„Erzähl mir von deinem Vater und von diesem Alec."
Schweigend starre ich vor mich hin und beiße auf meiner Unterlippe, während ich darüber nachdenke, ob er einfach nur Smalltalk führen will, ob es ihn tatsächlich interessiert oder ob er es nur wissen will um mich danach auszulachen. Ich sehe ihn an. Es ist Eric, natürlich würde er mich nachher nur damit aufziehen. Immerhin hatte ich ihn schon oft genug „in action" erlebt, wo er mit seiner Art Initianten fast zum Heulen gebracht hatte. Er war definitiv kein netter Mensch, nein.
„Hör zu, du musst nicht so tun, als würde dich das interessieren. Du würdest es ohnehin nicht verstehen.", murmle ich und sehe zur Seite.
„Sag du mir nicht, was mich interessiert und was nicht. Ich hab dir was gekocht, dafür will ich auch was. Also fang' schon an." Seine Stimme war weder kalt noch zornig. Sie wirkte komplett emotionslos. Schwer einzuschätzen, ob das heißt, dass er gerade gut gelaunt war?
„Alec und ich können uns halt nicht leiden.", sage ich und hole tief Luft. Es war so viel zwischen uns vorgefallen, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte.
„Was du nicht sagst.", kommentiert Eric leicht sarkastisch. Als ich daran zurückdenke, als das mit Alec begann, wurde mir klar, dass ich das Eric nicht erzählen konnte. Niemals. Es machte mich nur verletzlich und Eric würde mich für ein Opfer halten. Was ich im Grunde auch war...
„Lass es einfach gut sein, okay?" Meine Worte waren erst zögerlich, doch dann bestimmend. Er sieht mich nur mit hochgezogener Augenbraue an und atmet tief aus.
„Hör zu, wenn du mich schon anbrüllst wie sehr wir dich alle ankotzen, dann will ich verdammt noch mal auch wissen warum! Also entweder du rückst jetzt freiwillig mit dem Scheiß raus oder-"
„Oder was?", unterbreche ich ihn und funkelte ihn an.
„Oder ich bring dich dazu.", erwiedert er und ich könnte schwören, dass seine Mundwinkel sich kurz zu einem Lächeln verziehen. Plötzlich bin ich wieder hellwach.
„Bitte, wenn du gerne wieder mit ner heißen Kaffeedusche aufwachen willst, trau dich.", sage ich spitz und setze mich mit verschränkten Armen aufrecht hin.
„Aber ich kann dir nicht versprechen, dass es nur deinen Oberkörper trifft." Den letzten Satz sage ich leise und mehr zu mir selbst als zu ihm, doch es scheint Wirkung zu zeigen.
„Willst du mir etwa drohen oder wie soll ich das verstehen?" Er wirkt plötzlich ziemlich amüsiert, was mich noch weiter anstachelt.
„Weißt du, was ich mit Leuten mache, die mir drohen, Elena?", fragt er und steht auf. Ich ebenfalls und positioniere mich auf der anderen Seite des Couchtisches. Ein wenig Sicherheitsabstand konnte bei dem nie schaden.
„Was hat zwei Piercings und kann mich mal? Richtig, du!", erwiderte ich und tänzle auf meinem Platz hinter dem Couchtisch hin und her. Oh ja, Übermüdung wirkt sich definitiv negativ auf meinen Überlebensinstinkt aus. Ich merke, wie ich immer aufmüpfiger wurde.
Gemäß meinen Berechnungen hätte ich Eric ausweichen können müssen. Allerdings habe ich gedacht, er würde um den Tisch herumgehen, anstatt einfach drüber zu springen, womit er mich überrascht. Ich stolpere zurück und greife nach hinten um mich an dem Regal festzuhalten, doch ich verfehle es und knalle auf den Boden. Dann wurde ich auch schon gepackt und auf die Beine gezogen, sodass ich mit dem Rücken zu ihm stehe.
„Du hast es so gewollt.", raunt er mir ins Ohr und bewirkt damit, dass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitet. Gerade als ich etwas erwidern wollte, zieht er mir blitzschnell mein T-Shirt über den Kopf und hielt es triumphierend hoch. Sein Grinsen war unausstehlich.
„Das...du...Eric!", stammle ich und sehe an mir runter. Alles was ich anhabe ist ein BH und eine Unterhose. Und es handelt sich nicht mal um schöne Unterwäsche...pff, warum denke ich an sowas?!
„Nette Aussicht.", kommentiert er und mustert mich. Das.Geht.Zu.Weit! Ich versuchte ihm mein Shirt zu entreißen, aber ich komme nicht ran, da er es hoch hält und um einiges größer ist als ich. „Und es geht noch weiter.", höre ich ihn süffisant sagen, als er mich packt, hochhebt und zu seiner Wohnungstür trägt. Mir weicht sämtliche Farbe aus dem Gesicht.
Nein!
Er öffnet die Tür, befördert mich hinaus und schmeißt die Tür hinter sich zu.
„Du Arschloch!", schreie ich und hämmer wie verrückt gegen die Tür. Ich stehe hier nur in Unterwäsche im Gang wo jederzeit jemand vorbeikommen konnte. Das darf jetzt wohl nicht wahr sein! Ich presse mich an die Tür. „Eric du hirnrissiger zurückgebliebener Bastard, du machst sofort diese gottverdammte Tür auf oder ich bring dich um! Nein, weißt du was, ich bring dich auch so um!" zische ich gegen diese.
„Hab gar nicht gewusst dass Mädchen so fluchen können.", höre ich seine amüsierte Stimme auf der anderen Seite der Tür.
„Hör zu, Elena, es ist ganz einfach. Ich lass dich wieder rein." Gott sei- „Alles was du dafür tun musst ist zu sagen 'Bitte großer Meister hilf mir aus meiner Not'."
Fassungslos stehe ich nun da und wiederhole die Worte in meinem Kopf. Oh ja, dafür würde er bluten. Als ich Schritte höre, die näher kommen, überwinde ich dann doch meinen Stolz. Mit zusammengebissenen Zähnen tue ich was er verlangt und warte angespannt darauf, dass die verdammte Tür aufgeht.
„Und du wirst mir alles erzählen was ich will."
„Mach die Tür auf!", zische ich und spüre, wie mein Gesicht rot anläuft. Als er mir nicht antwortete und die Schritte immer näher kommen, ergebe ich mich und sage ihm, dass ich es ihm erzählen würde. Gleich darauf höre ich wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wird und mehr brauch ich nicht. Mit einem Griff an die Klinke schwingt die Tür auf und ich hole aus. Natürlich fängt er meine Faust ab, aber damit hatte ich gerechnet, denn mit der anderen Hand greife ich sein Ohr und reiße es nach unten, sodass er widerwillig seinen Kopf zu mir herunterbewegen muss. Ich wollte seinen Gesichtsausdruck sehen, der folgen würde. Vor Wut kochend blitze ich ihn an. „Und weißt du, was ich mit Leuten mache, die so mit mir umgehen?" frage ich ihn in einem leisen Ton. Meine Hand schnellt zu seinem Gesicht und ich reiße ihm eins seiner Piercings raus.
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Himmel und Hölle
FanfictionElena, eine gebürtige Ferox, lebt in einer familiären Problemwelt. Ihre Eltern sehen als einzigen Ausweg ihre chaotische Tochter einen Ehemann zu finden, der ihr den richtigen Weg weist und ihr Respekt beibringt. Alles andere als begeistert von ihre...