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Der Ausflug in den Wald

Eloise POV
Mich umhüllt ein grelles Licht und ich muss die Augen zusammen kneifen. Meine Haut fängt an zu kribbeln. Was habe ich getan? Ich habe keinen Halt mehr unter meinen Füßen und es fühlt sich an, als würde ich eine gewisse Zeit lang, einfach nur schweben. Noch besser beschreibt es das Gefühl, wenn man Unterwasser ist und in der Materie umhertreibt. Doch dieser Zustand bleibt nicht lange, denn ich spüre irgendwann den Aufprall mit dem Boden und öffne schlagartig meine Augen. Langsam komme ich zur Besinnung und schaue mich um. Ich bin in einem Wald, ich kann nur Bäume und Büsche sehen.
Meine Augen weiten sich. Bin ich etwa in Mittelerde? „Oh mein Gott?", kreische ich und schlage mir die Hand vor den Mund. Dann erfasst mich aber wieder die Angst. Ich bin in Mittelerde. Allein. Ich habe keine Waffe, ich kann mich nicht verteidigen. Ein Schauer läuft mir den Rücken herunter, bei dem Gedanken, dass ich vielleicht von den riesigen Spinnen des Düsterwaldes umzingelt bin. Wenn das wirklich stimmen sollte, dann habe ich mit meinem Schrei eben, mein eigenes Todesurteil gesprochen.
Ich sammele mich wieder. Ich sollte mich hier wegbegeben. Wenn mich etwas gehört haben sollte, dann sollte ich nicht hier bleiben. Aber wohin. Ich habe keinerlei Orientierung. Ich kann nicht mal sagen wo Norden ist, es ist alles voller Bäume.
„Scheiße, was mache ich jetzt?", frage ich mich selbst. Meine einzige Idee ist, einen Weg oder wenn es auch nur ein kleiner Pfad ist, zu suchen. „Es ist alles gut, du schaffst das!", versuche ich mich selber zu beruhigen und gehe ein paar Meter.

Ich finde tatsächlich einen Weg, der hier und da durch ein paar Steinplatten erkenntlich ist. Warum gibt es in Mittelerde keine Wegweiser? Ich rümpfe die Nase. Vielleicht erkenne ich irgendetwas aus dem Film wieder. Aber als ich mich umschaue klingelt nichts bei mir.
Als sich dann auch noch eine Gabelung des Weges vor mir aufmacht,  würde ich am liebsten los heulen. Ich atme einmal tief ein und aus. Okay, lass dich leiten, vielleicht spürst du irgendwas? Aber da ist nichts. Schließlich entscheide ich mich für rechts, da mir die Seite freundlicher aussah. Ich gelange zu einem kleinen See, fast schon ein Teich, gefüllt mit Seerosen. Als ich mein Spiegelbild in dem Wasser sehe stocke ich. Mit Verwunderung stelle ich fest, dass meine Ohren viel spitzer sind, als wie es normal wäre. Ich fasse sie an, das sind Elben Ohren. Und der Wald ist nicht laut, ich höre einfach nur besser und mehr. Das zirpen von Insekten, das leise Plätschern des Wassers, das Geräusch des Gras, das unter meinem Gewicht nachgibt. Und ein Knacken im Unterholz. Schreckhaft drehe ich mich um, aber ich spüre bereits die Klinge eines Schwertes an meinem Hals. Vor mir steht ein braunhaariger Elb in einer Rüstung. Ein Anderer greift nach meinen Armen und hält diese hinter meinem Rücken fest, sodass ich sie nicht benutzen kann.
„Nicht bewegen!", befielt der braunhaarige mit dem Schwert, während ich ängstlich auf die Klinge gucke. Ich weiß nicht, ob ich nicht einfach froh sein sollte, dass es nicht die Spinnen sind.
„Wo bin ich?"
„Wer seid ihr?", fragen er und ich gleichzeitig. „Ihr seid im Reich des Elbenkönigs Thranduil!", antwortet er mir und ich bin einfach nur froh, dass ich nicht irgendwo anders bin. Er nickt mir zu, um mir zu verständigen, dass ich nun reden soll.
„Ich bin Eloise", ich stocke, „Eine Freundin von Prinz Legolas!", meine ich und kneife kurz die Augen zusammen. Ich hoffe, er glaubt mir. Er lacht auf. „Ich habe dich noch nie zuvor hier gesehen!". Ich wusste, dass er meine Geschichte nicht glaubt.
Oh Legolas, wärst du jetzt bei mir.
„Was ist hier los?" Eine dritte Person erscheint. Es ist Tauriel.
„Tauriel, diese Person sagte, sie wäre eine Freundin von Prinz Legolas. Kennst du sie?", wendet sich der braunhaarige an Tauriel. Diese mustert mich von unten bis Oben und schüttelt schließlich den Kopf. Sie geht um mich rum.
„Wer bist du?", fragt sie, ihre Augen verlassen mich keine Sekunde.
„Ich habe die Wahrheit gesagt!", sage ich, „Ich kenne Legolas!"
„Aber ich kenne dich nicht.", hisst sie. Ich spüre das Schwert immer noch an meiner Kehle. „Was hast du da in der Hand?", fragt sie plötzlich und ich weite meine Augen. Das Armband, natürlich! Wenn ich den Spruch noch mal aufsage, komme ich vielleicht wieder zurück nach Hause! Meine Atmung wird flach, als ich versuche mich an den Spruch zu erinnern.
„Elen sila lumenn...", ich kneife die Augen zusammen. Komm schon Eloise. „Elen sila lumenn" Wie war das letze Wort, verdammt.
„Was flüsterst du? Was flüstert sie?" Tauriels Stimme klingt hysterisch, als sie einen Dolch zückt, an mich herantritt und ich die Spitze an meiner Taille spüre. Ich muss meine Tränen unterdrücken. Das läuft nicht gut. Ich verschließe meine Hand so doll um das Armband, dass sie schon fast weh tut. Wie heiß das letze Wort?
„Elen sila lumenn... omentielvo" Bitte lass es richtig sein. Ich will einfach nur wieder nach Hause. Zurück zu Legolas. Ich möchte mich wieder sicher fühlen.

Und dann umhüllt mich das weiße Licht erneut.

Von Mittelerde nach DeutschlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt