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Kino: Teil 2

Valentina POV
So doll ich auch versuche mich auf den Film zu konzentrieren, es will mir nicht gelingen. Meine Gedanken schweifen zu Thorin, dann zu Eloise, dann zu Eloise und Thorin. Warum bin ich nicht einfach zu Hause geblieben. Und dass ich dann auch noch neben ihr sitzen muss, gibt mir den rest. Diese Eifersucht, die ich heute Morgen gefühlt habe, hat in mir eine Abneigung gegen Eloise hinterlassen und ich kann nichts dagegen tun. Ich habe ehrlich versucht mich wieder aufzuheitern, die Szene, die sich mir im Wohnzimmer geboten hat, zu vergessen. Aber es hat nichts geholfen. Und jetzt sitze ich hier zwischen Thorin und Eloise und würde am liebsten beiden meine Faust ins Gesicht schlagen. Es würde ja schon etwas bringen, wenn sie und Legolas rasch die Plätze tauschen würden. Denn die Gefahr ist zu hoch, dass wenn ich mit Thorin tausche, sie wieder anfangen würde an seinen Haaren rum zu kämmen.
Ich stecke mir noch eine Hand voll Popcorn in den Mund und versuche nun mich auf den Film zu konzentrieren. Meine Konzentration hält jedoch nicht lange an und ich stütze genervt meinen Kopf auf meine Hand.

„Eloise! Kannst du bitte aufhören zu schmatzen!" Ich bin auf Hundertachtzig. Sie weiß genau, dass Schmatzen eine Sache ist, bei der ich in Sekunden an die Decke gehen kann, und macht es aber trotzdem.
„Tut mir leid", flüstert sie und guckt mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an, „das kann man aber auch freundlicher sagen!", motzt sie. Eloise, ich schwöre, nur noch ein falsches Wort oder ein falscher Ton und ich schmeiße mein Popkorn durch den ganzen Saal.
„Ich muss mir dein Geschmatze jetzt schon seit der Film begonnen hat anhören und du weißt wie doll ich das hasse!", stelle ich genervt klar.
„Ich sagte doch schon, dass es mir leid tut. Aber du musst nicht gleich so aggressiv werden", zischt sie.
„Halt jetzt bitte deinen Mund! Ich möchte gerne den Film hören" Ich bin gleich weg. Aber sowas von.
„Valentina, bist du doof? Du hast doch angefangen!", meint sie, greift in ihre Popkorn Tüte und schmeißt mir Popkorn entgegen. Ich glaub's nicht. Das wars, meine Hutschnur ist gerissen.
„Bist du eigentlich bescheuert?", hisse ich aufgebracht und klopfe mir die Krümel von der Kleidung.
„Tja, Pech gehabt. Wer provozieren muss, der kriegt es zurück!" sagt sie in einem Ton, der fast schon eingebildet klingt und der mich endgültig zum überlaufen bringt. Sie hat die Grenze überschritten und das kleinste bisschen an Wertschätzung einfach so davon geworfen. Aus der Wut heraus hebe ich meine Hand, kann dem Reflex nicht widerstehen, und klatsche sie ihr an die rechte Wange. Ich höre, wie Thorin hinter mir meinen Namen sagt, wie Valerie und Johanna geschockt, von dem Geräusch, das entstand als meine Hand auf Eloises Wange aufprallt ist, zu uns rüber gucken. Eloise wird stocksteif, dreht sich langsam wieder zu mir um, ihr Blick eiskalt, das rote Tuch gleich vor der Nase.
„Das war ein Fehler!", droht sie und hebt ihre Hand. Doch bevor sie sich weiter bewegen kann, mich wohl möglich schlägt, greife ich nach meinem Getränk und schütte es ihr in den Ausschnitt. Sie schaut an sich herunter, dann sieht sie wieder zu mir und bevor ich die Tränen in ihren Augen aufsteigen sehen kann, steht sie auf und verlässt den Kinosaal so schnell wie es ihr möglich ist. Ich nehme war, wie sich Noa am anderen Ende des Ganges erhebt und ihr hinterher rennt. Ein paar Sekunden später spüre ich, wie jemand vorsichtig meinen Arm greift und erkenne in der Dunkelheit, dass es Valerie ist, die sich auf Eloises Platz gesetzt hat.
„Was ist los?", fragt sie leise, doch ich antworte nicht. „Valentina du hast sie geschlagen!" Sie versucht zu mir durchzudringen, aber ich komme aus meiner Schockstarre nicht raus. Vor und hinter uns fangen die Leute an zu tuscheln und zu flüstern und es dauert nicht mehr lang, da werden wir alle aus dem Kinosaal raus eskortiert.

