Der Trank der Verbindung

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Am nächsten Tag saß Emma zusammen mit Julie, John und Anthony im Gemeinschaftsraum der Slytherins. Ihre drei Freunde waren gerade damit beschäftigt deren Hausaufgaben für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu machen. Emma hatte diese zum Glück gerade beendet und sich ihrem Buch ‚Gedanken und Erinnerungen beschützen und erkennen' gewidmet.
Sie war bereits bei einem der letzten Kapitel angelangt und hoffte noch weitere Hinweise zu finden, die ihr dabei halfen ihre Fähigkeiten in Okklumentik zu verbessern. Doch schien das Buch in seinen letzten Kapiteln dieses Themengebiet nicht mehr zu behandeln.
Leise stöhnte Emma auf. Schade. Sie hatte wirklich gehofft, dass es noch mehr brauchbares Wissen in dem Buch gibt. Aber nichts.
Das Kapitel, welches sie gerade las passte eher in ein Zaubertrankbuch. Es beschrieb, wie man einen Trank herstellen konnte, der es einen erlaubt seine Gedanken für eine bestimmte Zeit vor Familienmitglieder zu schützen. Im Prinzip steigerte er einfach die Okklumentikfähigkeit gegenüber einem Blutsverwandten. Schade, dass es so einen Trank nicht für zwei Zauberer gab, die magisch miteinander verbunden waren. Dann könnte Harry vielleicht endlich seine Gedanken vor Voldemort schützen.
Vielleicht konnte man den Trank ja irgendwie umformen, sodass er diesen Zweck erfüllen würde. Emma blätterte ein paar Seiten weiter, doch auf keiner einzigen fand sie einen Anhaltspunkt, dass so etwas möglich wäre.
Innerlich ärgerte sich Emma darüber. Es wäre einfach perfekt gewesen so einen Trank zu haben. Aber nichts in diesem Buch würde Harry oder ihr dabei helfen Gedanken vor Voldemort oder den Todessern geheim zu halten.
Enttäuscht blätterte sie zum nächsten Kapitel. Sie hatte nur wenig Hoffnung, dass dieses ihr Problem lösen würde und nahm sich schon vor in die Bibliothek zu gehen und dort noch einmal nachzuschauen. Bevor sie das Buch zuklappte, fiel ihr der Titel des Kapitels ins Auge und für einen Moment blieb ihr die Luft weg. Sie konnte kaum begreifen, was sie dort sah. Hastig und mit leicht zitternden Fingern begann sie zu lesen.


Der Trank der Verbindung

Wie in der Forschung der Gedanken und Erinnerungen bereits lange bekannt ist, fällt eine Verbindung der Gedanken und Erinnerungen am leichtesten mit den Personen, mit denen man das gleiche Blut teilt.
Dieses Wissen wurde schon häufig angewendet für verschiedenste Zaubertränke und Zaubersprüche.
Der spanische Zaubertrankmeister Emilio Perez hat vor nicht allzu langer Zeit einen Zaubertrank entwickelt, der es einer Mutter ermöglichen soll, eine gedanklich Verbindung mit ihren Kindern herzustellen. Zu Nutze machte er sich dabei das starke Band zwischen Mutter und Kind.
Ist der Trank richtig zubereitet, gibt es einen Austausch der Gedanken. Besonders hilfreich und interessant ist dies, wenn die Kinder noch kleiner sind. Eine Mutter könnte so beispielsweise sehen, was ihrem Neugeborenen fehlt.
Andersherum funktioniert dieser Trank natürlich auch. Von Kindern eingenommen, ermöglicht er diesen die Gedanken der Eltern einzusehen. Sollten ihre Eltern beispielsweise nicht mehr bei Bewusstsein sein, können sie so mit ihnen in Kontakt treten.
Dies alles passiert natürlich nur für eine bestimmte Zeit.
In abgewandelter Form trägt der Trank dazu bei, dass man bestimmte Erinnerungen übertragen bekommt. Die Zeitspanne für die Erinnerungen, welche man zu Gesicht bekommen will, kann variiert werden (siehe Anleitung des Trankes). Es wird aber strikt davor gewarnt mehr als ein Jahr einsehen zu wollen. Am simpelsten ist die Einsicht in die Erinnerungen, die gemacht wurden, kurz nachdem die Verbindung zwischen Mutter und Kind angefangen hat oder beendet wurde.


Anmerkung: In vielen Ländern (u.a. Österreich, Italien, Großbritannien, Ägypten, China und andere) ist dieser Trank als unsicher eingestuft wurden und somit nicht publiziert. Es kann zu gravierenden Nebenwirkungen kommen. So kann es beispielsweise sein, dass Blutsverwandte bis zum zweiten Grad ebenfalls Einsicht in die Erinnerungen und Gedanken bekommen. Weitere Nebenwirkungen sind Übelkeit, Müdigkeit, Schwäche, Kopfschmerzen, Orientierungslosigkeit und Ohnmacht.
Der Trank darf NICHT während einer Schwangerschaft eingenommen werden, da damit das Kindeswohl gefährdet ist! Außerdem darf er NICHT von Kindern eingenommen werden, die noch keinen Zauberstab tragen.
Zudem kann der Trank bei falschem Brauen dazu führen, dass einem die eigenen Erinnerungen teilweise oder ganz abhanden kommen. Es wird daher davor gewarnt den Trank zu brauen, wenn man die Kunst der Zaubertränke nicht beherrscht!


Mit großen Augen blickte Emma auf den Text. Das war ihre Antwort. Mit diesem Trank könnte sie all ihre offenen Fragen klären. Es wäre ihr möglich die Erinnerungen ihrer leiblichen Mutter zu sehen und so hoffentlich zu erfahren, wer sie war. Die Anmerkungen überflog sie nur kurz. Sie wollte sich keine Gedanken darüber machen, was schieflaufen konnte. Es kam nur darauf an, was sie mit den Trank Gewinnen konnte: Das Wissen über ihre Herkunft.
Vor Aufregung fingen ihre Hände an noch stärker zu zittern.
„Alles okay Emma?", fragte Julie und sah sie mit besorgten Augen an.
Schnell nickte die Slytherin.
„Ja...ich...mir geht es gut", antwortete sie, schaffte es aber nicht ihre Augen von dem Buch zu lösen.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Julie sie mit gerunzelter Stirn musterte. Doch ging sie nicht weiter darauf ein. Sie blätterte zu der Seite, auf der das Rezept für den benötigten Zaubertrank stand
Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten, als sie die Liste der Zutaten und die komplizierten Arbeitsschritte sah. Noch nie zuvor hatte sie einen so schwierigen Zaubertrank gesehen.
Einige von den aufgelisteten Zutaten kannte sie nicht einmal. Aber das war unwichtig. Irgendwoher musste sie alle benötigten Dinge bekommen.
Jahrelang hatte sie nach Antworten gesucht und hiermit konnte würde es ihr möglich sein sie zu bekommen. Nichts konnte sie davon abhalten diesen Trank zu brauen.
Jetzt hieß es nur noch herauszufinden, was einige von diesen Dingen überhaupt waren.
„Ich muss in die Bibliothek", sagte Emma und bevor die anderen etwas erwidern konnten war sie schon aufgesprungen und auf halben Weg aus dem Gemeinschaftsraum.
Sie konnte die verwirrten Blicke ihrer Freunde im Rücken spüren. Später wäre noch genug Zeit es ihnen zu erklären.
So schnell sie konnte lief sie zur Bibliothek. Dort angekommen suchte sie nach einem Buch, in dem die verschiedensten Zaubertrankzutaten aufgelistet waren und deren Wirkung beschrieben wurde. Irgendwo hier musste es sein. Vor ca. einem Jahr hatte sie es schon einmal zur Rate gezogen, als sie für Snape einen Aufsatz schreiben musste.
Mit dem Finger stich sie über einige Buchrücken, bis sie endlich das gesuchte Buch erreichte. Hastig nahm sie es aus dem Regal und setzte sich an einem Tisch.
Vor Aufregung pochte ihr Herz wie wild.
Sie suchte nach alle Zutaten, die im Trank beschrieben wurden und glücklicherweise wurden alle in dem Buch aufgeführt. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. An einige der Zutaten würde sie ohne weiteres kommen. Andere würden ihr wohl größere Schwierigkeiten bereiten, aber irgendwie würde sie das schon schaffen.
„Hi Emma."
Die Slytherin zuckte erschrocken zusammen. Sie riss ihren Kopf an und sah das struppige Haar von Hermine.
„Worin bist du so vertieft?", fragte die Gryffindor und blickte neugierig zu den Büchern.
Für einen kurzen Moment überlegte Emma Hermine nicht einzuweihen, da sie ahnen konnte, was die Gryffindor davon halten würde diesen Trank zu brauen. Dies würde sicherlich einige Schulregeln brechen. Und man kannte ja Hermine.
Doch entschied die Slytherin sich um. Der Trank musste gelingen und Hermine wäre ihr eine große Hilfe beim Brauen. Immerhin war sie eine der besten Schülerinnen auf Hogwarts. Emma musste es nur schaffen sie zu überreden zu helfen.
„Ich glaube ich habe einen Weg gefunden, um herauszufinden wer meine leiblichen Eltern waren", antwortete die Slytherin und schob Hermine die Bücher hin.
Aufgeregt beobachtete Emma Hermine beim Lesen und Ansehen der Zaubertrankzutaten.
Als sie fertig war biss sich die Gryffindor auf die Lippen.
„Das ist ein ziemlich komplizierter Trank", murmelte sie und sah Emma mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
Emma seufzte.
„Ich weiß, aber wir könnten es schaffen ich zu brauen, oder?" Hoffnungsvoll sah Emma zu Hermine.
Diese spielte nervös mit ihren Händen.
„Emma, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre. Sieh dir doch nur einmal die Anmerkungen an." Die Gryffindor deutete auf die Passage.
Emma schüttelte nur mit dem Kopf.
„Die sind mir egal Hermine. Wir werden es doch schaffen ihn zu brauen, oder?" Mit einem durchdringenden Blick sah sie die Gryffindor an.
„Ich...Das...Der Trank ist nicht wirklich legal, Emma. Wir würden uns in große Schwierigkeiten bringen." Entschuldigend sah Hermine zu der Slytherin.
Das war genau die Reaktion, mit der Emma gerechnet hatte. Verdammt. Emma musste die Gryffindor einfach überzeugen ihr zu helfen.
„Bitte, Hermine. Ich weiß, dass ich viel verlange, aber das ist wirklich wichtig für mich. Wie würdest du dich fühlen, wenn du an meiner Stelle bist. Bitte. Ich werde es sowieso machen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es alleine schaffe. Doch mit deiner Hilfe gelingt der Trank bestimmt." Emma versuchte einen Hundeblick aufzusetzen. Sie hoffte, dass die Schmeicheleien Hermine dazu bewegen würden ihr zu helfen.
Immer noch nervös fing Hermine nun an mit einer ihrer Haarlocken zu spielen.
„Nun ja...Ich weiß nicht...Einige Zutaten sind wirklich...speziell. Da kommen wir nicht einfach so ran. Und die Arbeitsschritte sind nicht gerade einfach. Darüber hinaus denke ich, dass der Trank mindesten zwei Monate zum zubereiten braucht. Guck doch. Zwei Blätter einer Teufelsschlinge, die an zwei unterschiedlichen Vollmonden gezupft werden müssen..."
„Mir ist egal, wie lange der Trank braucht. Ich kann auch noch diese zwei Monate warten. Versteh doch Hermine, für mich ist es wichtig es herauszufinden. Dann kann ich endlich mit diesem Teil meines Lebens abschließen."
Flehend sah Emma zu der Gryffindor. Sie musste sie einfach verstehen. Es war nicht leicht nicht zu wissen, wo man herkommt. Natürlich werden die Menschen, die sie großgezogen haben immer ihre wirklichen Eltern sein, aber es war nicht zu leugnen, dass etwas fehlt. In einem Teil ihres Herzens klaffte ein Loch, welches Emma einfach nicht schließen konnte. Die Frage, wie ein Mensch es schaffen konnte sein Neugeborenes Kind einfach so aussetzen, musste Emma einfach beantworten. Sie wollten wissen, was der Grund dafür war, dass ihre leiblichen Eltern sie nicht haben wollten.
Hermine musste die Verzweiflung in den Augen der Slytherin gesehen haben. Langsam nickte die Gryffindor.
„Es gefällt mir nicht. Vor allem nicht, wenn ich mir die Anmerkungen durchlese. Aber okay. Ich helfe dir" sagte sie leise.
Ein strahlen kam auf Emmas Gesicht. Erfreut sprang sie auf und schloss Hermine fest in die Arme.
„Danke! Du bist die Beste!"
Hermine setzte ein nicht wirklich überzeugendes Lächeln auf.
„Wir müssen aber vorsichtig sein. Hörst du? Und es wird nicht einfach werden, einen Ort zu finden, an dem wir brauen können. Geschweige denn die ganzen Zutaten zu finden", sagte Hermine und sah verunsichert zu Emma.
Da hatte die Gryffindor natürlich Recht. Es würde schwierig werden, aber es war machbar. Die erste Hürde, die sie hatten, war der Raum. Er durfte nicht frei zugänglich sein. Und musste doch genug Platz bieten, damit man dort einen Trank brauen konnte. Der Trank müsste dort auch unbewacht stehen könne. So einen Raum im Trubel von Hogwarts zu finden war nahezu un...
„Der Raum der Wünsche", sagte Emma laut und konnte ihre Freunde über ihren Einfall nicht verdecken. Sie fing an auf ihren Stuhl hin und her zu wippen.
Hermine nickte langsam.
„Das würde gehen", meinte sie.
Die Slytherin strahlte sie an. Es würde nicht nur gehen, es wäre perfekt. Sie könnten sich den Raum so wünschen, dass niemand anderes außer den beiden Zugriff auf den Trank hatten.
„Bleibt nur noch die Frage, wie wir an die Zutaten kommen. Einige gibt es zwar im Vorratsschrank, aber andere werden sicherlich nicht dort aufbewahrt."
„Was ist mit den Professoren", warf Emma ein, „Ich bin mir sicher, dass Slughorn oder Snape noch Zutaten besitzen, die man nicht einfach so findet."
„Hmm..." Bei der Vorstellung die Zutaten von einen ihrer Lehrer zu klauen, schien Hermine sich nicht sehr wohl zu fühlen.
„Ich glaube Slughorn mag mich. Ich bin doch Teil seiner blöden Gruppe. Da kann ich mich doch einfach bei ihm einschleimen und bekomm dann vielleicht alles was wir brauchen. Wenn nicht versuchen wir es bei Snape."
Hoffentlich würde es klappen. In Snapes Büro einzubrechen wäre mit Sicherheit kein schönes Erlebnis.
„Du kannst das versuchen. Und die frischen Zutaten könnten wir aus den Gewächshäusern holen. Ich glaube da müsste es alles geben."
Emmas Lächeln wurde breiter. Hermine hatte einen Vorschlag gemacht, wie sie an die Zutaten kamen. Sie schien sich damit abzufinden den Trank zu brauen. Das war gut.
„Wir könnten gleich Montag anfangen", sagte die Slytherin aufgeregt, „Die Anfangszutaten müssten wir bis dahin zusammenbekommen. Ich kann sie während Zaubertränke mitnehmen."
„Dann Montag", murmelte Hermine.
„Danke Hermine", sagte Emma noch einmal und erntete ein halbherziges Lächeln.
Die Gryffindor würde sich damit schon abfinden.
„Wen werden wir davon erzählen?", fragte Emma leise.
Die Slytherin war sich nicht sicher, ob es klug wäre Harry und Ron einzuweihen. Es kam schon mal vor, dass sich die beiden verplapperten. Hinzu kam noch, dass falls sie tatsächlich in Snapes Büro einbrechen würden, dieser wahrscheinlich zuerst Harry als Verdächtigen heranzieht. Er hasste den Gryffindor. Wäre es dann nicht schlauer, wenn Harry von nichts wüsste?
„Ich denke, dass wir erstmal niemanden etwas erzählen sollten", flüsterte Hermine halb, „es ist sicherer, wenn nur wir beide davon wissen."
Emma nickte. Hermine hatte Recht. Und doch gab es noch eine Person, der sie sich auf jeden Fall anvertrauen wollte.
„Julie sollte es wissen."
Hermine setzte einen misstrauischen Blick auf.
„Sie wird es für sich behalten. Glaub mir. Julie hat mir schon so oft bewiesen, dass sie immer zu mir halten würde."
„Wenn es sein muss", brummte Hermine.
Emma nickte.
Das war wohl eines der bedeuteten Tage in ihrem Leben. Nur noch zwei Monate und sie würde herausfinden, woher sie kommt.

~*~

Was haltet ihr vom Trank? Findet ihr es gut, dass Emma daraus ein Geheimnis macht?

Heute endlich mal ein neues Kapitel. Es tut mir leid, dass so lange nichts kam. Ich war nicht Zuhause und mein Tablet wollte die Kapitel nicht richtig hochladen :) Naja jetzt geht es wie gewohnt weiter :D Es würde mich super freuen, wenn ihr mir schreibt, wie ihr das Kapitel findet :D

Alles wird anders - Geheimnisse Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt