Wie soll ich damit umgehen?

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Eine Woche war nun schon vergangen, seitdem sie die Antwort auf die Frage erhalten hatte, die sie am liebsten nie erhalten hätte. Und immer noch hatte sich nicht an ihrer Lage geändert.

Wie so oft in letzter Zeit saß Emma über ein Buch gebeugt im Gemeinschaftsraum. Mit ihrer Feder schrieb sie die wichtigsten Passagen über Heilkräuter auf ein schon leicht vergilbtes Pergament.

Eigentlich lernte sie lieber in der Bibliothek. Im Gemeinschaftsraum konnte es manchmal anstrengend sein. Die meiste Zeit über schaffte Emma es zwar den Lärm auszublenden, doch es gab auch Momente in denen ihr diese Fähigkeit abhanden kam.

Doch die Bibliothek war momentan keine Option. Hermine hatte ihr gesagt, dass Harry und Ron sie in letzter Zeit häufiger zu dem Ort der Stille begleiteten. Sie erzählte ihr, dass Harry die Hoffnung hatte mit ihr zu reden. Er wollte Zeit mit ihr verbringen, so wie sie es früher getan hatten. Als Freunde. Auch wenn Emma nicht lieber tun würde, so musste sie sich eingestehen, dass sie dies momentan nicht konnte. Die Wunde war noch zu frisch. Sie bat Hermine Harry zu erzählen, dass sie ein wenig Zeit brauchte.

Hermine hatte verständnisvoll genickt. Sie wusste wahrscheinlich am besten, wie es Emma momentan ging.

Julie versuchte alles zu tun, damit Emma sich besser fühlte. Anthony und John versuchten ihr dabei so gut wie es ging zu helfen. Emma bemerkte, dass die drei sie niemals komplett alleine ließen. Immer war einer bei ihr, um sie abzulenken, was sie wirklich sehr schätzte. Gleichzeitig allerdings hasste sie es. Sie wollte nicht als dieses schwache Mädchen gesehen werden.

Auch jetzt saßen die drei nicht weit von ihr entfernt in einer Sesselgruppe. Emma konnte spüren, wie sie ihr immer wieder Blicke zuwarfen. Für einen kurzen Moment überlegte sie, ihren Freunden zuzuschreien, dass sie okay war. Verletzt ja, aber okay. Sie kam damit klar.

„So viel wie du lernst, würde es mich überraschen, wenn du nicht nur Ohnegleichen bekommst, Ems." Sofort erkannte Emma die sanfte, tiefe Stimme. Sie schaute hoch und blickte in die blauen Augen von Nick. Er lächelte sie warm an und ließ sich neben ihr in einen Sitz fallen.

Emma brachte ein kleines Grinsen zustande. „Das glaube ich kaum. Ich verwechsle immer wieder die Wirkung von Schöllkraut und Alpenveilchen."

Nick musste Lachen, während er nachdenklich die Stirn runzelte. „War das eine nicht eine Heilpflanze und das andere eine recht giftige?"

Emma nickte. „Ich muss mir nur endlich mal merken können, welche was ist."

„Weißt du, Ems, manchmal wirkt eine Pause wahre Wunder. Du arbeitest zu viel." Immernoch lächelte Nick, doch Emma konnte die Sorge in seinen Augen sehen.

Ein trauriges Lächeln breitete sich auf Emmas Gesicht aus. Sie konnte jetzt keine Pause machen. Das Lernen lenkte sie ab.

„Die ZAGs sind schon bald...", begann Emma, doch Nick ließ sie nicht zu Ende reden.

„Es sind noch Monate, Ems."

„Es ist auch viel zu lernen", murmelte Emma.

„Trotzdem solltest du dir eine Pause gönne", entgegnete Nick.

„Ich kann nicht", sagte Emma ein wenig zu schnell.

„Was ist los mit dir?" Inzwischen war das Lächeln aus Nicks Gesicht verschwunden. Besorgt blckte er sie an. „Die ganze Woche schon wirkst du so...niedergeschlagen. Ich habe dich noch nie so gesehen, Ems. Nicht nur ich mache mir sorgen, auch Layla kann nicht mehr mit ansehen, wie traurig du aussiehst."

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