Verhängnisvoller Brief

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„Ich kann wirklich nicht glauben, dass er wirklich dachte ich würde mit ihm ausgehen", Julie blickte Emma mit einem leicht angeekelten Gesicht an, während sie in ihr Toastbrot biss. Die beiden Mädchen saßen zusammen mit Anthony und John in der großen Halle und versuchten ein einigermaßen ruhiges Frühstück zu essen. Dies wurde ihnen allerdings nicht leicht gemacht. Um sie herum herrschte reges Treiben. In nicht einmal einer Stunde würde das Quidditchspiel Gryffindor gegen Hufflepuff beginnen. Das bedeutete, dass viel zu viele Schüler umherliefen und ihrer Mannschaft viel Glück wünschten. Man hörte lautes Geplauder darüber, wer wohl gewinnen würde.

In diesem Moment wurde Emma bewusst, dass dies das erste Mal seit einer Ewigkeit war, dass sie nicht bei den Gryffindors saß, bevor eines ihrer Spiele begann. Normalerweise würde sie jetzt neben Hermine sitzen und Harry viel Glück wünschen. Sie würde versuchen Ron ein wenig Selbstbewusstsein einzureden. Bei dem Gedanken an Ron meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Er war immer noch im Krankenflügel. Natürlich wusste Emma – von Hermine -, dass es ihm gut ging, aber trotzdem fühlte sie sich schuldig. Sie hatte den rothaarigen Jungen kein einziges Mal besucht, seitdem er vergiftet wurde. In der letzten Woche wollte sie Harry aus dem Weg gehen. Und das bedeutete zwangsläufig, dass sie auch Ron aus dem Weg gehen musste.

Sie war heute Morgen kurz versucht gewesen, sich zu Harry und Hermine zu setzen. Nach dem Gespräch mit Nick am gestrigen Abend, hatte sie ein wenig mehr Mut gefasst und gedacht, dass sie vielleicht endlich wieder ein wenig Zeit mit dem Gryffindor verbringen konnte. Doch als sie ihn vom weiten gesehen hatte, hatten sich ihre Eingeweide unangenehm zusammengezogen. Statt sich zu Harry und Hermine zu gesellen, schloss sie sich Julie, Anthony und John an und setzte sich an den Slytherin-Tisch.

„Hätte Hopper gar nicht so viel Mut zugetraut." John sah Julie belustigt an. Emmas Stirn legte sich für den Bruchteil einer Sekunde in Falten, während sie versuchte sich daran zu erinnern, über was ihre Freunde gerade sprachen.

„Wirklich eine Schande, dass du abgesagt hast", sagte Anthony schelmisch und grinste Julie breit an. „Ihr würdet doch so gut zusammenpassen. Julie Hopper. Wirklich schön." Anthony und John fingen lauthals an zu Lachen und ernteten sich damit einen bösen Blick von Julie, die Anthony mit einer Hand voll Weintrauben beschmiss.

„Ich gehe sicherlich niemals mit einem Hufflepuff aus", zischte Julie wütend.

„Vielleicht überrascht er dich"; wandte Emma ein und Julie sah sie argwöhnisch an. Emma rollte mit den Augen. Sie konnte nach all den Jahren immer noch nicht nachvollziehen, weshalb Julie solche Vorurteile hatte. Es konnte einen wirklich den letzten Nerv rauben. Auf der einen Seite beschwerte sie sich darüber, dass sie auch endlich mal Glück in der Liebe haben wollte – wobei sie sich in der letzten Zeit damit zurückhielt – und auf der anderen Seite wies sie jeden Jungen ab, der nicht aus Slytherin kam. Und selbst die meisten Slytherins waren ihr nicht gut genug. Sie legte sich selbst einfach so viele Steine in den Weg.

„Also ich fand Hopper immer recht freundlich", fuhr Emma fort.

Julie schüttelte ungläubig den Kopf. „Du weißt schon, dass er Mitglied im Gobstein-Club ist, oder? Mit so jemanden kann man sich nicht sehen lassen."

„Ach, Miss Hopper, wieso so gereizt?", sagte Anthony unter einem Grinsen.

„Schnauze!" Julies Blick war mörderisch und wir einen Augenblick wich das Grinsen aus Anthonys Gesicht.

„Was hast du jetzt schon wieder angestellt?", fragte eine fröhliche Stimme hinter Anthony.

Emma konnte sehen, wie sich das Grinsen auf Anthonys Gesicht nun vollkommen auflöste. Seinem Platz nahm ein warmes Lächeln ein. Er drehte seinen Kopf zur Seite und blickte auf Zoey, deren rotblonden Haare ihr in Wellen über die Schultern fielen.

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