Ich dachte du wärst meine Freundin

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„Besonders bei diesem Zaubertrank solltet ihr darauf achten alles genau so zu machen, wie es in euren Büchern steht. Wir wollen ja nicht, dass statt eines gemütsaufhellenden Tranks, ein Trank entsteht, der den Trinker depressiv macht." Professor Slughorn lachte leise. Mit seinem Zauberstab deutete er auf die Tafel, die hinter ihm stand. Sofort erschienen mehrere Anweisungen, auf die sie noch einmal besonders achten sollten. Die Schrift in der die Worte erschienen waren, war recht klein und ein wenig krakelig, so dass Emma sich ein wenig vorlehnen musste, um die Anweisungen lehnen zu können.

„Viel Spaß beim Brauen." Nachdem der Professor diese Worte gesagt worden, hörte Emma, wie mehrere Stühle über den Boden knirschten und sah aus den Augenwinkeln, wie einige ihrer Klassenkameraden sich erhoben, um sich die nötigen Zutaten für den Zaubertrank zu holen. Emma jedoch war immer noch dabei die Anweisungen zu entziffern. Automatisch lehnte sie sich noch ein wenig weiter nach vorne, um besser sehen zu können.

„Vorsichtig, Emma", rief Ginny etwas panisch. Emma sah sie verwirrt an.

„Deine Haare gehen gleich in Flammen auf", erklärte Ginny und zeigte auf Emmas Haarspitzen, die nur wenige Zentimeter von den Flammen unter ihrem Kessel entfernt waren.

„Danke", sagte Emma aufrichtig. Es wäre mehr als peinlich gewesen, wenn mitten im Unterricht ihre Haare Feuer fingen. Eigentlich war Emma nie so unvorsichtig. Normalerweise war sie im Unterricht konzentriert. Doch momentan war sie einfach so unendlich erschöpft. Die Geschehnisse der letzten Tage hatten ihr noch mehr zugesetzt, als sie gedacht hätte. Sie fühlte sich so unendlich ausgelaugt und konnte sich so gut wie überhaupt nicht mehr konzentrieren. Dies hatte sie schon am Morgen im Kräuterkundeunterricht bewiesen. Statt ihre Pflanze – wie vorgeschrieben – mit ein wenig Zuckerwasser zu gießen, hatte sie einen ganzen Messbecher in die Pflanze gekippt. Die violetten Blüten hatten sich daraufhin sofort giftgrün gefärbt.

Emma band ihre braunen Haare mit einem Haargummi zusammen und sah Ginny, die ebenfalls ihre Haare zusammengebunden hatte, dankbar an.

„Kein Thema", entgegnete Ginny. „Wollen wir uns die Zutaten holen?"

Emma nickte und die beiden Mädchen gingen nach vorne. Neben dem Lehrerpult standen mehrere Regale, in denen die verschiedensten Zaubertrankzutaten aufbewahrt wurden. Emma versuchte sich an alle zu erinnern, die sie brauchte. Kamillenstängel, gehackte Rattenmilz und Flussgras gehörten auf jeden Fall in den Trank. Emma drehte sich noch einmal in Richtung der Tafel, um sich die anderen Zutaten ins Gedächtnis zu rufen. Dabei stieß sie mit Anthony zusammen und wäre beinahe auf den Boden geknallt, wenn Anthony nicht so gute Reflexe gehabt und sich nicht aufgefangen hätte. Leider waren Emma bei ihrem beinahe Sturz die Zutaten für den Zaubertrank aus den Händen geflogen und lagen nun auf dem Boden verteilt vor den Regalen.

„Pass auf, kleiner Tollpatsch", sagte Anthony mit einem riesigen Grinsen im Gesicht.

„Danke für die Rettung." Emma schenkte ihm ein kleines Lächeln und begann damit die Zutaten von dem Boden zu sammeln.

„Was machst du immer für ein Chaos." John gesellte sich zu ihnen und hielt Emma einen Kamillenstängel hin, den er vom Boden aufgehoben hatte.

„Heute ist glaube ich nicht mein Tag", murmelte Emma leise. In Gedanken ergänzte sie, dass dieser Monat es einfach nicht gut mit ihr meinte.

„Ich habe uns die anderen Sachen zusammengesucht, Emma." Ginny hatte mehrere kleine Gläser in den Händen gestapelt.

„Alles klar", sagte Emma, während sie den letzten Kamillenstängel vom Boden aufhob. Die beiden Mädchen waren gerade dabei wieder zu ihren Plätzen zu gehen, als John sich ihnen in den Weg stellte.

Alles wird anders - Geheimnisse Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt