3.Geständnis(√)

669 18 1
                                    

„Willst du mich verarschen, Elena? Reden wir hier gerade von demselben Eric?"
Ungläubig starrt Mia mich an, als wir nebeneinander in der Grube sitzen und essen.
„Was soll ich denn jetzt tun? Er lässt ja nicht mit sich reden. Und ich komme auch nicht gegen ihn an..." Deprimiert und ratlos stochere ich in meinem Essen herum. Es gibt Hamburger und Schokokuchen, doch ich bekomme kaum einen Bissen runter.
„Ich wette, er ist richtig gut im Bett.", meint Mia plötzlich mit vollem Mund und wirkt nachdenklich. Geschockt und mit weit aufgerissenen Augen sehe ich sie an.
„Ist das wirklich das Einzige, was dir dazu einfällt, Mia?!", fauche ich ärgerlich und funkele sie dabei wütend an. Sie macht eine entschuldigende Geste. „Sorry, wirklich. Aber das Ganze ist so...krass. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll." gbt sie kleinlaut von sich. Eine Weile herrscht frustriertes Schweigen zwischen uns.
„Ich werde ihn einfach so lange nerven, bis er mich freiwillig bei sich rausschmeißt. Der weiß gar nicht, mit wem er sich da anlegt.", sgrinse ich siegessicher und beschließe, mich nicht einfach damit abzufinden. Ich bin eine Ferox, und ich fürchte mich nicht vor diesem Kerl! Zumindest würde ich es niemals zeigen.
„Du bist verrückt. Ich hab dich echt gern, Elena, aber das ist einfach wahnsinnig! Er wird dich umbringen.", meint Mia leise und sieht mich ernst an, doch dann bricht sie in Gelächter aus. Da ich ja jetzt seine 'Verlobte' bin, kann ich ziemlich zuversichtlich sein, dass er mich nicht umbringen wird und ich mir mehr erlauben kann, als jeder andere. Warum sollte ich mir das nicht zum Vorteil machen?
„Nächstes Mal gibst du mir Bescheid, bevor du irgendwo hin gehst." Mia und ich zucken zusammen, als wir Erics dunkle Stimme hinter uns hören. Hatte er uns etwa gehört?
Er setzt sich mit seinem Teller neben mich und sieht uns an.
„Aye, Captain 'Ric.", mure ich und verdrehe die Augen. Obwohl ich ihn nicht ansehe, kann ich genau fühlen, wie mich sein zorniger Blick durchbohrt. Einige Sekunden ist es totenstill, bis er sich an Mia richtet. ,,Du verziehst dich jetzt besser."
„Sie bleibt.", entgegne ich und deute Mia, sitzen zu bleiben, doch ich weiß, dass sie es nicht wagen würde, Eric zu widersprechen. Ein Blick von ihm genügt, dass sie Teller und Becher in die Hände nimmt und sich woanders hinsetzt. 
„Was?", fahre ich Eric an und setze meinen kältesten Blick auf, den ich beherrsche.
„Es gibt einige Regeln, an die du dich halten wirst.", beginnt er und legt seine Hand auf meine. Nicht so, wie es verliebte Pärchen taten, doch vielmehr so, dass es schmerzt und eine Art Drohung darstellt.
„Erstens, du gibst mir Bescheid wo du hingehst, mit wem und wie lange du wegbleibst. Und wenn ich nein sage, dann heißt das nein! Zweitens, pass auf, wie du mit mir redest. Das meine ich ernst! Ich bin immer noch dein Anführer. Drittens, erwarte ich denselben Respekt von dir, wie von allen anderen Ferox. Du hast keine Sonderrechte, also hör auf, mir auf der Nase herumzutanzen, denn das könnte böse für dich ausgehen. Und viertens, keine Tattoos, Piercings oder sonst irgendetwas ohne meine Erlaubnis."
Die Art, wie er dies sagt, lässt es mir kalt den Rücken runter laufen. Und genau dafür hasse ich ihn und meinen Körper. Er schafft es von einer Minute auf die Andere, meinen Mut in Luft aufzulösen, sodass ich mich klein und schwach fühle. Doch das will ich nicht!
„Ich darf schon noch alleine aufs Klo gehen oder muss ich dir da auch erst vorher Bescheid geben?", frage ich, ziehe provokant eine Augenbraue hoch und versuche, mir mein mulmiges Gefühl nicht anmerken zu lassen. Da ich meinen Blick auf den Tisch gerichtet habe, sehe ich nicht, wie Eric ausholt und mir mit seinem Handrücken eine Ohrfeige verpasst, sodass ich fast von der Bank falle. In der Grube ist es augenblicklich still geworden und alle starren wie gebannt zu uns rüber. Na klasse.
Ich rappel mich auf und werde sogleich von dem Ferox gepackt und aus der Grube „befördert". Er schleift mich bis in seine Wohnung, ohne dabei ein Wort zu sagen. Ich spüre, wie mir mein Herz in die Hose rutscht. Ich war zu jung um zu sterben!!
Keine Ahnung, was ich von ihm erwarte. Am liebsten würde ich mich irgendwohin verkriechen, aber überall wo ich hingehen konnte, konnte er auch hin.
„Elena." Obwohl er nur meinen Namen sagt, zucke ich zusammen. Meine Nervosität versuche ich durch meine verschränkten Armen zu kaschieren und starre ich ihn an. Er kommt auf mich zu und ohne es zu wollen, weiche ich weiter zurück, bis ich unweigerlich mit dem Rücken gegen ein Regal stoße. Ich habe heute schon genug von ihm einstecken müssen und ich will einfach nicht mehr. Mir reichen die Schmerzen, die ich hatte.
„Es tut mir leid." Erst als ich es ausgesprochen habe, merke ich, wie schwer es mir fiel, diese vier Wörter über die Lippen zu bringen. Es verletzt meinen Stolz.
„Tut es dir nicht. Du hast nur Angst.", entgegnet er und bleibt knapp vor mir stehen.
„Ferox haben keine Angst.", sagte ich leise, lege trotzdem Kraft in meine Stimme und blicke zur Seite.
„Dein Testergebnis war auch nicht Ferox."
Ich erstarre. Woher wusste er von meinem Testergebnis?!
„Woher willst du das wissen?", frage ich skeptisch.
„Ich bin ein Anführer. Wenn ich will, kann ich das Testergebnis von jedem in Erfahrung bringen. Bei dir war es Ken." Ich schlucke schwer.
„Na und...ich wollte aber keine Ken sein. Deswegen bin ich bei den Ferox geblieben.", antworte ich nun etwas mutiger, doch sehe ihn nicht an.
„Intelligent und mutig. Diese Kombination gefällt mir." Moment, was?
Mein Kopf schießt nach oben. „War das gerade ein...Kompliment?", hake ich misstrauisch nach und ziehe die Augenbrauen nach oben. Eric ignoriert meine Frage und tritt einen Schritt zur Seite „Komm mit, ich will dir was zeigen."                                                                                                      „Wohin?", frage ich misstrauisch, doch da hat er bereits mein Handgelenk gegriffen und führt mich neben sich her.
„Vertraust du mir?", fragt er ruhig.
„Nein.", kommt meine ehrliche Antwort. Er grinst und schüttelt den Kopf. Nach ein paar Minuten haben wir das Dach erreicht und stehe am Geländer, sodass wir über weite Teile der Stadt sehen können. Es ist dunkel und die Tatsache, dass ich hier mit Eric allein war, trägt nicht unbedingt zu einem Gefühl vom Sicherheit und Geborgenheit bei.
Eine Weile ist es still und ich frage mich innerlich, was er damit bezwecken will, doch dann bricht er die Stille. „Es fällt mir schwer, kein Arschloch zu sein, Elena.", kommt es plötzlich mit kalter Stimme. Ich starre weiterhin geradeaus.
„An dieser Stelle möchte ich dir sagen, dass sich an meiner Art auch nichts ändern wird, selbst wenn Viele ein Probleme damit haben, vor allem Initianten. Ich nehme meinen Job sehr ernst, Elena." Ich nicke.
„Ich habe mich für dich entschieden, und ich weiß, dass du Zeit brauchen wirst, um dich an dieses Leben zu gewöhnen. Aber es wäre für uns beide weitaus einfacher und für dich weniger schmerzhaft, wenn du dich an meine Regeln hältst und mich als deinen Mann akzeptierst, verstehst du?"
Ich schiele zur Seite und merke, dass er auf eine Antwort wartet. Ich seufze.
„Das kann ich nicht, Eric. Nenn mich altmodisch, aber ich möchte einen Mann, der mich liebt und mich respektiert. Du tust weder das Eine, noch das Andere."
„Ich wollte dich, schon seit ich dich das erste Mal gesehen habe."
Ungläubig und verwirrt starrte ich zu ihm hoch. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet.
„Was?", frage ich verwirrt.
„Und als ich erfahren habe, was dein Vater vor hat, konnte ich den Gedanken nicht ertragen, dass dich ein anderer Mann bekommt. Daher brauchte ich nicht lange, um mich zu entscheiden."
Stille. Ich brauche eine Weile, um das eben Gesagte in meinem Kopf zu wiederholen und zusammenzufügen.
„Und dich wird auch kein anderer Mann bekommen, dafür sorge ich. Du gehörst ab jetzt zu mir." Seine Stimme war leise, aber bestimmt. Und gefährlich. Auf meinen Armen breitete sich Gänsehaut aus und ich trete einen Schritt zurück.
„Warum ich?"
Er sieht mir in die Augen und entfacht in mir ein Gefühlschaos. Sollte das jetzt heißen, Eric mochte mich? Und warum zum Teufel freute sich mein Inneres Ich ein kleines bisschen darüber? Manchmal verstand ich mich selber nicht. Der Ferox- Anführer antwortet nicht, sondern überbrückt die Distanz zwischen uns mit einem Schritt und zieht mich zu sich. Ich war wie gelähmt. Ein kleiner Teil von mir fühlt sich komischerweise zu ihm hingezogen, ein anderer, viel größerer Teil allerdings, hat das Bedürfnis, vor ihm wegzulaufen.
„I-Ich...", beginne ich, doch ich habe keine Ahnung, was ich eigentlich sagen wollte. Als er sich zu mir herunterbeugte um mich zu küssen, wusste ich, dass ich mich entscheiden musste. Und dass die Entscheidung, die ich traf, Folgen haben würde.

Ich stoße ihn von mir, drehe mich zur Tür und renne los.

Hoffentlich hat es euch gefallen :)
Votes und Feedback sind sehr willkommen :)
LG ❤

Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt