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Das Reich des Düsterwaldes

Eloise POV
Bevor wir die Lichtung des Palastes erreichen, sollen wir uns in eine Reihe aufstellen und Legolas' Gefangene darstellen. Die Wachen an den großen Eingangstoren gucken etwas skeptisch und wollen ihrem Prinzen die Arbeit abnehmen. Ein Blick von Legolas reicht jedoch schon aus und sie verstummen und stellen sich zurück auf ihre Posten. Stumm gehen wir hinter ihm her bis hinab in die Verließe. Mir läuft ein Schauer über den Rücken, denn in echt ist die Atmosphäre unter dem Thronsaal viel beängstigender, als es im Film wirkt. Die Kerker sind gefüllt mit Gefangenen, die uns hasserfüllt oder schmachtend angucken, als wir an ihnen vorbei gehen. Ich hätte am liebsten nach Legolas' Hand gegriffen, aber verkneife es mir sofort. Die Zwerge werden in ihre Zellen aufgeteilt, ohne zu murren lassen sie es zu, denn sie wissen, dass es zu unserem Plan gehört. Wir dürfen kein Aufsehen erregen und so wenig wie mögliche vom eigentlichen Handlungsstrang abweichen.

„Ihr wisst, dass ich dass nicht machen würde, wenn ich es nicht müsste", sagt Legolas leise, als er das Gitter und somit Thorin, Valentina und Valerie einschließt.
„Das wissen wir doch!"
„Das nun mal eben der Weg" sagen Valerie und Tini gleichzeitig.
„Ich habe euch lieb", flüstere ich noch schnell, als Legolas zur nächsten Zelle geht und die Tür für Kili, Fili und Johanna aufhält. Die drei gehen hinein und schauen uns schließlich an, als Legolas die Tür schließt und den Schlüssel im Schloss umdreht. Ich sehe noch wie Johanna zum Abschied winkt, jedoch werde ich schon von dem blonden Elb weggezogen. Schnellen Schrittes und so leise, wie es Elben können, eilen wir durch die Gänge, bis wir an einem Raum angelangt sind, in den er mich rein schubst und mir signalisiert ich solle hier warten und leise sein. Dann schließt er schnell die Tür und Stimmen ertönen vor der Tür.
„Prinz Legolas, wir haben Ihre Rückkehr nicht sobald erwartet und zudem nicht alleine ohne Garde!"
„Ich habe meine Leute im Eifer des Gefechts aus den Augen verloren. Deshalb kam ich allein!", lügt er, „Ich wollte meinem Vater die Gefangenen ausliefern. Es wird ihn interessieren, dass Thorin Eichenschild unter ihnen ist"
„Ich werde ihn sofort benachrichtigen, mein Prinz!"
„Gen hannon, Elros!" Und dann höre ich Schritte und die Stimmen sind weg. Ich warte eine kurze Zeit, bis sich die Tür wieder öffnet. Ich greife erneut nach meinem Schwert, verstecke mich hinter der Tür und hoffe, dass es einfach nur Legolas ist und nicht jemand fremdes.
„Keine Sorge, ich bin es!"
Ich atme lautstark aus und lasse die Waffe wieder sinken. Legolas hat einen kleinen Haufen Klamotten in den Armen und schaut glücklich zu mir.
„Hier", er übergibt mir den Stoff, „ich hoffe es passt dir"
„Danke!" ich lächle ihn an, gebe ihm zuerst sein Schwert wieder und halte mir dann das Kleid an den Körper.
Nachdem ich das schön verzierte aber doch schlichte Kleid übergestreift habe, wünschte ich dieser Raum würde einen Spiegel beinhalten, denn ich fühle mich wunderschön. Legolas tritt an mich heran und löst meinen geflochtenen Zopf, sodass mir meine Haare nun in Wellen über die Schultern fallen. Dann dreht er mich an der Taille herum und küsst mich.
„Ich wollte dich schon immer in Elbenkleidung sehen!" gibt er zu und stupst meine Nase mit seiner an.
„Und, wie mache ich mich?" Ich schaue ihn verliebt an.
„Sehr gut!" Er küsst mich noch einmal.

Unser nächstes Ziel ist der Thronsaal. Jetzt, wo ich das schöne Kleid anhabe, fühle ich mich nicht mehr so alienartig und werde nicht mehr skeptisch angeguckt. Jetzt sind es eher die Hofdamen, die hinter uns her gucken und sich wundern, wer die unbekannte Neue bei Prinz Legolas ist. Wir reden den ganzen Weg über kein Wort, was mich etwas verunsichert, bis wir beim Thron angelangen und ich Noa sehe. Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass sie in diesem Moment neben Thranduil steht, ebenso wie ich in einem hübschen Kleid, und unversehrt wirkt.
„Dank den Göttern, du bist hier!", rufe ich aus, als ich sie erreiche und sie mich in ihre Arme schließt.
„Du warst nicht bei uns, ich dachte schon du bist sonst wo gelandet!", mache ich meiner Sorge zum Ausdruck und lächele sie glücklich an.
„Oh, ich bin hier gelandet, genau hier um genau zu sein!" erzählt sie und zeigt mit ihrem Finger auf den Boden, „schönes Kleid!"
„Danke, du auch!" Wir müssen lachen. Mir geht es nun viel besser, wo ich bei ihr bin und weiß ihr geht es gut.
„Habt ihr die Zwerge eingesperrt?", fragt sie dann, als im selben Moment ein Elb der Garde herantritt.
„König Thranduil..." er unterbricht sich selbst, als er Noa und mich erblickt.
„Ich wusste nicht, dass Euer Hoheit Besuch haben! Wer sind die wehrten Damen?" Ich ziehe meine Augenbrauen in die Höhe und gucke erwartungsvoll zu Thranduil, dem man kein Hauch von Unsicherheit anmerken kann.
„Das sind Lady Noa und Lady Eloise aus-", er stockt. „Aus Bruchtal, freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen!", hilft Noa ein und streckt dem verdutzen Elb die Hand entgegen. Nach einem fragenden Blick zu seinem König, nimmt er Noas Hand entgegen, führt sie in die Nähe seines Gesichtes und beugt dieses herunter. „Mit wem haben wir das Vergnügen?", fragt Noa als der Elb auch mich begrüßt.
„Mein Name ist Elros, Mitglied der Palastwache!", stellt er sich vor und wirkt nicht mehr bekümmert um seine eigentliche Aufgabe. „Wie lange werden die Damen bei uns logieren?" Elros wirkt ganz angetan von uns, als er uns eine Frage nach der anderen stellt.
„Elros!" Thranduils Zornesfalten sind zu sehen und seine tiefe Stimme hallt durch das Schloss.
„Mein König!", stottert Elros und besinnt sich sichtlich.
„Was führt dich hierher?", seine Stimme klingt genervt, jedoch hört man auch, dass er versucht höflich zu bleiben. Legolas tritt zu dem aufgeregten Elb heran und legt beruhigend eine Hand auf seine Schulter, „Danke, Eros, ich kann ab hier übernehmen!" Er lächelt ihm zu, und Eros weiß, dass er zu gehen hat.
Wir warten einen Moment, bis er sich weit genug entfernt hat bis wir wieder anfangen zu reden.
„Sind die Zwerge eingesperrt?", fragt Thranduil dann irgendwann leise, als es ihm sicher erscheint. Legolas und ich nicken unisono. „Ich denke trotzdem, dass wir sie nicht wie richtige Gefangene behandeln sollten oder?", meine ich, „wir könnten ihnen wenigstens etwas mehr Essen bringen, als wie üblich. Ihr wisst wie viel die verdrücken!"
„Und andere Kleidung für Johanna, Tini und Valerie", schlägt Noa vor. „Wir sind keine Feinde mehr, Thranduil!", sagt sie sanft, als sie sein Gesichtsausdruck sieht. Er nickt. „Richtig".

Von Mittelerde nach DeutschlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt