1

1.5K 80 2
                                    

Der Anfang
Freitag

Eloise POV
„Wir sind dann jetzt weg!", rufe ich ins Wohnzimmer, gehe daraufhin wieder in den Flur, schnappe mir meine Hausschlüssel und öffne schon mal die Tür. Hero, unser WG-Hund, der schon hibbelig vor der Tür gewartet hat, sprintet sofort raus und hebt bei dem erst besten Grünstreifen das Bein.
Ich stehe immer noch auf der Treppe nach draußen und warte auf meine Mitbewohnerin Valentina, auch Tini genannt.
„Valentina, jetzt komm bitte!", rufe ich genervt. Auf Valentina muss man immer warten. Der häufigste Grund dafür ist, dass sie noch mal spontan in die Küche läuft, um sich einen Snack zu holen. „Ich bin schon auf dem Weg", antwortet mir diese und kommt tatsächlich mit einem Apfel in der Hand in den Flur, schlüpft schnell in ihre Schuhe und schließt dann die Haustür hinter sich.
„Immer etwas zu essen in der Hand", sage ich eher zu mir selbst und schüttele belustigt den Kopf.
„Ey, wenigstens ist es etwas gesundes", kontert Tini, die mich wohl gehört hat, und zeigt dabei wissend und mich hochgezogenen Augenbrauen auf den Apfel.

Valerie POV
„Wir sind dann jetzt weg!" höre ich Eloises Stimme, registriere kurz die Information und widme mich dann wieder dem Film.
„Wir sind nicht schwerhörig!" nuschelt Johanna, sie sitzt neben mir auf dem Sofa, ohne ihren Blick vom Fernseher abzuwenden.
„Pscht! Ich möchte gerne zuhören!" meldet sich nun auch Noa zu Wort, die fast schon verträumt den König der Waldelben, der auf seinem Elch angeritten kommt, anguckt. Ich weiß nicht wie oft wir die Hobbit Filme schon geguckt haben. Mal alle zusammen, ein anderes Mal nur zwei oder drei von uns. Ich habe auch schon einige alleine geguckt. Und das Ding ist, dass sie einfach nicht langweilig werden. Die Hobbit und natürlich auch Herr der Ringe DVDs liegen immer griffbereit in der TV-Kommode.
„Hmm, er wird einfach mit jedem mal schöner", schwärmt Noa immer noch über Thranduil, und beißt die Zähne zusammen. Ich werfe ein Kissen nach ihr, „die Zwerge sind viel cooler!".

Valentina POV
„... aber weißt du wie ich das meine? Naja, es kann eigentlich nur noch bergauf gehen, oder?".
Nachdem mir Eloise ausführlich und ohne Pause über die Trennung von ihrem Ex-Freund erzählt hat, obwohl ich damals mit dabei war, sind wir schon fast am Ende unseres Spaziergangs. Eloise hat ein Talent dafür in einem Schwall zu reden, wenn sie einmal angefangen hat. Aber im Endeffekt ist das auch ein Charakterzug, den ich an ihr liebe, dass wenn sie an einem Thema sehr interessiert ist, sie sich darüber informiert und super gerne darüber reden will. Was ja ihr gutes Recht ist. Manchmal kann das auch zu viel werden, aber in einer WG mit fünf Bewohnern passiert das relativ selten, dass mal kein passender Redepartner zur Verfügung steht. Ich habe zwar auf unserem Weg wahrscheinlich nur einen vollen Satz gesagt, aber ich höre gerne zu und stehe meinen Freundinnen bei.
Ich werde aus meinen Gedanken gezogen, als Eloise plötzlich nicht mehr neben mir ist. Als ich mich umdrehe bemerke ich, dass sie tatsächlich stehen geblieben ist und in die Ferne starrt.

„Das kann nicht sein", keucht sie schon fast und packt mich am Arm, als ich zu ihr herantrete.
„Was ist denn?", frage ich, überrascht davon, dass ihr Redeschwall scheinst vorbei ist und leine Hero wieder an, da wir bald aus dem Wald raus sind.
„Das kann nicht sein!", wiederholt sie und hebt ihre Hand zu ihrem Mund. Zudem verengt sie ihre Augen zu Schlitzen, um besser sehen zu können.
„El", setzte ich genervt an, doch Eloise hebt ihre Hand und zeigt geradeaus. Ich folge ihrer Geste und sehe in die Richtung, die sie meint.
„Eloise, ich glaub ich sehe nicht richtig?!", entfährt es mir. Auch ich bin so verblüfft, dass ich automatisch meine Hand auf den Mund schlage.
„Valentina, wenn das die echten wären... dann fange ich an zu heulen"
„Jetzt mach mal halb lang. Was stellst du dir denn vor? Dass Thorin, Fili, Kili, Legolas und Thranduil hier einfach rumspazieren?", frage ich sie und muss lachen.
„Boah, ich hoffe doch", kommt von ihr. Auch sie muss lachen. „Ey, das sind aber richtig gute Kostüme."
Ich mustere die fünf Männer noch einmal. Die Waffen sehen so unglaublich echt aus.
„Wollen wir zu ihnen gehen? Vielleicht brauchen die unsere Hilfe. Mit dem Weg oder so", schlage ich vor und gucke die Blonde neben mir an. Sie nickt nur. Also gehen wir aus dem Waldstück heraus und überbrücken die letzten Meter zu den Männern.

„Guten Tag, können wir euch irgendwie ... helfen?", das letzte Wort ist nur noch gehaucht, da ich ihre Gesichter nun richtig erkennen kann. Das sind keine Cosplayer. Ich schaue die Fünf geschockt an, als sie ihre Schwerter zücken und uns bedrohend ansehen.
„Wir wollen euch nichts tun, wir sind unbewaffnet!" sagt Eloise sofort, kneift ihre Augen zusammen und hebt beide Hände.
„Hey, ihr habt keinen Grund uns anzugreifen! Wir sind unbewaffnet und wollen euch nur helfen!" wiederhole ich, als ich die Pfeilspitze von Legolas Bogen direkt vor Eloises Stirn sehe.

Und in diesem Moment wird es mir klar: Es handelt sich nicht um irgendwelche Cosplayer oder Schauspieler. Das vor uns sind Thranduil, Kili, Fili, Thorin und Legolas. Ich weiß zwar nicht wie das sein kann, vielleicht halluziniere ich, aber es sind die Echten!

Von Mittelerde nach DeutschlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt