Mary-Claire Pearson

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  Jetzt ist es endlich soweit. Das Geheimnis wird gelüftet. Ursprünglich waren es zwe Kapitel, aber ich habe es doch zu einem gemacht, um euch nicht noch länger auf die Folter zu spannen. Also bekommt ihr jetzt ein ziemlich langes kapitel :)
Emma wird in diesem Kapitel alles aus der Sicht ihrer Mutter erleben. Der Trank verbindet sie sozusagen mit den Gedanken und Gefühlen ihrer Mutter.
Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen.


~*~

Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht, während sie in sein Gesicht sah. Seine Augen hatten eine wunderschöne haselnussbraune Farbe und einige Strähnen seines dunklen Haares lagen ihm im Gesicht. Manchmal konnte sie es immer noch nicht glauben, dass dies alles Wirklichkeit war. Es glich viel zu sehr einem Traum. Schon oft hatte sie von der großen Liebe gelesen und doch hätte sie nicht gedacht, dass ihr jemals so etwas passieren würde. Noch nie hatte ein Mann so viel für sie bedeutet. Dabei kannte sie ihn noch gar nicht so lange. Es musste einfach Schicksal sein. Gedankenverloren fing sie an über seine Brust zu streichen. Hoffentlich würde dieser Traum niemals enden.

„Woran denkst du, Liebste?" Mit einem Lächeln blickte er sie an und zog sie aus ihren Gedanken. Sie spürte, wie sich sein Griff um ihrer Schulter verfestigte und seine Finger sanft über ihre Haut strichen. Jede seiner Berührung löste ein Feuerwerk in ihrem Bauch aus.

„Nur daran, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass du hier bist." Ihr Lächeln vergrößerte sich, während sie diese Worte sagte. 
Seine Mundwinkel zogen sich nach oben und er küsste sie auf die Stirn.
„Am liebsten würde ich für immer hier bleiben." In seiner Stimme konnte man einen Hauch von Trauer wahrnehmen. Und genau dieser Tonfall war es, der Mary zurück in die Realität holte. Ihr Magen zog sich unangenehm zusammen und vertrieb das Glücksgefühl aus ihrem Körper. 
„Geh nicht. Bleib hier, Rod. Bei mir."  Abschied war keines der Dinge, die sie mochte. So oft musste sie schon Abschied nehmen. Das hier durfte einfach nicht enden.
„Mary, du weißt, dass ich keine Wahl habe. Die Arbeit ruft." Rods Augen wurden ausdruckslos, so wie immer, wenn er von seiner Arbeit sprach.
Mary seufzte und versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. Er hatte es ihr von Anfang an gesagt. Schon bei ihrer ersten Begegnung erzählte Rod ihr, dass er auf geheißen des britischen Ministeriums in Amerika war und nur für eine begrenzte Zeit dort blieb. Solange bis er zurückgerufen wurde. Und zu Marys Bedauern würde dieser Tag schon morgen sein.
„Du könntest doch fragen, ob man dich versetzt?", fragte Mary, allerdings wusste sie, dass er dies nie tun würde. Auch wenn ihr Freund nur selten über deine Arbeit sprach, so wusste Mary, dass er sie nicht aufgeben würde. 
„Ich bin ja nicht für immer weg", murmelte Rod, „Und ich werde dir jede Woche mindestens einen Brief senden."
„Das hoffe ich doch." Mary legte ihren Kopf auf seine Brust und spürte sogleich seine Arme um ihren Körper.  Es fühlte sich alles so richtig an, wenn sie mit Rod zusammen war. 
Am liebsten würde Mary mit ihm gehen. Sie wollte bei ihm bleiben, doch konnte sie Amerika im Moment nicht verlassen. Ihre Mutter brauchte sie hier. Vor einem Jahr war Marys Vater an Krebs erkrankt. Auch wenn sie alles versucht hatten, gab es keine Heilung. Ihre Mutter hat mit den unterschiedlichsten Muggel-Ärzten gesprochen und Mary ist zu beinahe jeden Heiler in Amerika gegangen, doch alle sagten das gleiche: Ihr Vater würde sterben.
Alleine daran zu denken brach ihr das Herz. Es war einfach nicht fair. Er war ein guter Mensch und wurde einfach so aus dem Leben gerissen. Jeden Tag besuchte Mary ihre Eltern und jeden Tag verschlechterte sich der Zustand ihres Vaters. Er war nur noch ein Schatten seines früheren selbst. Sie konnte jetzt nicht einfach gehen. Jede Sekunde, die sie noch mit ihrem Vater verbringen konnte wollte sie ausnutzen.
„Schläfst du?", fragte Rod leise.
Mary schüttelte ihren Kopf.
Er strich ihr über das Gesicht.
„Es wird alles gut." Mit diesen Worten beugte er sich zu ihr und küsste sie.
Mary erwiderte den Kuss. Rod half ihr dabei alles zu vergessen. Bei ihm fand sie Trost. In den letzten drei Monaten, in den sie mit ihm zusammen war, ist sie wieder lebendig geworden. Vorher hatte sie sich gefühlt wie eine leere Hülle. Beladen mit Sorgen und Trauer. Der Alltag war ihr Gefängnis gewesen. Sie hatte ihre Arbeit als Leiterin der Abteilung für internationalen Handel magischer Objekte im Macusa, dem amerikanischen Ministerium, ausgeübt und jeden Tag gehofft, dass sie etwas anderes machen konnte.
Dann vor drei Monaten kam Rod zu ihr. Er wollte etwas über einige magische Gegenstände erfahren. Mary fand ihn sofort sympathisch und eins führte zum anderen. Die beiden gingen mehrmals aus und sie verliebte sich in ihn. Er war ein Gentleman mit einem großen Herzen, der einem immer zum Lachen bringen konnte. Dank ihm fühlte Mary sich wieder lebendig.
In dieser Nacht schliefen die beiden kaum. Viel zu kostbar waren ihnen die letzten Stunden, in denen sie noch zusammen waren. Doch leider war die Nacht viel zu schnell vorbei.
Als der Morgen kam bereitete Mary ein Frühstück vor. Sie zückte ihren Zauberstab und schon fingen diverse Küchengeräte mit ihrer Arbeit an.
„Waffeln?" Rod stand an der Küchentür mit einem gezwungenden Lächeln.
„Irgendwie musst du mich ja in Erinnerung behalten." Mary versuchte locker zu klingen, doch konnte sie nicht verhindern, dass die Trauer in ihrer Stimme mitschwang.
„Selbst wenn ich wollte könnte ich dich nicht vergessen." Rod kam auf sie zu und gab ihr einen innigen Kuss.
Anschließend setzten sich beide an den Tisch und begannen zu essen. Mary bekam beinahe nichts herunter. Die Angst in ihr, was passieren würde, wenn Rod nicht mehr da war, wuchs mit jeder Sekunde. Sie wollte nicht wieder die Leere fühlen.
Doch dann war es soweit. Rod nahm sich sein Gepäck und musste sich verabschieden. Auch wenn sie sich vorgenommen hatte stark zu bleiben konnte sie nicht verhindern, dass sich eine Träne aus ihren Augen stahl. Liebevoll strich Rod ihr diese weg und blickte ihr in die Augen.
„Nicht weinen. Ich werde wieder kommen, hörst du."
„Das will ich hoffen", murmelte Mary.
„Ich habe gar keine andere Wahl. Du hast mein Leben verändert, Mary-Claire Pearson. Zum ersten Mal, habe ich fühlen dürfen, wie es ist jemanden zu lieben." Rod lächelte sie an und in seinen Augen konnte Mary sehen, dass er die Wahrheit sprach.
„Ich liebe dich, Rod." Sie legte ihre Hände um seinen Hals und küsste ihn. Jede Sekunden nutzte sie aus. Und dann löste er sich.
„Bis bald." Mit diesen Worten disapperierte er.
Mary wusste, dass er zum Hafen wollte und für einen Moment überlegte sie auch dorthin zu apperieren. Aber sie verwarf diesen Gedanken. Rod und sie hatten sich geeinigt, dass sie sich hier verabschieden würden. Am Hafen war es viel zu voll, meinte Rod und er wolle seine letzte Zeit mir Mary alleine genießen.
Einige Minuten starrte sie einfach nur dorthin, wo Rod gerade verschwunden war. Er war weg und Mary wusste nicht, wann sie ihn das nächste Mal sehen würde. Schon oft hatte sie von dieser Situation geträumt. Schon die Träume waren schlimm gewesen, doch die Realität war noch schrecklicher. Er hatte ein Loch in ihrer Seele hinterlassen. Tränen stahlen sich aus ihren Augen und sie konnte sie einfach nicht zurück halten.
Mit zittrigem Körper ging sie auf einen Schrank in ihrer Küche zu und öffnete ihn. Vor Tränen konnte sie beinahe nichts erkennen, doch fand sie schließlich das kleine Fläschchen mit dem lilanem Zaubertrank. Nachdem sie ihn geschluckt hatte konnte sie sich wieder beruhigen. Er betäubte den Schmerz.
Sie ging ins Bad und beseitigte alle Spuren ihres Zusammenbruchs, bevor sie ins Macusa apparierte.
Nach einem wenig aufregenden Arbeitstag wollte Mary ihre Eltern besuchen. Sie apparierte direkt in das Haus, in dem sie aufgewachsen ist.
„Mum? Dad?", rief sie und ging nach oben in das Schlafzimmer ihrer Eltern.
Sie wusste, dass sie dort ihren Vater vorfinden würde. Es fiel ihm immer schwerer aus dem Bett aufzustehen, weshalb er den größten Teil des Tages im Bett verbrachte.
„Mary", rief er glücklich, als er seine Tochter erblickte. „Wie geht es dir mein Engel?"
Mit einem Lächeln setzte sich die Hexe zu ihrem Vater und ergriff seine Hand. Sie spürte einen leichten Druck. Wie ein Speer bohrte sich der Schmerz durch ihr Herz. Seit wann war er zu schwach, um ihre Hand zu drücken?
„Mach dir keine Sorgen um mich, Dad. Wie geht es dir?"
„Natürlich sorge ich mich um dich. Du bist immerhin mein Kind. Deine Mutter hat mir erzählt, dass dieser – wie war nochmal sein Name? – heute gegangen ist."
„Du meinst Rod. Ja, er ist heute abgereist." Mary zwang sich dazu ihr Lächeln aufrecht zu erhalten. Sie wollte nicht, dass ihr Dad sich zu viele Gedanken um sie machte. "Aber er wird schon bald wiederkommen."

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