Ein Teil des Plans (1)

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Genervt strich Emma eine braune Haarsträhne, die sich vor wenigen Sekunden verselbstständigt hatte und mitten vor ihren Augen baumelte, hinter ihr Ohr. Mit ihrer Feder kritzelte sie über das Blatt Pergament, was vor ihrer Nase lag und bereits zur Hälfte vollgeschrieben war. Immer wieder wanderte ihr Blick zu dem Zauberkunstbuch, das aufgeschlagen neben ihr lag. Mit ihrer kleinen, ein wenig krakeligen Handschrift, schrieb sie die wichtigsten Bedenken beim erschaffen neuer Zauber auf das Papier.

Ab und zu wurde ihre eher langweilige Arbeit von einem leisen rascheln Blätter unterbrochen und dann wusste sie, dass Hermine, die ihr gegenüber an dem kleinen hölzernen Tisch saß, eine weitere Seite ihres Buches gelesen hatte. Keines der beiden Mädchen sagte auch nur ein Wort. Sie waren viel zu vertieft in ihre Aufgaben. Schon seit mindestens einer Stunde saßen die beiden Freundinnen in der Bibliothek. Emma genoss die Stille der Bibliothek, die in diesem Moment herrschte. Die meisten anderen Schüler waren beim Abendessen, weshalb sie und Hermine die einzigen waren, die momentan dort waren. Es gab also kein ablenkendes Geplauder kleiner Mädchen, die sich über den neusten Tratsch ausließen oder Jungen, die verzweifelt aufstöhnten und wild auf ihrem Pergament herumkritzelten.

Vertieft in ihrer Aufgabe, bemerkte die braunhaarige Hexe das kleine Mädchen nicht, welches sich ihnen langsamen näherte. Erst als es direkt neben ihr stand und sie an die Schulter tippte, zuckte die Slytherin überrascht auf und wandte ihren Blick von ihrem Aufsatz.

Betreten blickte das Mädchen sie an. Sie konnte nicht älter als zwölf gewesen sein. Ihre hellblonden Haare hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr über die Schulter hingen. Sie trug eine grüne Krawatte, woraus Emma schloss, dass sie eine Slytherin sein musste.

Mit großen braunen Augen sah das Mädchen Emma an. Ungeduldig tapste sie von einem Fuß auf den anderen.

Nun wurde auch Hermine auf den Neuankömmling aufmerksam. Ihre Stirn runzelte sich, während sie das blonde Mädchen betrachtet.

„Kann ich dir helfen?", fragte Emma leise und lächelte das Mädchen an.

„Bist du Emma Cort?", fragte die junge Hexe mit piepsiger Stimme.

Emma hob eine Augenbraue. Sie hatte das Mädchen noch nie zuvor gesehen. Zumindest nicht bewusst. Das bedeutete, dass jemand anders sie geschickt haben musste. Doch wer? Ihre Freunde würden kein kleines Mädchen als Botin benutzen. Es musste jemand sein, auf dem die Schüler hörten und der sie nicht persönlich ansprechen wollte. Emmas Gedanken wanderten zuerst zu Draco, doch konnte sie sich das nicht wirklich vorstellen. Erst als ihr Blick auf ein zusammengefaltetes Blatt in der Hand der Zwölfjährigen fiel, ging ihr ein Licht auf.

„Den soll ich dir geben. Schönen Tag euch noch." Die Worte des Mädchens überschlugen sich geradezu. Sie streckte ihre Hand mit dem Zettel aus und Emma nahm den Brief entgegen. Beinahe sofort drehte sich das Mädchen um, murmelte ein leises ‚Tschüss' und war schon auf den Weg aus der Bibliothek hinaus.

Während Emma den Brief in ihrer Hand betrachtete spürte sie den Blick von Hermine auf sich ruhen. Sie konnte die Neugierde ihrer Freundin geradezu fühlen. Sie faltete das Blatt auseinander und es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie die Nachricht zu Ende gelesen hatte.

Miss Cort,

es würde mich sehr freuen, wenn sie mich in einer Stunde in meinem Büro besuchen kommen. Ich denke wir haben eine Menge zu besprechen.

Denken Sie an die Säuredrops.

EmmEmm

Emma schluckte, nachdem sie die Nachricht gelesen hatte. Auch, wenn niemand unterschrieben hatte, wusste sie sofort, dass diese Nachricht nur von Dumbledore stammen konnte. Niemand sonst hatte eine solch ordentliche, schräge Schrift.

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