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Die Reise in den Kampf
Freitag

Noa POV
Die ganze WG steht um unseren Esstisch herum, Thorin vor der Karte Mittelerdes, die er vor ein paar Tagen selber aufgemalt hat, hat die Hände aufgestellt und guckt auf unseren Plan. Das Hauptmerkmal der Karte sind die verschieden farbenen Linien, die unsere Wege durch Mittelerde darstellen und ein großer Kringel markiert den Ort der Schlacht. Bei dem Gedanken, dass wir uns in ein paar Stunden genau dort befinden wird mir ganz mulmig. Natürlich sind wir vorbeireitet, und die Jungs werden schon auf uns aufpassen, aber was ist, wenn wirklich etwas passieren sollte. Wenn irgendwem von uns etwas zustößt und ich nicht weiß, was ich machen soll? Denn für den Fall haben wir uns nicht vorbereitet. Wir sind einfach davon ausgegangen, dass schon nichts passieren wird, aber was passiert wenn es passiert?
Den Plan können alle auswendig, dafür hat Thorin gesorgt. „Was ist, wenn es Abweichungen vom Plan geben sollte?" Die anderen gucken mich alle an, als hätte ich gerade jemanden umgebracht. „Naja ich meine, wenn jemandem was passiert. Was ist wenn jemand von uns stirbt? Wir haben nur diese eine Chance euch am Leben zu behalten, wir könne die Zeit nicht zurück drehen. So sehr ich auch hoffe, dass der Plan funktioniert, aber ich glaube wir brauchen sowas wie Ausweichmöglichkeiten.", meine ich und schaue in die Runde. Und nun sehe ich zwei Arten von Reaktion vor mir: Akzeptanz, dass etwas schief gehen kann, und Blindheit, vor Angst, dass es wirklich passieren könnte.
„Noa hat recht, wir können uns nicht nur auf den einen Entwurf stützen" stimmt mir Legolas zu, der sich nun auch so wie Thorin auf den Tisch stützt. „Wir sind den Plan tausendmal durchgegangen, es kann nichts schief gehen!"
„Doch, Valentina, eben schon. Weil die Mehrheit, die die Schlacht ausmacht nicht in den Plan mit eingeweiht ist. Es kann alles passieren. Durch die Abweichungen, die alleine wir durch unser Auftauchen vornehmen, kann es sein, dass sich die komplette Timeline verschiebt. Wenn auch nur ein Ork durch zum Beispiel dich in eine andere Richtung läuft, kann das eine Kettenreaktion hervorrufen, die im Nachhinein zu noch größeren Abweichungen führt", versucht Eloise zu erklären. Auch wenn es zunächst kompliziert klang, macht es doch Sinn was sie sagt. Wir können nur durch eine kleine Veränderung der Handlung, ein ganzes Geschehnis verändern. Valentina ist jetzt ruhig und die anderen erheben ihr Wort nach Eloises Ansprache auch nicht mehr. Es entsteht eine kurze leicht unangenehme Stille zwischen uns, bis Johanna zu einem Satz ansetzt.
„Okay", sie pausiert kurz, „ich glaube es ist Zeit. Wir können uns nicht besser vorbereiten. Unsere Aufgabe ist es die Zwerge vor ihrem Tod zu bewahren, also werden wir das auch machen. Egal was es kostet", sie schaut uns alle nacheinander an, dreht sich dann um und geht aus dem Zimmer.
Die Mittelerdler ziehen sich derweil ihre Kleidung an, mit der sie hierher gekommen sind. Wie Mädchen sollen passende Kleidung in Mittelerde kriegen, damit wir nicht so sehr auffallen. Als schließlich auch alle Waffen ihren Besitzer gefunden haben, stehen wir alle in einem großen Haufen im Wohnzimmer, mit unseren Armbändern in der Hand.
„Na dann..." sagt Eloise neben mir leise und ich sehe noch ihre Hand, die nach Legolas greift, bevor sie beginnt den Spruch zu lesen. Ich bringe meine Hände in denen ich den Armreif halte auf Bauch höhe und sehe, dass sie zittern. Ich atme einmal tief ein und aus, bevor ich mit leicht zitternder Stimme und trockenem Hals anfange laut zu lesen.
„Elen sila..." eine Hand greift meine, ich stocke. Thranduil, mitten im Satz, schaut zu mir rüber. Seinen Blick kann ich nicht deuten, doch ich weiß, dass mir seine Berührung irgendwie meine Angst nimmt, und zusammen sprechen wir den Spruch zu ende, Hand in Hand.

Eloise POV
Kaum ist der Satz über meine Lippen umhüllt mich das weiße Licht und ich schwebe im Nichts. Ich spüre auch Legolas' Hand nicht mehr in meiner, bis sich der grelle Schein lichtet und ich wieder festen Boden unter meinen Füßen spüre.
„Ich weiß nicht, ob ich das Gefühl mag" nuschele ich eher zu mir selbst und schüttele kurz meinen Kopf um mich zu sammeln.
„Es funktioniert wirklich", haucht Legolas neben mir nun und schaut sich erstaunt um. Wir sind wieder umhüllt von Bäumen, wir sind also wieder unwillkürlich im Düsterwald gelandet. Zum Glück habe ich jetzt Legolas bei mir, der sich im Wald wahrscheinlich so gut auskennt, wie ich im Ikea. Ich drehe mich einmal um meine eigene Achse, um zu sehen, ob ich irgendetwas erkennen kann und sehe aber nur zum wiederholten Mal einen schmalen Pfad und die uneinladende Weite des Waldes
„Wir sind nicht weit vom Palast", meint Legolas zur selben Zeit und schaut schließlich zu mir. Er stutzt plötzlich und tritt einen Schritt näher. Dann streift er meine Haare hinter meine Ohren. „Deine Ohren... sie sind spitz. Du hast Elbenohren!", stellt er fest woraufhin ich meine Ohren betaste, die wirklich spitz zulaufen. „Wow. Cool", sage ich und verziehe beeindruckt das Gesicht, besinne mich dann aber wieder auf das wesentliche. „Wir sollten den Rest suchen. Wenn wir da gelandet sind, wo ihr alle verschwunden seid, dann sollten sie hier irgendwo sein.", erkläre ich Legolas nickt knapp und geht voran, ich folge ihm. Keine fünf Minuten später hat er auch schon die Fährte der Spinnen aufgenommen und eilt voran, während ich es sonderlich leicht finde mit ihm mitzuhalten. Was komisch ist, denn sonst habe ich gar nicht so eine gute Kondition und kann auch nicht so agil über Büsche und Äste springen.
„Legolas, hast du das gesehen?", frage ich ihn ungläubig, als ich an einen Ast gesprungen und mit einem Salto gelandet bin. Er lächelt mir zu und zeigt mir zwei Daumen nach oben. Als ich bei ihm ankomme drückt er mir einen knappen Kuss auf die Wange.
„Meinst du, wir erlangen, wenn wir hier sind irgendwelche Kräfte? Ich meine, das ist schon ziemlich krass oder?", meine ich und zeige auf meine Ohren. „Ich weiß nicht. Möglich ist es"

Nach weiteren zehn Minuten kann ich schon das Gebrüll von den Anderen und das Kreischen der Spinnen ausmachen. „Hier!", ruft Legolas und wirft mir im Laufen eins seiner Schwerter zu, die er bei seinen Pfeilen trägt, „für den Notfall, dass ich dich nicht beschützen kann!" Er dreht sich schnell wieder um, sodass er weiterlaufen kann, das Grinsen auf seinen Lippen ist mir jedoch nicht entgangen. Das Schwert habe ich mit graziler Leichtigkeit und einem Lächeln gefangen.
Die Zwerge, samt Valentina, Valerie und Johanna sind mitten im Kampf mit den Spinnen, als wir sie erreichen. Während Legolas auf einem Ast stehenbleibt und sofort anfängt seine Pfeile auf die Spinnen abzufeuern, springe ich leichtfüßig zu den anderen runter und hätte am liebsten gelacht, als ich neben Valerie lande. Valerie ist in unserem Leben einen halben Kopf größer als ich, aber jetzt überrage ich sie mindesten über zwei. Mittelerde ändert also doch unsere Gestalt.
„Wo wart ihr denn? Oh mein GOTT!" kreischt Johanna, als eine Spinne direkt in ihr ausgestrecktes Schwert reinläuft, „ICH DACHTE IHR WOLLTET UNS BESCHÜTZEN!?"
„Was geht hier vor sich?", nehme ich Dwalins Stimme wahr, „Wer seid ihr?"
„Keine Zeit für Erklärungen, Dwalin!", ruft Thorin ihm zu, während er einer Spinne die Beine absäbelt.
„Wir sollten uns beeilen und hier verschwinden, bevor Tauriel auftaucht. Ich weiß nicht wie ich ihr das Ganze erklären soll!" Legolas steht plötzlich neben mir. Es ist als würde ich plötzlich etwas spüren und mein Körper handelt aufeinmal wie von selbst, „Achtung!", sage ich laut, drehe mich grazil um 180 Grad und ramme einer Spinne, die sich von Oben herab geseilt hat, mein Schwert direkt in den Kopf. Die Kreatur geht mit einem ekelhaften Ton zu Boden und krümmt die Beine zusammen.
„Sieht eher aus, als müsste ich dich beschützen", grinse ich Legolas an, insgeheim erstaunt von meiner Handlung.
„Lass uns weiterziehen, bevor noch mehr von den garstigen Dingern kommen!", schlägt Fili vor und erhält ein einstimmiges Nicken von uns. Auf dem Weg zum Palast, klärt Thorin die unwissenden Zwerge über die Situation auf. Ich gehe währenddessen neben Johanna und Kili her und schwinge das Schwert lässig neben mir herum.
„Ich bin also eine Zwergin und du eine Elbin. Es ist so krass oder? Ich meine, wir hätten auch einfach Menschen bleiben können, aber das ist viel cooler! Ich fühle mich auch ganz anders, so kräftig irgendwie"
„Wie ein Zwerg eben!", gibt Kili dazu, Johanna nickt, wie auch ich.
„Meinst du Noa ist im Palast gelandet?" frage ich, obwohl ich weiß, dass mir keiner die Frage beantworten kann.
„Ich hoffe es zumindest!" gibt Johanna zurück, „nicht, dass sie irgendwo mitten im Wald gelandet ist"
„Danke sehr, jetzt mache ich mir richtige Sorgen", sage ich zerknirscht und fange an nervös auf der Innenseite meiner Wange zu kauen.

Von Mittelerde nach DeutschlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt