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Besuch

Eloise POV
In meinem Kopf rattert es. Ich habe drei Fragen: wie kann es sein, dass wir gerade vor zwei Elben und drei Zwergen aus einer anderen Welt, einem anderen Universum, welches es eigentlich nur in Büchern gibt stehen? Träume ich gerade? Und wie kann ich sicher gehen, dass Legolas nicht gleich seinen Pfeil auf mich schießt?

In was für einer Situation befinde ich mich hier eigentlich gerade? Ich ziehe die Augenbrauen zusammen, als meine Hände anfangen zu zittern. Hilfesuchend sehe ich zu Tini, die versucht Hero im Zaum zu halten, ohne sich ruckartig zu bewegen. Ich schaue also wieder zu Boden und überlege angestrengt, was nicht viel hilft, denn mein Kopf ist wie leer gefegt.
„Legolas, kannst du bitte aufhören auf mich zu zielen", frage ich kleinlaut und den Tränen nah. Ich versuche den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken und schaue ihn dann zum ersten Mal an. In seiner Miene regt sich etwas, aber seine Waffe senkt er nicht.
„Woher kennst du meinen Namen?", fragt er ernst, „ich habe dich noch nie zuvor gesehen". Bevor ich auf seine Frage antworten kann, meldet sich Thorin zu Wort.
„Wo genau sind wir hier?", fragt dieser, eher an Tini gewandt.
„Ihr seid in Deutschland", antwortet sie und fixiert ihn mit ihrem Blick. Fili räuspert sich: „verehrte Dame, ich glaube Ihr irrt euch. Ich kenne die Karte Mittelerdes, es gibt keinen Ort der Deutschland heißt!"
„Hmm, nun ja, ihr befindet euch aber nicht mehr in Mittelerde. Unsere Welt wird Erde genannt. Sie ist euch unbekannt, aber wir kennen eure Welt." erklärt Valentina und ich bin einfach froh, dass sie das Reden übernimmt und dabei auch noch ruhig und hilfsbereit ist. Sie schaut zu mir rüber, dann wieder zu den Mittelerdlern.
„Ich bin Valentina, das ist Eloise und das ist unser Hund Hero. Er ist ungefährlich, ihr könnt ihm vertrauen!" stellt sie klar, „ich weiß nicht, wie ihr in unsere Welt gelangt seid und ob das einen Grund hat, aber wenn ihr Hilfe braucht: ein Platz zum Schlafen und etwas Essen, dann können wir euch gerne helfen, vorausgesetzt ihr nehmt eure dämlichen Waffen runter". Daraufhin nimmt Legolas tatsächlich seinen Bogen runter und ich kann wieder aufatmen.

„Danke, aber wir brauchen Eure Hilfe nicht". Thranduil guckt uns mit eisernem Blick an. Er steht aufrecht, deutlich der größte von allen, und hält sein Schwert wie ein Gehstock in den Händen. Tini nickt knapp.
„Wenn das so ist, dann werden wir nun gehen", kündigt sie an, schaut zu mir und dreht sich langsam um. Ich tue es ihr gleich und mit einem Schritt bin ich neben ihr. „Tini, das...", setzte ich leise an, werde jedoch unterbrochen.
„Wartet!", Kilis Stimme ertönt und er läuft zu uns vor. Er hat ein nettes Lächeln auf den Lippen.
„Wir würden eure Hilfe gerne annehmen!"
Ich fange an zu lächeln. „Gut, lasst uns nur einen Moment zum Besprechen, okay?" sage ich und Kili dreht sich wieder weg, weißt den anderen mit einem Nicken an, dass er alles geregelt hat.
Ich drehe mich zu Valentina und gucke sie fragend an. „Träume ich hier gerade? Kannst du mich bitte mal kneifen, was geht hier ab?" rede ich und lege meine Hand auf meine Brust, um meine Atmung zu beruhigen. Tini schüttelt nur ungläubig den Kopf.
„Also, was machen wir jetzt?", fragt sie und schaut zu den Mittelerdlern rüber.
„Wir helfen ihnen, haben wir doch gesagt!"
„Dann nehmen wir sie also mit nach hause? Die Anderen werden ausrasten", sie pausiert, „das ist gerade alles ein bisschen viel für mich!", gibt sie dann zu, schließt die Augen und hält mit Daumen und Zeigefinger ihren Nasenrücken. Ich nicke nur zustimmend und schüttele meine Hände, in der Hoffnung, dass sie aufhören zu zittern.
„Okay, wir nehmen die Fünf also mit nachhause, geben ihnen einen Platz zum Schlafen, etwas zu essen und helfen ihnen dann wieder nach Mittelerde zu kommen?", fasse ich fragend zusammen, ziehe eine Augenbraue in die Höhe und sehe Tini an. Diese nickt nur einmal aussagekräftig und dreht sich dann zu den Mittelerdlern.

„Nun gut, wie schon gesagt, würden wir euch gerne unsere Hilfe anbieten. Wir nehmen euch mit zu uns nachhause, dort könnt ihr bleiben, bis wir eine Lösung gefunden haben, wie ihr wieder zurück nach Mittelerde kommt.", erkläre ich, meine Hände ineinander verschränkt, damit sie nicht zittern. Tini ringt sich ein nettes Lächeln ab, während die Anderen knapp nicken.
„Wir danken euch! Das ist sehr großzügig!", kommt es wieder von Kili. Warum der jüngste die ganze Zeit das Reden übernehmen muss, ist mir ein Rätsel.

Noa POV
Wir sitzen immer noch auf der Couch und gucken den letzten Hobbit Teil. Thorin ist gerade gestorben und Valerie hat Tränen in den Augen, als ich höre, wie sich die Haustür öffnet und jemand ins Wohnzimmer gerannt kommt.
„Leute!", fängt Tini an, läuft währenddessen zum Couchtisch, nimmt sich die Fernbedienung und schaltet den Fernseher ab. „Leute, ihr werdet es nicht glauben...", sie versucht ihre Atmung zu beruhigen, „wir haben Besuch mitgebracht und ihr werdet es nicht glauben, wer es ist!". Ihre Augen sind aufs Maximale aufgerissen und sie atmet laut. Auf ihrem Gesicht ist ein schelmisches Lächeln und sie guckt uns auffordernd an.
„Zac Efron", rät Johanna, nicht gerade amüsiert von Tinis Spiel. Letztere schüttelt nur ihren Kopf und schaut dann Valerie an.
„Gollum!", rät diese. Tini schüttelt den Kopf.
„Nein, aber knapp!"
„Valentina jetzt sag doch bitte!", meine ich und erhebe mich vom Sofa.
„Okay, rastet aber nicht aus!" warnt sie uns vor, als Eloises Stimme aus dem Flur ertönt.
„Bogen bitte! Und Thranduil dein Schwert!"
Mein Herz setzt kurz aus. „Wahrscheinlich", sage ich ironisch, „Thranduil ist zu Besuch, ne?" Ich schaue Tini ungläubig an. Diese fängt nur wieder an zu grinsen, „Nicht nur Thranduil! Thorin, Fili, Kili und Legolas auch", meint sie und hält sich an der Sessellehne fest. Meine Augen weiten sich. Wie kann das sein?
„Okay, einmal bitte dadurch", höre ich wieder Eloise Stimme, die die Anderen darauf hinweist, ins Wohnzimmer zu gehen. Und tatsächlich. Alle, die Tini eben aufzählte, kommen in das Zimmer, in dem wir verdutzt sitzen. Vollbekleidet in ihrer typischen Elben- und Zwergenkleidung, aber ohne Waffen. Ich greife neben mir nach Valeries Hand und muss mich selber daran erinnern zu atmen.
„Wie ist das möglich?", haucht Johanna, genauso durch den Wind wie ich.
„Ich kann es euch nicht sagen!" meint Valentina daraufhin nur.

Okay Noa, reiß dich zusammen. Atme. Fall nicht in Ohnmacht, du schaffst das.
Wow, Thranduil sieht in echt sogar noch besser aus, als in den Filmen.

Von Mittelerde nach DeutschlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt