Offenbarung (2)

159 10 7
                                    

„Was...Wovon...", stammelte er, auf der Suche nach Worten. „Über sowas scherzt man nicht." Mit weit aufgerissenen Augen sah Anthony Emma an. Er suchte nach einem Zeichen, dass dies alles nur ein Scherz war, doch dieses gab es nicht.

Während Emma ihn betrachtete, entfuhr ihr ein lautes Lachen, in welchem ihre Verzweiflung mitschwang. Nur zu sehr wünschte sie sich, dass dies wirklich ein Scherz war. Sie wünschte sich, dass sie ihm sagen könnte, dass sie ihn nur auf den Arm genommen hatte. Sie wollte ihm sagen, dass sie es nur im übertragenen Sinne gemeint hatte. Nur zu gerne würde sie selbst glauben, dass sie niemals etwas so Grausames getan hatte. Doch sie wusste es besser. Sich selbst konnte sie nicht belügen. Aber niemand anderes musste die Wahrheit wissen.

Sofort durchforstete sie ihr Gehirn nach einer möglichen Ausrede. Es dauerte nicht lange und sie hatte eine gefunden. Sie könnte Anthony sagen, dass sie natürlich nicht wirklich jemanden gefoltert hatte. Sie hatte Nick gemein. Es glaubten doch sowieso schon beinahe alle, dass sie wieder Gefühle für ihn entwickelt hatte. Zumindest, wenn man Harry fragte. So weit wäre es also nicht hergeholt, wenn sie sagte, dass sie ihren Exfreund folterte, indem sie sich zuerst von ihm trennte und dann doch wieder mit ihm zusammen sein wollte. Das wäre eine gute Lüge. Glaubhaft.

Verzweifelt versuchte Emma diese Worte zu formen, doch sie wollten einfach nicht aus ihrem Mund kommen. Es war als wäre dieser mit einer unsichtbaren Naht zugenäht gewesen. Sie wurde von einer Kraft, die sie bis heute nicht gekannt hatte, zurückgehalten dies zu sagen.

Je mehr Zeit verging, desto mehr schien Anthony zu begreifen, dass Emma nicht gescherzt hatte. Die Verwirrung in seinen Augen wurde größer. Und unwillkürlich rückte er ein wenig von Emma weg.

Dies führte dazu, dass Emmas Atem für einige Sekunden stockte. Mit dieser Geste hatte Anthony doch bestätigt, dass sie recht hatte. Ihre Freunde würden es nicht gut aufnehmen, wenn sie ihnen die Wahrheit sagte. Sie würden sich von ihr entfernen. Dies war das Zeichen, welches ihr sagte, dass sie nun ihre Klappe halten musste und alles daran setzten musste, diese Situation so zu drehen, dass Anthony alles nur als Scherz sah.

„Ich verstehe nicht, Emma. Was...?", brachte der dunkelhaarige Junge nur heraus.

Die Lüge lag ihr schon auf den Lippen. Aber schon wieder waren die Worte, die sie sagte, nicht die, die sie sich zurechtgelegt hatte.

„Der Cruciatus-Fluch, Anthony", murmelte Emma zu ihren Händen. Nun spürte sie wieder, wie eine Träne über ihre Wange rollte. Die Worte sprudelten geradezu aus ihr heraus.

„Ich wollte es nicht, aber ich hatte keine Wahl." Sie verbarg ihr Gesicht in ihre Hände. Und obwohl sie es nicht sah, spürte sie Anthonys Blick auf sie ruhen.

„Emma, das ist nicht witzig", sagte Anthony und in seiner Stimme lag die stumme Bitte, dass sie ihm sagte, dass sie gelogen hatte. Und sie wollte ihm diese Bitte erfüllen, aber sie konnte es einfach nicht. Sie hatte in diesem Moment keine Kontrolle über das war sie sagte. Zu lange hatte sie all dies für sich behalten. Jetzt war es zu viel. Die Worte platzten einfach aus ihr heraus.

„Verdammt, dass soll es auch nicht sein." Emmas Stimme wurde ein wenig lauter. „Ich hatte keine Wahl, Anthony. Es wäre aufgeflogen, wenn ich es nicht getan hätte."

„Ich verstehe gerade nichts mehr, Emma."

Endlich schaffte sie es Anthonys Blick zu erwidern. Sie konnte seine Angst und Verwirrung sehen.

Emma seufzte leise. „In den Weihnachtsferien. Ich war dort. Bei Voldemort. Er hat es mir aufgetragen."

Nun rutschte Anthony noch weiter zur Seite. In diesem Moment schaltete sich Emmas Verstand wieder richtig an. Es war schrecklich zu sehen, wie Anthony sie ansah. Es lag kein Verständnis in seinen Augen. Nichts was darauf hindeutete, dass er noch zu ihr stehen würde. Ganz im Gegenteil. In seinen Augen lag Angst. Genau das hatte sie vermeiden wollten.

Alles wird anders - Geheimnisse Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt