Vom Engel geküsst

Kapitel 29

Vera war stundenlang im Wald gewesen, in der Hoffnung zu vergessen, was sie erfahren hatte. Leider vergebens. Die Geschichten waren wahr.
   Plötzlich standen Nina und Mia vor ihr und grinsten bösartig. Beide hatten glühend rote Augen, die Kontaktlinsen waren verschwunden. Nina trug ihre Designerjeans, einen hellen Pullover und High Heels, Mia war ähnlich gekleidet.
   ''Hallo Vera'' begrüßte Nina Vera und kam einen Schritt auf sie zu. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihr aus.
   Panisch sah Vera sich um, suchte nach einem Fluchtweg, doch sie konnte nicht entkommen und niemand war in der Nähe um ihr zu helfen. Sie wusste, dass Nina nicht normal war. Sie war ein Monster.
   ''Angssst?'' zischte Mia, die gefährlich auf dem Boden kauerte, bereit zu Sprung. Vera verstand nicht, was geschah. Das Einzige, dass sie wusste, war das Mia und Nina keine Menschen waren.   Unwillkürlich pochte ihr Herz schneller.
   ''Hassst du wirklich gedacht, dasss du Aaron bekommen würdessst?'' zischte Nina und griff nach Veras Hand. Sie drückte so fest zu, dass Vera spürte, wie ihre Knochen brachen. Schmerzerfüllt keuchte sie auf. Mit voller Wucht warf Nina Vera gegen einen Baum, die dort zu Boden sank. Eine heiße Flüssigkeit floss ihren Nacken herab. Nur unter Schmerzen konnte Vera sich bewegen.
   ''Du erbärmlicher Mensssch'' fauchte Mia, die wie aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht war.
  Sie trat Vera kräftig in den Magen. Vera schrie auf. Ihr tat alles weh, der Schmerz vernebelte ihre Sinne und sie erkannte nur noch Umrisse.
   Mia und Nina lachten und beugten sich zu ihr herab. ''Du wirssst leiden'' zischte Nina und trat nach ihr.
   Verzweifelt versuchte Vera weg zu kriechen, doch ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen. Sie konnte sich nicht rühren.
Mia sah auf sie herab, lächelte und entblößte lange, weiße Eckzähne.    Verdammte Scheiße!!
   Vera zuckte zurück und eine Schmerzwelle schoss durch ihren Körper. Schmerzerfüllt krümmte sie sich zusammen.
   Nina trat wieder zu, diesmal bohrte sich ihr Absatz in ihren Oberschenkel. Ein beißender Schmerz drang durch ihr Bein und sie schrie auf. Nina drehte ihren Absatz in der Wunde hin und her, der Schmerz wurde schlimmer. Blut strömte aus allen Wunden. Lachend ließ Nina von ihr ab, doch sie hatten nicht genug.
   Vera weinte leise und versuchte ihr Gesicht zu schützen, doch es war zu spät. Mia zog ihr einen scharfen Fingernagel quer durchs Gesicht.
   Vera hatte keine Kraft mehr zu schreien. Sie spürte, dass ihr Bewusstsein schwand. Die Schwärze drohte sie zu übermannen.
   Plötzlich ertönte ein Brüllen und jemand sprang vor sie.
   Verschwommen sah sie drei weitere Personen, die vor ihr standen.
   ''Vera. Oh Gott!'' keuchte eine Stimme neben ihr. Vera wollte sagen, dass es ihr gut ging, dass sie noch da war, doch sie konnte kein Wort sagen.
   ''Beweg dich nicht'' hauchte ihr eine bekannte Stimme zu. Pia? Fragte sie sich, doch sie konnte nichts mehr erkennen.
Sie schloss die Augen und fühlte sich wie in einem Albtraum.
   ''Messer'' befahl jemand ''Wermut und Vogelknöterich.'' Vera spürte, wie jemand etwas auf ihrem Oberschenkel rieb, der beißende Schmerz in ihrem Bein verebbte.
   ''Da ist so viel Blut!'' kreischte eine panische Stimme. Luise?
   Plötzlich drang ein weißes Licht durch ihre geschlossenen Lider.
''Verschwindet!'' befahl eine männliche Stimme. Kevin? ''Wir kommen wieder'' drohte Nina.
   Jemand legte ihren Kopf auf etwas weiches und strich ihr behutsam über die Stirn. ''Vera, bleib bei mir'' weinte die Stimme über ihrem Gesicht. Vera war sich sicher, dass es Luise war. Leise Tränen quollen durch Veras geschlossene Lider und sie verlor das Bewusstsein.