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Berührungen

Noa POV
Meine Gefühle sind gemischt, als ich draußen auf den Elben König warte. Ich weiß nicht, ob ich in seiner Gegenwart sein will, geschweige denn mit ihm reden möchte. ich weiß auch nicht warum er mit kommt. Vielleicht will er sich entschuldigen. Ich hätte fast gelacht: Er entschuldigt sich bestimmt nicht. Das ist nicht er. Wahrscheinlich sucht er noch einen Grund um Streit anzuzetteln, das ist wohl eher vorstellbar.
Wir laufen ein ganzes Stück schweigend nebeneinander her und ich frage mich, ob wir auf diesem Spaziergang wohl noch ein Wort austauschen werden. Vielleicht ist es besser so, wenn keiner etwas sagt. Dann kann auch nichts passieren. Aber wieso kommt er mit mir mit, wenn er jetzt den Mund nicht aufmacht? Oh Thranduil, du fuckst mich ab, ganz ehrlich. Was soll die scheiße. Ich bin schon wieder genervt, weil seine Anwesenheit mich trotz allem nervös macht.

„Ich weiß, was du zu mir gesagt hast", sage ich irgendwann und ziehe seine Aufmerksamkeit auf mich. Er guckt mich an und ich schnalze einmal wissend mit meiner Zunge und nicke. „Jap". Ich fixiere einen Punkt vor uns.
„Noa...", fängt er an, stoppt sich aber schnell selbst, was ich nutze, um ihm weiter meine Meinung zu sagen. „Und ich finde es scheiße, Thranduil, weil ich dir nichts getan habe. Ich habe nur meine Freunde verteidigt, die du", ich zeigt auf ihn, „ohne Grund beleidigt hast. Und ich finde dafür sollte man nicht angeschrien werden", ende ich und schaue wieder weg. Er atmet aus. „Es tut mir leid". Hat er sich gerade wirklich entschuldigt? „Hm, dass sollte es auch. Du hattest keinen Grund" sage ich und bleibe stehen, weil Hero, den ich an der Leine halte, an einer Blume schnuppert und nicht weiter gehen will. Ich gucke auf meine Füße und schrubbe mit ihnen in der Erde rum. „Es tut mir leid!", wiederholt er, aber diesmal etwas lauter. „Du hast mich verletzt", gebe ich zu und traue mich nicht ihn anzugucken.
„Verzeih mir bitte" Wir setzen uns wieder in Gang und unsere Hände berühren sich. Für kurze Zeit fühlte es sich so an, als hätte er meine Hand extra berühren wollen. Aber vielleicht bilde ich mir das auch ein, und es war wirklich nur ein Zufall.
„Noa!", sagt er fast schon flehend, als ich nicht antworte. Und da passiert es wieder: er streift meine Hand. Was heißt streifen, das war fast schon ein streicheln.
„Du bist die Einzige, mit der ich mich hier wirklich verstehe. Bitte verzeih mir!" Jetzt bin ich es die ausatmet. „Bitte!" wiederholt er und bleibt irgendwann einfach stehen. Ich bin ihm einen Schritt voraus, als ich merke, dass er steht. Dann gucke ich ihn an und er mich. Ich nicke langsam und der Schein eines Lächelns breitet sich auf seinem Gesicht aus. Er setzt sich wieder in Bewegung, als er sieht, dass Hero an der Leine zurrt. „Ich verzeihe dir", sage ich leise, „aber du musst dich bei Valentina und Thorin entschuldigen". Er schnauft und nickt aber daraufhin. Unsere Hände berühren sich wieder und diesmal war es sicherlich nicht aus Zufall, ich hab das im Gefühl.
Und tatsächlich hat mich mein Gefühl nicht getäuscht, denn nur ein paar Sekunden später streicht er still mit seiner linken über meine rechte und hakt schließlich seinen kleinen Finger in meinen. Mein Gesicht fängt an zu kribbeln und ich versuche mir ein Grinsen zu verkneifen, aber ich lasse seine Berührung zu. Ich weiß nicht was ihn dazu verleitet, aber ich weiß, dass es mir gefällt.
„Es war übrigens sehr komisch gestern Nacht, ohne dein lautes atmen", meint er plötzlich und bringt mich und auch sich selbst zum schmunzeln.
Als wir vor unserem Haus ankommen, lässt er meine Hand los. Ich schließe die Tür auf und wir treten ein. Es ist, als wäre nichts passiert.

Johanna POV
„Ich geh dann mal einkaufen", teile ich den anderen aus dem Flur heraus mit und greife nach Schlüssel und Tasche.
„Warte!", kommt es von oben, „Ich komme mit". Dann ist auch schon gepolter auf der Treppe zu hören und Kili kommt runter gestampft.
„Du kannst dir mal ein Beispiel an Legolas und seinem Vater nehmen. Die gehen so leise die Treppe runter, dass das Menschliche Ohr das nicht wahrnehmen kann. Wenn du die Treppe runter gehst, dann könnte man auch eine Elefantenherde erwarten, so laut bist du." sage ich, während ich die Tür hinter uns schließe.
„Was sind Elefanten?", fragt er daraufhin und fährt sich durch seine braunen, schulterlangen Haare.
„Ihr kennt keine Elefanten?", frage ich als wir ins Auto einsteigen. Kili schüttelt den Kopf und ich ziehe die Augenbrauen zusammen. „Das sind große, fette Tiere", erkläre ich und starte den Motor.
Ich parke möglichst nah an dem Einkaufsladen, weil ich weiß, dass der Einkauf groß wird. Dann mache ich Kili mit den Einkaufswagen vertraut und wie diese an- und abgeschlossen werden. Er schiebt ihn dann, während ich neben ihm her gehe. Man könnte denken, wir wären ein Paar. Der Gedanke lässt mich lächeln. Vielleicht nehmen die anderen Menschen uns aber auch als Geschwister wahr, weil wir beide braune Haare haben. Sogar die gleiche Haarlänge.
Der Einkauf artet ziemlich schnell aus, so wie ich es schon gedacht hatte. Der größte Teil besteht aus Snacks, nur ein kleiner Teil aus gesunden Snacks. Der Rest aus Tiefkühlpizza, Nudeln und Fleisch, weil die Zwerge heute gerne grillen wollen. Ich bin gespannt.
Die Einkäufe teilen wir auf vier Tüten auf und tragen sie zum Auto, was ja glücklicherweise gleich vor der Tür steht. Nach fünfzehn Minuten sind wir wieder zuhause und Kili und ich bringen die Tüten in die Küche. El und Valerie helfen mir die Einkäufe in der Küche zu verstauen.
„Hast du Nutella mitgebracht?", fragt Eloise und guckt in eine der Taschen. Ich nicke. „Fili! Wir haben neue Nutella!", ruft sie ins Wohnzimmer und von dem blonden Zwerg kommt ein zustimmendes „Whohoo". Ich muss lachen.
„Ist Noa wieder da?", hake ich nach, da sie gegangen ist, bevor ich mit Kili losgefahren bin. „Ja ist sie. Und stell dir vor: wir haben alle nicht mitbekommen, dass Thranduil mit gegangen ist", erzählt Valerie. Ich lasse von meinem tun ab und gucke sie an. „Echt? Und?", frage ich.
„Sie haben sich versöhnt. Mehr hat Noa nicht erzählt", meint Eloise und verstaut die Nudel Packungen in einer Schublade. „Na, das ist doch mal was", sage ich und bin erstaunt von Thranduils Verhalten. Ich dachte nicht, dass er sich entschuldigt.

Von Mittelerde nach DeutschlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt