Es tut weh dich zu sehen

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  „Emma!" Bevor die Slytherin ausmachen konnte, aus welcher Richtung die Stimme ihrer besten Freundin kam, hatte sie schon eine buschige braune Haarmähne im Gesicht, die ihr den Blick versperrte. Hermine schloss das Mädchen fest in die Arme und Emma erwiderte die Umarmung. 

Ein Lächeln breitete sich auf Emmas Gesicht aus. Sie fühlte sich so geborgen wie schon lange nicht mehr. Seitdem sie Hogwarts betreten hatte, fühlte sie sich frei. Die Last der letzten Wochen war sofort gedämpft gewesen. Doch trotzdem wusste Emma, dass es nie wieder so werden würde, wie es noch vor wenigen Wochen war. 

„Ich hab dich auch vermisst Hermine", murmelte Emma mit einem riesigen Grinsen im Gesicht. Sie konnte nicht ausdrücken, wie glücklich sie war. Endlich war sie wieder unter Menschen, die sie liebte. Hermine löste die Umarmung und musterte Emma ein wenig zu genau. Sie konnte ihren Schreck über Emmas Anblick nicht ganz verbergen. Die ganzen Ferien über hatte Hermine sich sorgen um Emma gemacht. Sie hatte nicht gewusst, wie Emma mit Harry Verhalten auf der Weihnachtsfeier umgehen würde. Das einzige, was sie gewusst hatte war, dass Harry Emma verletzt hatte.

Emma konnte sich nur zu genau vorstellen, was in diesem Moment durch Hermines Kopf gehen musste. Auch wenn sie versucht hatte die Spuren der Weihnachtsferien zu kaschieren, so war es ihr nicht völlig gelungen. Die dunklen Ringe um ihre Augen stachen sogar unter der Abdeckcreme, welche Emma aufgetragen hatte, hervor.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ist alles in Ordnung?" Die Sorge in Hermines Stimme war nicht zu überhören. Immer noch musterte sie Emma, als würde sie versuchen ihre Gedanken zu lesen.

Emma zwang sich zu einem Lächeln. Was sollte sie darauf nur antworten? Natürlich war nichts in Ordnung. Sie hatte ihre Ferien bei Voldemort verbracht. Unzählige Male hatte sie unschuldigen Menschen Schmerzen zugefügt. Wie konnte sie da in Ordnung sein? Ein kleiner Teil von ihr wollte Hermine einfach alles erzählen. Er wollte ihr sagen, wie schrecklich sie sich die letzten Wochen gefühlt hatte. Wie viel Angst sie gehabt hatte. Doch Emma tat ihr bestes diesen Teil zum verstummen zu bringen. Sie konnte Hermine nichts davon erzählen. Die letzten Wochen mussten ihr Geheimnis bleiben.

„Ich gebe zu, dass ich schon schönere Ferien gehabt habe, aber sie waren okay. Ich hab dir doch geschrieben." Emma versuchte unbeschwert zu wirken, doch wusste sie sofort, dass Hermine sie durchschaut hatte. Es war schon irgendwie verrückt. Die letzten Wochen hatte sie Ihre Rolle als Amelia gut gespielt. Sie hatte ihre Gefühle verborgen und es geschafft Lord Voldemort vorzuspielen, dass sie seine Dienerin sein wollte. Doch trotzdem schaffte sie es nicht vor Hermine so zu tun als wäre alles okay. 
„Ja...so ungefähr drei Mal", Hermine zog ihre Augenbrauen nach oben. Das war ein weiterer Grund, weshalb Hermine sich Sorgen um ihre Freundin gemacht hatte. Es war nicht typisch für Emma, dass sie nur so selten auf ihre Briefe antwortete. In den letzten Sommerferien hatten sie beinahe jeden Tag einander geschrieben.

Sie konnte ja nicht wissen, dass es Emma nicht möglich gewesen war öfter zu schreiben. Es wäre zu auffällig gewesen, wenn sie immerzu Briefe versendet hätte. 

„Du weißt doch, wie einen die Familie einnehmen kann." Keine gute Ausrede, aber es war das Beste, was Emma gerade einfiel. „Aber genug von mir. Wie waren deine Ferien?" 
Hermine musterte Emma skeptisch. Diese wusste sofort, dass für ihre Freundin dieses Thema noch nicht geklärt war. Hermine kannte sie einfach viel zu gut, als das man ihr etwas vorspielen könnte.
„Super. Die Skipiste war dieses Jahr wirklich schön. Was meinst du, wollen wir reingehen? Harry und Ron warten bestimmt schon auf uns." Während sie dies sagte deutete Hermine auf das große Eichenportal, vor dem die beiden standen.
Emma spürte einen Stich in ihrem Herzen, als sie den Namen von Harry hörte. Ihre Muskeln verkrampften sich. Panik breitete sich in ihrem Körper aus. Sie konnte jetzt nicht mit ihm sprechen. Die Erinnerungen von der Weihnachtsfeier überfielen sie. Der Schmerz, als er sie stehen gelassen hatte. Wie sollte sie ihm nur gegenübertreten, jetzt da sie wusste, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte? Und dann kam auch noch die Sache mit Voldemort dazu. Er wollte doch, dass sie sich ihm näherte. Wie konnte sie es dann tun?
„Das nächste Mal ja?", sagte Emma ein wenig zu schnell, "Ich denke ich werde erstmal zum Slytherin-Tisch gehen und Julie suchen. Sie würde mich umbringen, wenn ich sie nicht zuerst begrüße." Emma zwang sich zu einem Lächeln.
„Sicher, dass das der Grund ist?" Der Blick von Hermine durchbohrte Emma. Diese biss sich unbewusst auf die Unterlippe.
„Einer der Gründe", murmelte Emma leise und ein Teil von ihr hoffte, dass Hermine ihre Worte nicht gehört hatte. 
„Es ist wegen Harry, nicht wahr?"
Emma seufzte. „Ich brauche noch etwas Zeit." 
Hermine nickte verständnisvoll und blickte sie mitleidig an.
„Wir sehen uns später, ja?"
„Natürlich." Emma setzte wieder ein Lächeln auf und verabschiedete sich von Hermine, um nach ihren Slytherins zu suchen. Allerdings spürte sie den Blick ihrer Freundin im Rücken.

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