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Gossip

Noa POV
Mit Legolas Schwert in der rechten Hand stehe ich hinter Thranduil und mache seine Bewegungen nach. Zumindest versuche ich es so gut es geht. Thranduil besitzt einfach eine gewisse Flüssigkeit in seinen Bewegungen, sodass es aussieht, als würde er vom Wind geleitet werden. Er sieht einfach unglaublich elegant aus, wie er das Schwert mal mit einer, dann mit beiden Händen um sich schwingt, dabei elegante Drehungen macht, so dass ich ihm am liebsten direkt ins Gesicht gesagt hätte, dass er aufhören soll so gut auszusehen und mich zu beeindrucken. Es ist ein Wunder, dass ich mich überhaupt so auf die Bewegungen konzentrieren kann, dass ich sie nach machen kann und nicht nur blöd dastehe und sabbere. Ich weiß nicht ob Thranduil das bemerkt hat, ich hoffe nicht. Zumindest scheine ich mich nicht ganz blöd anzustellen, denn er gibt mir regelmäßig positive Rückmeldungen. Ich weiß trotzdem nicht wie ich fühlen soll. Und ich glaube, dass ich einen ernsten Crush auf Thranduil habe.
„Fass ein bisschen weiter oben an" Thranduil tritt hinter mich, sein Bauch an einem Rücken, fässt mit einer Hand an das Schwert und rückt mit der anderen meine Hand ein kleines Stück nach oben. „Es liegt so leichter in der Hand und ist ausbalanciert", meint er und lässt von mir ab. Es ist, als würde er ein Stück von mir mit sich nehmen, denn ich fühle mich etwas leer, als er sich von mir entfernt und sich wieder vor mich stellt.

Das Training hat uns allen tatsächlich sehr viel Spaß gemacht und ich glaube, dass es uns noch etwas näher gebracht hat. Zumindest Mich an Thranduil. Ich muss ununterbrochen an seine Wärme denken, an das Gefühl von seinem Körper an meinem und an die unbefriedigende Kälte, als er wieder gegangen ist.
Was ist, wenn ich mich in ihn verliebt haben sollte? Geht das? Können wir als Paar funktionieren? Könnte er mich lieben? Kann er mich lieben, nachdem seine Frau gestorben ist? Ich kneife meine Augen zusammen. Die logischste Antwort ist, die die ich nicht hören will: Nein, kann er nicht. Elben lieben nur einmal. Wer hat sich die Scheiße eigentlich ausgedacht? Thranduil, was ist, wenn ich dich mehr mag, als es gut für mich wäre? Ich schaue zu ihm rüber. Er steht in der Küche und bemerkt meine Blicke nicht. Nicht, dass er es sollte. Ich glaube ich wüsste garnicht was ich machen würde.
„Hier bist du, ich habe dich schon gesucht" werde ich von El aus meinen Gedanken gerissen. Die Blonde lässt sich neben mich auf Sofa sinken und versucht meinem Blick zu folgen, um zu wissen wo ich so nachdenklich hingucke. Aber ich schaue sie stattdessen fragend an.
„Du wolltest mir etwas erzählen, worum geht's?"
Eloise fängt an zu grinsen, dann greift sie nach meiner Hand.
„Legolas hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten möchte". Ich stocke und schaue meine beste Freundin ungläubig an. „Du lügst!", vermute ich woraufhin sie den Kopf schüttelt. „Eloise!" ich atme lautstark ein, „Was hast du gesagt?".
„Dass es mich ein wenig überrumpelt" Ich blicke sie fragend an. Sie zuckt mit den Schultern. „Ich war mir auch nicht ganz sicher, ob er das überhaupt ernst meint, ich war total überfordert", Eloise hält kurz inne, als Fili an uns vorbei läuft.
„Und er?", hake ich nach. „Keine Ahnung, er hat einfach nur gegrinst. Ich habe nichts weiteres gesagt außer: irgendwann. Ich meine, Noa, wir stehen kurz vor einer Schlacht... ich verspreche ihm doch jetzt nichts"
„El, mach dir nicht so viele Sorgen. Es wird alles gut!" Ich rutsche dichter an sie und lege einen Arm um meine beste Freundin. Sie legt ihren Kopf auf meiner Schulter ab. „Würdest du denn?"
„Was?"
„Na, Legolas heiraten?"
„Pscht, die hören uns bestimmt", meint sie, dreht sich um zur Küche, in der Thranduil steht, und zeigt dann auf ihre Ohren. Ich verstehe und nicke wissend.
„Also?" frage ich nochmals. Sie nickt. Auf meinem Gesicht breitet sich ein lächeln aus.
„Bist du dir sicher?". Sie nickt noch einmal. „Aber nicht jetzt, verstehst du?". Jetzt bin ich es die nickt. „Wow. Ich kann es nicht glauben"
„Mh, ich auch nicht"

Als das Abendessen fertig ist und alle sich an dem großen Esstisch versammelt haben, ist Tini die erste, die sich gleich weiter ans Planen wagt. Man merkt an ihrer aufgedrehten Stimmung, dass sie den Plan so gut es geht durchdenken möchte, um die Zwerge, vor allem Thorin, vor dem Sterben zu bewahren. Valentina hat ein unfassbar großes Herz und würde alles für ihre Liebsten tun, aber seit ein paar Tagen ist sie anders. Nicht in einem negativen Sinne. Sie wirkt einfach anders: sie strahlt förmlich, ist jeden Tag gut gelaunt und ist nur noch bei Thorin zu finden. Sie und er sind quasi eins, immer nur beieinander und nicht zu trennen.
„Wann wollen wir denn nach Mittelerde?", fragt sie nun und steckt sich eine Gabel Nudeln in den Mund. Essen tut sie auch mehr als sonst. Dass mir das aufgefallen ist grenzt an ein Wunder, denn Tini isst von Naturaus viel, aber nicht so viel.
„Erst mal gar nicht! Ihr werdet alle draufgehen, wenn wir jetzt schon gehen würden", meint Thorin ernst. Thorin kann ziemlich unangenehm werden, aber das nur, wenn es mit seiner Familie zu tun hat. In den Wochen in denen ich ihn kennenlernen durfte, hat sich mir herausgestellt, dass Thorin Eichenschild einfach ein extremer Familienmensch ist und alles dafür tun würde, sie in Sicherheit zu wissen. Wenn Thorin nun also Tini eine kalte Antwort gibt, dann weiß man, dass sie ihm wichtig ist und er sie einfach nur beschützen will.
„Du hast gesagt, ich war die Beste von allen" Tini flirtet, das ist ganz klar. Nach Thorins klarer Antwort haben sich die Gespräche gespalten. Nur ich sitze still da, lausche mal dem einen dann dem anderen Gespräch.
„Das warst du auch", gibt Thorin zurück, zieht ihr Gesicht an ihrer Wange zu sich heran und küsst sie. Das ist für mich der perfekte Zeitpunkt, mich auf eine andere Konversation zu konzentrieren.
„Wir sollten noch mal Hobbit gucken", schlägt Johanna kauend vor. „Als wenn wir das nötig hätten", lacht El und stupst sie an. Aber Johanna hat recht, wir müssen uns so gut es geht vorbereiten.
„Wir sollten uns auf jeden Fall noch eine Woche Zeit nehmen, um euch vorzubereiten", meint Legolas dann ernst, lehnt sich zurück und legt seinen Arm auf die Lehne von Eloises Stuhl ab. Eloise stochert währenddessen in ihrem Essen rum und nickt sanft.
„Vielleicht sollten wir unseren Fokus auch auf den Nahkampf legen und nicht aufs Bogenschießen oder ähnliches", schlägt Kili besserwisserisch vor, und ich hätte fast gelacht, als Legolas sofort seinen Blick hebt und Kili anguckt, als würde er ihn töten wollen. Kili hingegen grinst schelmisch und es ist klar, dass er auf die nicht gewonnene Abstimmung anspielt. Ich bin tatsächlich nicht die Einzige, die die Szene lustig fand, denn Thranduil, am andern Ende des Tischen, muss auflachen. Er fasst sich jedoch schnell wieder, bis Legolas ihn mit dem selben Gesichtsausdruck anguckt. Man sieht, dass er sich das Lachen verkneift, er zieht nämlich seine Mundwinkel nach unten, aber es bilden sich trotzdem Grübchen und seine Augen verraten ihn. Ich fange daraufhin an zu lachen, weil die Situation einfach zu absurd komisch war. Thranduil fängt kurz darauf auch an zu lachen und Johanna auch, die die Situation anscheinend auch verfolgt hat.
Zusammen lachen wir, und die Anspannung fällt von uns ab.

Von Mittelerde nach DeutschlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt