„Du schläfst nicht"
Eloise POV
Noa und ich reden noch eine Weile über die Absurdität die sich gerade in diesem Moment in unserem Leben abspielt.
„Es ist außerdem alles nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Die fünf müssen doch selber total verwirrt sein. Ich meine, die leben in einer anderen Welt, die kennen keinen Fernseher, geschweige denn einen", sie fuchtelt wild mit ihren Händen in der Luft rum während sie nach einem geeigneten Gegenstand sucht, „ein Auto. Wir müssen ihnen so viel erklären. Wenn ich schon gesehen habe, wie Thorin verwirrt die Mikrowelle beobachtet hat...", sie atmet laut aus, „es ist einfach nicht so, wie ich es mir erhofft hatte."
Ich nicke nur und versuche irgendwie das unangenehme kribbeln in meinem Gesicht loszuwerden. Also stehe ich auf und laufe mit einem Tunnelblick in die Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken. Verwirrt und in Gedanken versunken versuche ich nach einem Glas zu greifen, komme jedoch nicht dran. Als ich gerade auf die Küchentheke klettern will, drückt mich eine Hand jedoch sanft an der Schulter wieder runter. Ich gucke neben mich und sehe, dass es Legolas ist, der ohne Mühe ein Glas aus dem Schrank holt. Plötzlich ist mein Kopf ganz leer, das Kribbeln im Gesicht ist weg und das leichte Gewicht seiner Hand auf meiner Schulter ist das einzige woran ich denken kann.
Legolas hält mir das Glas entgegen und lässt seinen Arm wieder neben sich fallen. Er lächelt mich an, ich lächele dankend zurück und er ist wieder aus dem Raum. Ich atme die Luft aus, die ich unbewusst angehalten habe, schüttele kurz meinen Kopf, um wieder klar zu denken und fülle dann mein Glas mit Leitungswasser auf.Etwas später, es ist noch leicht hell draußen, gehe ich die Treppe nach oben in mein Zimmer. Auch wenn man draußen noch Busch von Monster unterscheiden kann, ist es ziemlich spät, meine Augen brennen vor Müdigkeit und ich möchte dem Gedankensalat in meinem Kopf entfliehen. Eigentlich liebe ich den Sommer, wenn es lange hell ist und fast nicht mehr dunkel wird, weil die Sonne schon wieder dabei ist aufzugehen. Wenn man das Gefühl hat, der Tag ist ewig lang und es ist angenehm warm. Schon früher als Kind habe ich den Sommer geliebt. Ich habe mich mit meinen Freunden getroffen und wir sind draußen rumgetollt, bis wir von unseren Eltern nach Hause gezogen wurden. Am folgenden Tag fing alles wieder von vorne an, bis irgendwann die Sommerferien vorbei waren und man wieder zur Schule musste. Ich kann mich daran erinnern, wie mit jedem Jahr, mit jedem Klassenstufen Wechsel, die Ferien immer kürzer wurden. Plötzlich hat man sich nicht mehr mit den Freunden auf dem Spielplatz oder auf der Straße getroffen und gespielt bis man nach Hause gezwungen wurde, sondern man hat die kurze Zeit damit verbracht zu lesen, Sport zu treiben, damit man am Anfang des neuen Schuljahres in top Form ist und die anderen neidisch zu machen, oder man hat einfach nur da gesessen und nichts gemacht.
Und nun bin ich erwachsen, habe keine festen Sommerferien mehr, kann so weit es geht selber über meinen Urlaub verfügen und habe zwei Elben und drei Zwerge aus Mittlerde in meinem Haus. Ich lache einmal ungläubig auf.Mein Zimmer ist dunkel, ich schalte das Licht an und nehme mir meine Schlafsachen vom Bett um sie im Bad anzuziehen. Ich putze noch meine Zähne und trete fertig gemacht aus dem Bad als Legolas gerade ins Zimmer kommt. Mein Herz macht einen kleinen Sprung. Ich habe ihn ganz vergessen. Also nicht, dass er hier ist, aber dass er hier bei mir schläft. Er sieht mich belustigt an und beäugt meinen Schlafanzug. Meine Wangen werden rot und ich ziehe mein Shirt weiter nach unten, über meine knappe Stoffhose. Ich verstecke meine Unsicherheit mit einem plötzlichen Grinsen. „Das ist wohl nicht das, was Elben Frauen bei euch zum Schlafen tragen, habe ich recht?", sage ich kleinlaut und gehe rückwärts auf mein Bett zu, sodass Legolas meinen Hintern nicht sehen kann. Er wirft einen letzten Blick auf mein Shirt, das nicht dafür gemacht ist über den Po zu gehen, und schüttelt den Kopf.
„Nein. Die tragen mindestens doppelt so viel Stoff", sagt er und wendet seinen Blick ab. Ich stoße einen peinlich berührten Ton aus und lege meine Decke über meine Beine. Während Legolas im Bad ist, mache ich das große Licht aus und stattdessen meine Nachttischlampe an. Dann setzte ich mich wieder ins Bett, schließe mein Handy ans Ladekabel und warte. Kurz darauf kommt er auch schon wieder, ich wende schnell meinen Blick ab, sodass es nicht aussieht als hätte ich auf ihn gewartet, und ich höre, wie er die Decke anhebt und sich hinlegt.
„Kann ich das Licht ausmachen?", frage ich leise und kriege ein zustimmendes Summen von ihm.
Eine Zeit lang liege ich einfach nur wach im Bett, starre an die Decke, starre aus dem Fenster aus dem ich noch die Silhouetten der Bäume sehen kann. Es ist nicht ganz dunkel. Ich drehe mich auf die andere Seite. Dass sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben merke ich daran, dass ich Legolas ausmachen kann. Wie seine Haare auf dem Kissen liegen, den Zopf, den ich ihm geflochten habe und den Saum des Pullis.
„Du schläfst nicht" Ich schrecke kurz auf, weil ich nicht erwartet habe, dass Legolas noch wach ist.
„Woher weißt du das?", frage ich leise.
„Deine Atmung. Du atmest unregelmäßig!"
Dann herrscht stille zwischen uns.
„Du schläfst auch nicht!", sage ich irgendwann.
„Woher weißt du das?", wiederholt er meine Frage von vor ein paar wenigen Minuten. Ich muss grinsen.
„Deine Stimme. Du redest mit mir!", erkläre ich und verkneife mir ein Lachen. Als Legolas aber daraufhin auflacht, hätte ich mir die Hand vor den Mund schlagen müssen um nicht mit zu lachen.
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Von Mittelerde nach Deutschland
FanfictionEloise, Noa, Valentina, Valerie und Johanna: Fünf beste Freunde seit der Schulzeit. Ihr sonst normales Leben wird durch einen Besuch aus Mittelerde auf den Kopf gestellt. Schnell stellt sich den Mädchen die Frage, ob es einen Grund gibt, dass in die...