Eloise POV
Aufgebracht renne ich aus dem Saal und die Treppen runter. Meine Sicht verschwimmt und ich fasse vorsichtig an meine Wange. Valentina hat mich geschlagen.
Ich bleibe in dem Vorraum bei den Toiletten stehen und gucke mich selber im Spiegel an, nachdem ich meine Tränen mit dem Handrücken weggewischt habe. Meine rechte Wange ist knall rot und brennt. Dann öffnet sich die Tür und Noa guckt mich geschockt an.
„Was ist passiert?", fragt sie und begutachtet mein Gesicht. Tränen steigen abermals auf und diesmal kann ich sie nicht zurückhalten. Ich gehe auf Noa zu und schlinge meine Arme um sie. Sie erwidert die Umarmung sofort und streicht mir beruhigend über den Rücken.
„Valentina hat mich geschlagen", erzähle ich und schlucke schwer.
„Wieso?", sie guckt mich an.
„Ich habe geschmatzt, Noa. Ich habe nur fucking geschmatzt!", sage ich ungläubig und gestikulierte stark mit meinen Händen. Sie zieht ihre Augenbrauen zusammen. „Sie hat mich sofort angemeckert. Ich weiß nicht, was mit ihr los ist" meine ich ratlos. Valentina und ich sind schon so lange befreundet und etwas derartiges ist noch nie passiert. Weder zwischen uns beiden noch einer der Anderen. Ich weiß nicht warum sie gleich so genervt war.
„Hey, es ist alles gut. Sie war schon den ganzen Tag so komisch. Du warst nur der Grund, weswegen sie schlussendlich ausgerastet ist."
Ich löse mich von ihr. „Ihre Cola habe ich auch noch abgekriegt", sage ich und ziehe mein nasses und nun braunes Shirt von meinem Bauch.
„Hier, willst du meine Jacke überziehen?", bietet Noa an und zieht sich ihre Strickjacke aus. Ich lächele sie dankend an, ziehe mir schnell mein Oberteil über den Kopf und Noas Jacke an, und knöpfe dann die Knöpfe zusammen, sodass es wie ein Strickpulli aussieht.
„Ach und falls es dich aufheitert: Legolas sah aus, als würde er jeden Moment sein Schwert für dich zücken und dich verteidigen. Es ist ein Wunder, dass er hier nicht gerade bei uns steht, so wie er geguckt hat.", sie lächelt und ich werde rot. Legolas, warum muss ich immer grinsen, wenn du erwähnt wirst? Ich lache auf und denke an gestern Abend.

Ich sitze schon im Auto und warte auf die Anderen, die bei mir mitfahren. Den kleinen Spiegel habe ich runtergeklappt und begutachte meine Wange, die immer noch rot ist, so wie auch meine Augen. Als sich die Beifahrertür öffnet klappe ich den Sichtschutz wieder ein. Es ist Legolas. Er mustert mich für eine kurze Weile.
„Geht es dir gut?", fragt er dann leise und sanft und löst einen Schauer über meinen Rücken aus. Ich schaue ihn an und nicke nur. Er hebt seine rechte Hand und es sieht so aus, als ob er sie an meine rote Wange legen wollte, doch er zieht sie wieder zurück, als sich die hintere Tür öffnet und Johanna rein rutscht.
Unser kleiner Moment ist so schnell verschwunden, wie er auch gekommen ist.

Von Mittelerde nach DeutschlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt