Freund oder Feind?

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  „Du weißt, was zu tun ist", flüsterte die kalte Stimme hinter ihrem Rücken. „Sie haben es verdient, für das was sie sind. Ihre Leben sind wertlos."
Ihre Stirn legte sich in Falten. Konnte sie den Worten trauen? Vielleicht würde es gar nicht so schlimm werden es zu tun. Immerhin war es zu dem Wohl aller Zauberer.
„Emma...? Bitte..." Ein Schluchzen war zu hören und die Stimme brach ab. Ihr Blick wanderte über die Szene. In der Ecke des Raumes konnte sie die drei Personen kauern sehen. Lisa und Matt Cort. Die beiden Menschen, die sie aufgenommen hatten, als sie noch ein Baby war. Emma hatte die beiden noch nie so angsterfüllt gesehen. Zwischen ihren Eltern stand ihre Cousine Hannah. Mit ihr hatte Emma nicht gerechnet, als sie hergekommen war. Wahrscheinlich wollte ihre Cousine Emmas Eltern nur ein wenig Gesellschaft leisten. Nun sie hatte sich den falschen Tag dafür ausgesucht.
„Was geht hier vor, Emma?" Hannahs Augen waren voller Angst. Ein Wimmern ging über ihre Lippen.
„Du solltest mit ihr beginnen." Voldemorts Stimme war kaum mehr als ein Zischen. „Immer haben alle dieses Muggelmädchen mehr wertgeschätzt als dich. Dabei bist du doch so viel wertvoller."
Emma wusste, dass er recht hatte. Hannah war immer diejenige gewesen, die von allen gelobt wurde. Und sie selbst musste sich immer die Vorwürfe darüber anhören, dass sie auf ein Internat ging. Das war einfach nicht fair.
„Süße, komm zur Vernunft." Die Stimme ihrer Mutter war voller Entsetzen. Eine Träne nach der anderen stahl sich aus den Augen der Frau. „Wir lieben dich doch. Das weißt du."
Emma atmete einmal tief ein und wandte ihren Blick von ihren Eltern ab. Sie konzentrierte sich nur auf Hannah. Langsam hob sie ihren Zauberstab.
„Du solltest sie erst etwas leiden lassen", zischte Voldemort hinter ihr. Unwillkürlich nickte Emma.
„Crucio", rief sie und augenblicklich brach Hannah zusammen und krümmte sich auf dem Boden. Das Gefühl der Macht durchströmte Emma und sie konnte nicht anders als zu Grinsen, während sie den Zauber verstärkte.
„Bitte...Nicht...", bettelte Hannah. Das Grinsen der Slytherin wurde größer und sie löste den Zauber.
„Du kannst wählen." In Emmas Stimme lag eine Kälte, die sie vorher noch nie gehört hatte, doch beachtete sie dies kaum. „Entweder ich foltere dich bis du Wahnsinnig wirst oder ich töte dich."
Hannahs Augen weiteten sich. Doch bevor ihre Cousine antworten konnte schrie ihr Vater auf.
„Nein! Hör auf damit Emma. Das kannst du nicht tun!"
Genervt blickte sie zu ihrem Vater.
„Natürlich kann ich es. Und jetzt stör mich nicht." Mit einem Schlenker ihres Zauberstabes sorgte sie dafür, dass sowohl ihre Mutter als auch ihr Vater geknebelt wurden. Dann wandte sie sich wieder ihrer Cousine zu.
„Und? Was soll es sein?"
„Em...Emma. Ich...bitte", stotterte Hannah.
„Crucio!" Wieder begann sie zu schreien. Es war schon beinahe erbärmlich.
„Stopp...bitte", schrie Hannah unter Schmerzen.
„Hast du dich entschieden?" Emotionslos blickte Emma zu dem Mädchen.
„Töte mich", flüsterte Hannah und Tränen strömten über ihr Gesicht.
„Gerne doch. Avada Kedavra!" Emma sah den grünen Strahl aus ihrem Zauberstab kommen und auf Hannah zurasen. Er traf genau in ihre Brust. Und in der nächsten Sekunde lag ihre Cousine leblos am Boden.

„Nein!" Der Schrei verließ Emmas Lippen im gleichen Moment, in dem sie ihre Augen öffnete. Sie konnte das Zittern am ganzen Körper spüren. Unnatürlich schnell atmete sie ein und aus. Auf ihren Wangen spürte sie wie die heißen Tränen herunterliefen.
‚Es war nur ein Traum', sagte sie sich immer wieder. Hannah ging es gut. Es war einfach nur ein schrecklicher Traum gewesen. Doch so oft sie diese Worte auch in ihren Gedanken wiederholte, konnte sie ihren Körper nicht unter Kontrolle bringen.
Die Erinnerung an ihren Traum wollte einfach nicht verblassen. Verzweifelt schlang Emma ihre Arme um sich selbst und versuchte sich zusammenzuhalten. Sie hatte das Gefühl, dass sie jeden Moment auseinanderfallen würde.
Sie wusste nicht wie lange sie so in ihrem Zimmer saß. Doch irgendwann konnte sie sehen, wie die Sonne aufging und das Zimmer erhellte. Immer noch zitterte ihr Körper.
Emma biss sich auf die Lippen und wiederholte immer wieder den gleichen Satz in ihrem Kopf: ‚Du würdest niemals deine Familie verletzen. Ich bin immer noch ich und das hier ist für einen größeren Zweck'.
Langsam schaffte sie es das Zittern unter Kontrolle zu bringen. Nach einer Weile war es ihr möglich aufzustehen und sie ging in ihr Badezimmer. Als sie sich selbst im Spiegel sah stockte ihr der Atem. Ihre Augen waren komplett geschwollen und feuerrot. So konnte sie sich nicht im Manor blicken lassen. Ihr Blick wanderte zur Uhr. In nicht einmal einer halben Stunde würde das Frühstück beginnen. Nie würde sie es schaffen bis dahin vorzeigbar zu sein.
Mit zittrigen Händen fuhr Emma durch ihre Haare. Sie würde einfach nicht zum Essen gehen. Den anderen würde sie einfach sagen, dass sie lange geschlafen hatte.
Lange wurde sie allerdings nicht alleine gelassen. Nicht einmal eine Stunde nach dem offiziellen Frühstück hörte Emma, wie jemand an ihre Zimmertür klopfe.
„Einen Moment", rief sie mit fester Stimme und rannte schnell ins Badezimmer, um nochmal einen Blick in den Spiegel zu werfen. Die Rötung in ihrem Gesicht war schon etwas zurückgegangen, doch noch immer war sie deutlich wahrzunehmen. Emma seufzte und griff schnell nach ihrem Make-up. Nachdem sie dieses aufgetragen hatte, sah sie immerhin annehmbar aus.
Jetzt würde die Scharade weitergehen müssen. Das Mädchen atmete noch einmal tief ein und sagte sich, dass sie auch diesen Tag überstehen würde. Dann ging sie auf ihre Zimmertür zu und öffnete sie.
Sie wusste nicht mit wem sie gerechnet hatte, doch war Emma überrascht, als sie Rodolphus vor ihrer Zimmertür stehen sah. Noch überraschter war sie allerdings, als sie sah, was er in der Hand hielt. Es war ein riesiges Tablett mit unterschiedlichen Dingen zum Frühstücken. Auf den ersten Blick konnte Emma Pancakes ausmachen. Allerdings waren auch Rühreier und Müsli auf dem Tablett.
„Guten Morgen, Amelia", sagte ihr leiblicher Vater und lächelte sie herzlich an.
„Ähm...guten Morgen." Emmas Stimme war erfüllt von Verwunderung.
„Ich habe dir etwas zum Frühstücken gebracht. Ähm...also ich wusste nicht genau, was du gerne isst, deshalb habe ich von allem etwas mitgenommen." Rodolphus biss sich nervös auf die Unterlippe, während er Emma musterte. „Eigentlich dachte ich, dass du nach unten zum Frühstücken kommst, aber da dem nicht so war, dachte ich, ich komme hierher."
Emma musste lächeln, als sie ihren leiblichen Vater so vor sich stehen sah. Für einen kurzen Augenblick konnte sie vergessen, dass er ein Todesser war. Er war einfach nur ein unglaublich nervöser Mensch, der sich viel Mühe gab, um sie kennenzulernen.
Doch leider war dieser Moment schneller vorbei, als er gekommen war. Der Slytherin wurde wieder bewusst, dass Rodolphus kein guter Mensch war. Vielleicht war er damals auf dem besten Wege so einer zu werden, doch hatte er sich für einen anderen Weg entschieden.
„Ich habe etwas länger geschlafen", log Emma und sah dem Mann vor ihr direkt in die Augen. „Danke dafür, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen."
Rodolphus schüttelte lächelnd den Kopf. „Das macht mir doch keine Umstände. Im Gegenteil."
Emma wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie wollte gerade keine Zeit mit ihm verbringen. Es schmerzte viel zu sehr ihn zu sehen. Doch fiel ihr keine Ausrede ein, die ihr dazu verhelfen würde Rodolphus loszuwerden ohne ihre Tarnung zu gefährden. Aus diesem Grund seufzte sie leise und fragte ihn, ob er ihr Gesellschaft leisten würde. Rodolphus nahm dieses Angebot strahlend an. Beinahe den ganzen Vormittag unterhielten sich die beiden. Die ganze Zeit über befand sich Emma in einer Achterbahn der Gefühle. Liebe und Hass füllten sie abwechselnd aus. In einigen Augenblicken war Rodolphus ein ganz normaler Mensch. Jemanden, den man sich als Vater wünschen würde. Er schien Emma wirklich zu lieben und sich für sie zu interessieren. Manchmal gab er ihr sogar das Gefühl, dass sie hier jemanden hatte, den sie vertrauen könnte. Aber im nächsten Moment erzählte er ihr, wie sehr er doch hoffte, dass der dunkle Lord den Krieg gewinnen würde. Und lächelte, wenn er davon sprach die Muggel und Muggelgeborenen zu unterwerfen.
Am liebsten hätte Emma das Gespräch mit ihm beendet. Es fiel ihr schwer die ganze Zeit über Amelia zu sein und es strengte sie an nicht zu wissen, wie sie für den Mann empfinden sollte. Emma fand jedoch keine passende Ausrede, um nicht weiter mit ihrem leiblichen Vater zu reden.
Erst um die Mittagszeit kam schließlich ihre Rettung in Form von Draco Malfoy. Bis zu diesem Zeitpunkt hätte Emma wohl nicht gedacht, dass sie jemals froh sein würde den blonden Jungen zu sehen.
„Ich will euch ja nicht stören, aber ich bräuchte einmal kurz Emmas Hilfe. Ähm ich meine Amelias Hilfe." Malfoy sah Emma auffordernd an und diese runzelte die Stirn. Sie fragte sich, was er wohl wollen würde, doch eigentlich spielte dies keine Rolle. Dies war ihre Chance dem Gespräch mit Rodolphus zu entfliehen.
„Natürlich", murmelte Emma. „Es war schön mit dir zu sprechen." Die letzten Worte richtete sie an Rodolphus und noch bevor er antworten konnte huschte Emma aus dem Raum und folgte Malfoy. Die beiden sprachen kein Wort miteinander, was dazu führte, dass Emma nur noch verwirrter wurde. Was wollte er nur?
Als sie ihn schließlich durch eine große Tür folgte konnte sie nicht anders als zu staunen. Sie stand in einer riesigen Bibliothek.
„Du solltest lieber den Mund schließen, bevor dir da noch etwas hineinfliegt", sagte Malfoy spöttisch. Emmas Augen verengten sich und sie warf den Jungen einen bösen Blick zu. Doch ihre Verblüffung war immer noch nicht verschwunden. Wie von selbst trugen ihre Beine sie zu den Bücherregalen. Mit ihren Fingern strich sie über einige Buchrücken. Die meisten der Bücher schienen von der schwarzen Magie zu handeln, doch hier und da standen auch Bücher über normale Zauber.
„Wo habt ihr die alle her?", fragte Emma und warf Malfoy einen fragenden Blick zu.
„Gekauft natürlich." Seine Stimme war voller Arroganz. „Die Malfoys gehören immerhin zu den reichsten Zaubererfamilien Englands."
Emma rollte mit den Augen. Das war mal wieder typisch Malfoy. Er musste natürlich mal wieder raushängen lassen, dass seine Familie so viel besser war als die aller anderen.
„Weshalb hast du mich hergebracht?"Die Slytherin musterte Malfoy neugierig. Er hatte sicherlich gewusst, dass sie einen Ort wie diesen mögen würde. Doch genau deshalb verstand sie nicht, weshalb er ihr ihn gezeigt hatte. Normalerweise würde er ihr doch nicht helfen. Emma fielen seine Worte von dem gestrigen Abend ein. Er hatte ihr gesagt, dass es ihm leid tun würde, dass sie in dieser Situation war. Meinte er das ernst?
„Wenn du dieses Spiel weiter spielen möchtest, dann solltest du dich besser mit der dunklen Magie auskennen." Er zuckte mit einer seiner Schultern, als wäre dies offensichtlich gewesen.
„Ich spiele kein Spiel", sagte Emma schnell, doch Malfoy grinste nur.
„Sicher", antwortete der Junge, doch es war ihn anzuhören, dass er ihr kein Wort glaubte. „Du solltest dich trotzdem damit beschäftigen."
„Warum tust du das?" Die Stimme von Emma war kaum mehr als ein Flüstern. Für eine kurze Zeit dachte sie sogar, dass Malfoy sie nicht gehört hatte.
„Auch wenn ich dich vielleicht nicht leiden kann, heißt das noch lange nicht, dass ich dich Tod sehen will" Auch Malfoys Stimme war leise. Emma wollte etwas erwidern, doch bevor sie die Chance dazu hatte, war der blonde Junge schon aus dem Raum verschwunden.

~*~

So nach der Lange Zeit geht es endlich weiter. Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat und würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Meinung zu diesem schreiben würdet :)

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