Die Last der Reinblüter

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„Stimmt es, Emma?" Anthony sah mit einem riesigen Grinsen zu Emma, die gerade durch die steinerne Wand in den Gemeinschaftsraum gekommen war. Das Gespräch mit Draco hatte sie – zumindest ein wenig – beruhigt. Auch wenn sich an ihrer Situation nicht wirklich etwas geändert hatte, es war gut gewesen sich einige ihrer Probleme von der Seele reden zu können. Sie hatte Draco von ihrer Begegnung mit dem Hüter der Gryffindors berichtet. Er hatte geduldig zugehört, als sie ihm erzählt hatte, dass sie rotgesehen hatte. Es hatte Emma einiges an Überwindung gekostet ihm zu gestehen, dass sie kurz davor gewesen war einen unverzeihlichen Fluch anzuwenden. Draco hatte versucht ihr gut zuzureden. Er war der Meinung, dass sie es nie wirklich durchgezogen hätte, doch Emma war sich da nicht so sicher.

Erst spät am Abend hatte sich Emma von Draco verabschiedet. Er wollte noch ein wenig im Raum der Wünsche bleiben.

Emma hatte nicht daran gedacht, dass sie die Geschichte mit großer Wahrscheinlichkeit noch einmal durchkauen musste. Doch jetzt war sie hier. Ihre Freunde saßen wie immer in einer Sesselgruppe in der Nähe eines Kamins. Julie hatte bereits ihr grünes Nachthemd angezogen. Auf ihrem Schoß lag ein zugeschlagenes Buch mit dem Titel „Die Magie des Heilens – Eine Sammlung der wichtigsten Heilzauber". Neben ihr saß John, der gähnend auf ein Stück Pergament starrte und mit seiner Feder unmotiviert darauf herumkritzelte. Anthony hatte sich zusammen mit Zoey auf einen Sessel gezwängt. Ein Arm hatte er um ihre Schultern gelegt. Zoey hatte ihren Kopf auf seiner Schulter abgelegt und es fiel ihr sichtlich schwer die Augen aufzubehalten.

„Was habe ich gemacht?", fragte Emma ausweichend und setzte sich auf einen gemütlichen mit Samt bezogenen grünen Sessel, der gegenüber von Julie stand.

„McLaggen ein blaues Auge verpasst?" Ein lautes Lachen entfuhr Anthony bei der Vorstellung, dass eine Fünftklässlerin einen Siebtklässler fertig gemacht hatte. Dabei weckte er Zoey aus ihrem Halbschlaf, die einmal laut gähnte und ihre Arme durchstreckte.

„Gut'n Abend", murmelte sie verschlafen, als sie Emma erblickte. Müde rieb sie sich die Augen.

Emma hätte beinahe laut aufgeseufzt. Sie wollte nicht mehr über dieses Thema sprechen. Das hatte sie schön ausführlich mit Draco gemacht. Es war ein Fehler gewesen so die Beherrschung zu verlieren und Emma schämte sich dafür, dass sie es hat so weit kommen lassen.

„Hab ich", antwortete Emma ihn kurz angebunden.

Anthony lachte noch lauter. John sah nun auch von seinem Aufsatz auf und grinste sie wie verrückt an. Er hob einen Daumen nach oben.

„Wow, Emma", sagte John unter seinem Lachen. „Das hätte ich nur zu gern gesehen. Gut gemacht."
Julie war die einzige, die nicht Lachen musste. Mit ihren grünen Augen musterte sie Emma mit einer Mischung aus Erstaunen und Verwirrung.

„Was hat er angestellt?" Julie legte ihr Buch auf einen kleinen Tisch neben ihrem Sessel und setzte sich in den Schneidersitz. Neugierig musterte das braunhaarige Mädchen ihre Freundin.

Emma zuckte mit den Schultern. „Er hat dafür gesorgt, dass Harry vom Besen fällt." Ihre Stimme war leise. Sie wollte nicht darüber reden, doch wusste sie genau, dass ihre Freunde nicht lockerlassen würde.

Anthony, John und Julie tauschten Blicke miteinander. Zoey sah zwischen den dreien und Emma neugierig hin und her. Eine ihrer rotblonden Locken war in ihr Gesicht gerutscht. Sie schien zu verstehen, dass Emma dieses Thema nicht wirklich mochte. Wahrscheinlich hatte Anthony ihr ein wenig über Emmas Situation mit Harry erzählt. Das Mädchen schien zu spüren, dass sie die drei Freunde nun alleine lassen sollte.

„Ich bin müde", brachte Zoey unter einem Gähnen hervor. „Ich werde mal schlafen gehen."

Sie gab Anthony ein Kuss auf die Wange und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ihm etwas erröten ließ. Dann erhob sie sich vom Sessel.

Alles wird anders - Geheimnisse Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt