''Schon wieder das selbe Szenario.'' Mehr konnte sie nicht verstehen.
''Vera, Nina! Was ist passiert?'' Frau Bach trat geschockt auf die Mädchen zu und deutete auf den Leichenwagen und die Polizisten. ''Leonie ist tot'', erklärte Nina. Frau Bach zuckte unter den Worten zusammen, sie schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Sie ging zu den Polizisten, um mehr zu erfahren. Kurz darauf schickte sie die Mädchen weiter.
Vera zitterte weiter, doch sie versuchte es zu ignorieren. Es ist wie in einem Traum, wie in einem ALBTRAUM!!
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Vom Engel geküsst
МистикаVera, 18Jahre alt, muss das Shadow and Light Internat besuchen. Verschlossen, wie sie ist, freundet sie sich nur langsam mit anderen an. Als sie dann 6Jugendlichen begegnet ist die Katastrophe schon im vollem Gang. Eigenartige Dinge geschehen. Träu...