Der Ausrutscher

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All die negativen Gefühle, die Emma in den letzten Wochen angestaut hatte, überwältigten sie nun. Der Kummer, der Schmerz, die Angst alles verschmolz miteinander und wurde zu Wut und Zorn. So ein leben wollte sie nie führen. Sie wollte keine Spionin sein und immer in der Angst leben aufzufliegen. Sie wollte ehrlich mit ihren Freunden sein und sie nicht immer wieder anlügen. Sie wollte einfach nur Emma Cort sein und nicht Amelia Lestrange.

Doch an all diesen Dingen konnte sie nichts ändern. Sie hatte ihr Schicksal besiegelt als sie beschlossen hatte den Trank der Verbindung zu brauen. Dies war wohl der schlimmste Fehler, den sie in ihrem Leben begannen hatte.

Eine Sache konnte sie jedoch tun. Sie konnte diesen hochnäsigen, dummen Jungen zeigen, dass niemand es wagen durfte, ihre Freunde zu verletzen.

Und so kam es, dass Cormac McLaggen all ihren Zorn abbekam, der sich über die letzten Wochen in Emma aufgestaut hatte. Ihn für seine Taten leiden zu lassen war das einzige, was sie machen konnte, um ein wenig der Wut loszulassen.

Emma erinnerte sich, dass sie ihre Eltern mal gefragt hatte, wieso einige Menschen schlimme Sachen taten. Ihre Antwort war gewesen, dass es Menschen gab, die bei dem kleinsten Auslöser anfingen rot zu sehen und dann einfach handelten, ohne zu denken. Damals hatte sie es nicht nachvollziehen können.

In diesem Moment allerdings, wusste sie, was ihre Eltern meinten. Emma dachte nicht nach. Sie hatte ihren Zauberstab einfach auf McLaggen gerichtet und das einzige, was ihr durch den Kopf ging war, dass sie wollte, dass dieser Junge leiden sollte. So wie sie es selbst auch tat. Ein Zauberspruch wurde immer prominenter in ihren Gedanken. Der Cruciatus-Fluch würde ihn leiden lassen. Und Emma wusste, dass sie ihn ausführen konnte.

Ihre Augen verengten sich. McLaggen hing immer noch Kopfüber vor ihr. Sein Kopf hatte eine tomatenrote Farbe angenommen und die Furcht stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Emma, es ist genug", sagte eine ruhige Stimme neben ihr. Aus den Augenwinkeln sah Emma, dass Ginny abwechselnd sie selbst und McLaggen anblickte. Sie schien sich nicht sicher zu sein, ob sie Emma ermuntern sollte ihn noch einen Fluch aufzuhalsen oder ob sie Emma aufhalten sollte.

Hätte Ginny gewusst, dass Emma kurz davor war einen unverzeihlichen Fluch einzusetzen, dann hätte sie sicher nicht gezögert einzugreifen.

Hätte Hermine es gewusst, dann hätte das Mädchen sicher ihren eigenen Zauberstab gezogen und versucht Emma aufzuhalten. Doch da sie es nicht wusste, redete sie nur mit Panik in der Stimme auf Emma ein.

„Hör auf damit! Er ist es nicht wert. Du bekommst nur Ärger!"

All die Worte erreichten Emma aber nicht wirklich. In ihrem Inneren herrschte immer noch der Drang den Cruciatus-Fluch auszusprechen. Es wäre so einfach. Der winzige Teil ihrer Vernunft, der noch nicht von dem Zorn verschluckt wurde, schrie ihr entgegen, dass sie es nicht tun durfte. Sie durfte nicht zu so einem Menschen werden. Es war unverzeihlichen diesen Fluch einzusetzen.

Dieser Teil von ihr wurde allerdings immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Und schließlich hatte sie ihre Entscheidung getroffen. Sie würde den erbärmlichen Jungen vor ihr leiden lassen.

Für Emma schien es als wären Stunden vergangen bis sie zu diesem Entschluss gekommen ist. Tatsächlich waren es nur Sekunden. Die Slytherin atmete tief ein und spürte wie sich ihre Lungen mit Luft füllten.

Man muss es wirklich wollen, dachte sie.

„C....", sie setzte an den Fluch auszusprechen, doch in diesem Moment flog ihr der Zauberstab aus der Hand. Vor Ginnys Füßen kam er auf.

Alles wird anders - Geheimnisse Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt