Der erste Auftrag

156 16 6
                                    


Wieder einmal wanderte Emmas Blick zu ihrer Uhr. Als sie das Zifferblatt sah, wurde ihr Herzschlag schneller. Sie hatte nicht einmal mehr eine Stunde bis sie dem dunklen Lord gegenüber treten musste. Unwillkürlich biss sich Emma auf die Lippen. Was würde er wohl von ihr verlangen? Emma malte sich die schrecklichsten Dinge aus, doch wurden ihre Gedanken schnell von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.
Angst durchzuckte ihren Körper. Wer konnte das nur sein? Sie hatte doch noch eine Stunde. Es war zu früh. Wie sollte sie das nur schaffen? Mit langsamen Schritten ging sie auf ihre Tür zu und öffnete diese mit zittrigen Händen. Ihre Augen weiteten sich als sie das blonde Mädchen vor sich sah. Augenblicke verstrichen in denen keine der beiden etwas sagte. Emma konnte nicht anders als sich über sich selbst zu ärgern. Warum musste sie in letzter Zeit nur immer wieder in Situationen gelangen, die sie überrumpelten?
„Hallo, Emma", ergriff Layla schließlich das Wort und strich sich nervös eine blonde Strähne hinter ihr Ohr. „Darf ich reinkommen?"
Emma wusste nicht, was sie mehr überraschte. Die Tatsache, dass ihre ehemalige Freundin wusste, dass sie sich im Malfoy Manor befand oder, dass Layla sie gerade anlächelte. Schon seit Ewigkeiten hatte sie diesen Ausdruck nicht mehr auf dem Gesicht von Layla gesehen. Immerhin hatten sie seit eineinhalb Jahren kein freundliches Wort mehr mit ihr gewechselt.
Mit gerunzelter Stirn nickte Emma und trat einen Schritt zurück, damit Layla in den Raum kommen konnte.
Wieder legte sich ein Schweigen über die Mädchen. Beide wussten sie nicht, was sie als nächstes tun sollten.
„Wieso bist du hier?", unterbrach Emma schließlich die Stille.
„Draco hat mit gesagt, dass du hier bist." Layla stockte kurz, bevor sie weitersprach und spielte nervös mit einer Haarsträhne. „Zuerst konnte ich ihm nicht glauben. Doch er hatte recht."
Emma überlegte einige Sekunden bevor sie antwortete. Layla würde ihr, ebenso wie Malfoy, nicht einfach abkaufen, dass sie sich der dunklen Seite angeschlossen hatte. Dafür kannte sie sie zu gut. Immerhin waren sie vier Jahre lang beste Freunde gewesen.
„Ich denke, dass ich viele damit überrascht habe. Aber nachdem, was ich erfahren hatte, wusste ich, was ich zu tun habe."
Layla nickte und dann tat sie etwas womit Emma niemals gerechnet hätte. Sie kam auf sie zu und umarmte Emma. Wieder einmal war die Slytherin überfordert mit der Situation. So oft hatte Layla ihr gesagt, dass sie sie hassen würde. Weshalb umarmte sie sie jetzt?
„Ich hab gewusst, dass du irgendwann zu Vernunft kommst, Ems.", flüsterte Layla und ein leises Schluchzen war zu hören. „Du hast mir so gefehlt."
Als Emma Laylas letzten Worte hörte, spürte sie, wie eine Mauer in ihrem Inneren einbrach. All die Erinnerungen an die Freundschaft mit Layla durchfluteten ihre Gedanken. Sie löschten für einen Moment alles Schlechte aus, was zwischen den beiden in den letzten eineinhalb Jahren passiert war. Vor wenigen Minuten hätte Emma es niemals zugegeben. Sie hatte es sich selbst nicht eingestanden. Doch auch sie hatte Layla vermisst. Sie hatte es vermisst mit ihrer besten Freundin herumzualbern und sie hatte es vermisst ihren Beistand zu haben.
Ohne es wirklich wahrzunehmen, erwiderte sie Laylas Umarmung und genoss den Moment. Es dauerte allerdings nicht lange, bis sie sich wieder bewusst wurde, weshalb sie keinen Kontakt mehr zu Layla hatte. In genau diesem Moment löste sie die Umarmung.
Layla lächelte sie an und strich sich eine Träne aus dem Auge.
„Mist. Ich wollte dich eigentlich nicht so überfallen", murmelte das blonde Mädchen und strich sich eine Träne aus dem Gesicht. „Das alles ist nur ziemlich seltsam für mich. Ich meine ich weiß immer noch nicht genau, was ich glauben soll."
Emma wusste, dass sie versuchen musste Layla davon zu überzeugen, dass sie nun den dunklen Lord dienen wollte. Auch wenn es nicht sehr einfach werden würde und es ihr nicht wirklich behagte. Sie wusste, dass Layla im Grunde ein guter Mensch war. Sonst wäre sie nicht so lange mit ihr befreundet gewesen, doch es fühlte sich falsch an sie in ihren Vorstellungen zu bekräftigen. Allerdings hatte sie keine andere Wahl. Also fing Emma an Layla zu erzählen, dass die wusste, wer ihre leiblichen Eltern waren. Sie versuchte glaubhaft zu schildern, dass sie die Suche nach ihrer Herkunft dazu getrieben hatte sich mit den Gryffindors anzufreunden. Einige Male konnte Emma sehen, wie Layla nachdenklich die Stirn runzelte. Als ihre Geschichte jedoch geendet hatte, lächelte ihre ehemalige Freundin sie strahlend an.
„Es würde mich freuen, wenn wir in Zukunft wieder mehr unternehmen." Ehrlichkeit lag in Laylas Stimme, während sie diese Worte sagte.
Emma nickte, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob sie dies wirklich wollte. Es würde bedeuten, dass sie öfter zu Amelia werden musste, als ihr lieb war.
„Ich würde mich gerne weiter mit dir unterhalten, allerdings werde ich von dem dunklen Lord erwartet." Emma bemühte sich ihre Stimme frei von Emotionen zu halten. In ihrem Inneren breitete sich allerdings wieder eine erdrückende Angst aus.
„Wow." Layla blickte Emma mit Neid in den Augen an. „Du hast eine Privataudienz mit dem dunklen Lord? Weißt du, was das für eine Ehre ist?"
Am liebsten hätte Emma ihr gesagt, dass sie verrückt war, doch hielt sie diese Worte zurück.
„Ich bin mir der Ehre bewusst." Mit diesen Worten geleitete Emma Layla aus ihrem Zimmer und machte sich selbst auf dem Weg in den Salon.
Sie atmete einmal tief durch und versuchte die Angst zu verdrängen. Dann klopfte sie an die Tür, hinter der sich Lord Voldemort befand. Nur wenige Sekunden später hörte sie, wie er sie hereinbat.
„Herr." Sie verbeugte sich vor dem dunklen Lord und spürte seinen Blick auf ihr ruhen.
„Amelia", hörte sie das kalte Zischen des Mannes. „Du wirst heute die Möglichkeit erhalten deine Loyalität zu beweisen."
Emma hob ihren Blick und sah Voldemort nun direkt in seine roten Augen. Ihr erster Impuls war es gewesen ihren Blick wieder abzuwenden, doch durfte sie keine Schwäche zeigen.
„Es wäre mir eine Ehre, Mylord."
„Bist du mit den dunklen Künsten vertraut?", fragte Lord Voldemort. Erwartungsvoll starrte er sie an.
„Ich kenne die Grundlagen. Und natürlich die Unverzeihlichen. Doch hatte ich bisher keine Möglichkeit gehabt sie zu studieren. Wie Ihr sicherlich wisst, sind die Mittel in Hogwarts stark begrenzt." Emma sah, wie Voldemort nickte und konnte sich ein erleichtertes Seufzen gerade noch verkneifen. Sie hatte ihm die richtige Antwort gegeben.
„Für jetzt werden die Grundlagen ausreichen. Wenn die Zeit gekommen ist werden wir diese vertiefen. Doch erst, wenn ich weiß, dass du eine loyale Dienerin bist." Die Drohung in seiner Stimme war deutlich wahrzunehmen. Ein Schauer huschte über Emmas Körper, doch ließ sie sich nichts anmerken. Ihre Gefühle sperrte sie in einen großen Käfig in ihren Herzen. Für diese gab es momentan kein Raum. „Ich werde euch nicht enttäuschen."
„Zumindest nicht, wenn dir dein Leben lieb ist. Du wirst morgen eine Gruppe meiner Todesser begleiten. Ihr werdet jemanden ausfindig machen, der sich geweigert mir zu dienen und ihn zu mir bringen." Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Er musterte Emmas Reaktion auf seine Forderungen genau.
Diese jedoch lächelte ihn nur an. „Er wird seine gerechte Strafe erhalten, Mylord." Emma wollte nicht daran denken, was ihre Worte bedeuteten.
„Nun, wo dies geklärt ist. Erzähle mir alle Informationen, die du über den Potter Jungen sammeln konntest." Harry Nachnamen sprach Voldemort mit so viel Hass aus, dass Emmas Körper unangenehm zu kribbeln begann.
Sie wusste, dass er diese Frage früher oder später stellen würde. Mit Dumbledore hatte sie sich bereits passende Antworten zurechtgelegt. Sie erzählte dem dunklen Lord viel über ihren besten Freund. Das meiste Dinge waren keine wichtigen Informationen. Sie sagte ihm. dass er alles für seine Freunde tun würde und ein sehr impulsiver Mensch war. Außerdem war er ziemlich stur, wenn er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann würde er so schnell nicht davon ablassen.
Voldemort schien zufrieden mit dem, was Emma ihn erzählte und entließ sie. Die Erleichterung, die sie durchflutete, als sie den Salon verließ war mehr als groß. Mit schnellen Schritten brachte sie soviel Entfernung zwischen sich und den schwarzen Magier, wie es ihr möglich war. Schließlich landete sie in der Bibliothek. Ohne wirklich auf den Titel zu achten griff Emma nach einem Buch und begann zu lesen. Es lenkte sie ab und sorgte dafür, dass sie sich nicht den ganzen Tag lang sorgte, was sie wohl am nächsten Tag machen musste.
Doch leider kam dieser Tag viel zu schnell und dann war auch schon der Augenblick des Aufbruchs gekommen. Als Emma in die Eingangshalle trat erkannte Emma drei Todesser. Alle musterten sie mit dem gleichen abschätzenden Blick.
„Meine Tochter hat mir schon viel von dir erzählt, Amelia", sprach schließlich ein blonder Mann. Emma sah ihn stirnrunzelnd an. „Layla ist erfreut über deine Veränderung."
Emma schluckte. Sie konnte aus seiner Stimme vernehmen, dass er nicht an ihren Wandel glaubte. „Es liegt doch auf der Hand, dass jemand mit meinem Blut nur eines tun kann und zwar den dunklen Lord dienen, nicht wahr Mr. Rott? Ich würde dieses Thema nur zu gerne mit Ihnen diskutieren, doch der dunkle Lord hat mir einen Auftrag gegeben und ich denke, dass es nun an der Zeit ist aufzubrechen."
„Sicher." Mr. Rott sah nicht sehr erfreut aus. Er war es bestimmt nicht gewohnt, dass jemand so mit ihm sprach. „Sicherlich benötigst du Hilfe beim apparieren?"
Nur widerwillig ergriff Emma seinen Arm und schon im nächsten Augenblick fühlte sie sich so, als würde sie durch ein Nadelöhr gepresst. Ihre Lungen wurden zusammengedrückt und konnten sich nicht mehr mit Luft füllen. Kurz bevor Emma dachte, dass sie ersticken musste, verschwand das Gefühl. Sie schlug die Augen auf und sah, dass sie sich auf einer Wiese befand. Nicht weit entfernt konnte sie eine kleine Hütte sehen.
„Lestrange, Umber ihr werdet von Osten aus angreifen", sagte Mr. Rott und warf Emma einen kurzen Blick zu. Erst in diesem Moment realisierte das Mädchen, dass sie mit ‚Lestrange' gemeint war. Wie sie diesen Namen nur hasste. „Wir werden von Westen kommen." Während er dies sagte deutete er auf sich selbst und einen rothaarigen Todesser, dessen Namen Emma nicht kannte. „Wenn ich das Signal gebe geht es los. Geht auf eure Positionen."
Sie zog ihren Zauberstab und ging zusammen mit dem Todesser namens Umber los. Ihr Herz begann unkontrolliert zu klopfen und beinahe hätten ihre Finger zu zittern angefangen. Emma versuchte auszublenden, was genau sie hier machte. Sie versuchte nicht daran zu denken, dass sie dabei war einen Menschen an Voldemort auszuliefern. Es dauerte nicht lange und Emma konnte den grünen Lichtstrahl in den Himmel steigen sehen.
Sie atmete noch einmal tief durch und lief dann Umber hinter in Richtung der Hütte.
„KATE, LAUF. SIE SIND HIER." Der Schrei hallte in der gesamten Umgebung wieder. Emma konnte den Mann sehen, von dem er kam. Sein Gesicht war von Entsetzen gezeichnet.
Er hatte seinen Zauberstab gezückt und machte sich zum Angriff bereit.
Beinahe im selben Moment trat eine brünette Frau aus der Hütte. Schnell zückte diese ihren Zauberstab und schien einen Zauber zu sprechen, den Emma nicht kannte. Für einen Moment hätte sie schwören können, dass es ein Patronus Zauber war, doch dann war die silberne Lichtgestalt auch schon verschwunden. Und die Frau begann wegzurennen.
„Schnapp sie dir." Umber deutete in die Richtung der Frau und Emma nickte. So schnell sie konnte lief sie auf die Frau zu. „Expelliarmus." Rief Emma und richtete ihren Zauberstab auf die brünette Frau. Der Zauber verfehlte sie, doch Emma hatte erreicht, was sie wollte. Die Frau musste einen Moment innehalten, um den Zauber auszuweichen und nun hatte die Slytherin sie eingeholt. Die Frau schoss einen Zauber auf Emma und diese wehrte ihn ab. Einige Minuten lang lieferten sich die beiden einen Kampf. Die Slytherin strengte sich absichtlich nicht vollständig an. Sie wollte die Frau nicht verletzen, doch konnte sie sie auch nicht davonkommen lassen.
„Sie sind hier", konnte Emma die Frau schließlich sagen hören. Verwirrt blickte Emma in die Richtung, in die auch die Frau sah und konnte mehrere Männer auf sie zu rennen sehen. Jetzt waren sie und die Todesser in der Unterzahl.
Furcht breitete sich in ihr aus. Sie durfte nicht versagen. Es musste ihr gelingen dem Mann zum dunklen Lord zu bringen. Emma warf einen entschuldigenden Blick auf die brünette Frau zu und nahm all ihre Kraft zusammen. Schnell schoss sie mehrere Flüche auf die Frau ab. Die ersten wurden noch abgewehrt, doch schließlich traf ein Stupor die Frau direkt in die Brust. Emma konnte sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen. Sie hatte es geschafft gegen einen ausgebildeten Magier zu gewinnen.
Doch jetzt gab es wichtigeres als ihren Sieg. So schnell sie konnte lief sie zu den anderen Todessern, die sich gerade gegen drei Männer duellierten. Bevor sie bei ihnen war hatte Emma eine bessere Idee, als sich einfach in den Kampf einzumischen. Viel könnte sie wahrscheinlich nicht einfach ausrichten.
Sie legte einen Desillosionierungszauber auf sich und rannte um die Hütte herum. Niemand würde einen Zauber von hinten erwarten. Es war zwar nicht das mutigste, aber es würde ihr vielleicht zu einem Sieg verhelfen.
Keiner der Männer schien sie bemerkt zu haben und Emma richtete ihren Zauberstab auf die Zielperson und sprach einen Stupor. Im nächsten Moment lag der Mann auf dem Boden. Sowohl die Todesser als auch deren Gegner schauten sich überrascht um. Emma griff einen der Männer an, doch dieser war diesmal etwas gewappnet und konnte ihren Zauber in letztem Moment abwehren. Die Slytherin wusste nicht wie lange sie sich noch duellierten und spürte, wie die Kraft sie langsam verließ. Nach einiger Zeit fiel der Desillusionierugnszauber von ihr ab, was es ihren Gegnern leichter machte sie anzugreifen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit doch schließlich schaffte es Emma zusammen mit den Todessern die Männer auszuschalten. Zu ihrer Erleichterung würde keiner einen bleibenden Schaden behalten.
„Wir sollten aufbrechen, bevor sie wieder zu Bewusstsein kommen. Umber geh und hol seine Frau. Der dunkle Lord wird es sicher schätzen, wenn wir sie auch zu ihm bringen." Rott packte die Zielperson und hielt Emma seinen Arm hin. Zusammen disapperierten sie.
„Du hast dich gut geschlagen." Mr. Rott warf Emma einen anerkennenden Blick zu. Diese grinste nur schnell. Sie wollte kein Lob von einer Person wie ihn haben.
„Danke."
Emma war nur froh, dass der Auftrag beendet war. Jetzt da sie aus dem Kampfgeschehen war, erfüllten sie die Schuldgefühle. Das Mädchen hätte zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht, dass der Tag noch schlimmer werden könnte. Und doch würde genau dies geschehen.

~*~Was denkt ihr wird Emma noch tun müssen? Wie findet ihr es, dass Layla ihr einen Besuch abgestattet hat? Denkt ihr es besteht noch eine Möglichkeit für die beiden Mädchen Freunde zu werden?
Es würde mich sehr freuen, wenn ihr mir schreibt, wie ihr das Kapitel findet :D Wenn ihr es mögt, dann lasst doch bitte einen Stern da.

Das nächste Kapitel heißt 'Nur noch eine Hülle'.

Das erste Kapitel meines Adventskalenders "Always and Forever" kommt heute ebenfalls raus. Es würde mich wirklich freuen, wenn ihr mal vorbei schaut :)


Alles wird anders - Geheimnisse Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt