18. Du bist hier. Hier bei mir (√)

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Elenas POV

Ziemlich gelangweilt sitze ich auf einem der vielen Heuballen bei den Amite und überwache die Lage. Hin und wieder versuchen Fraktionslose, sich in die Vorratskammer der Fraktion zu schleichen, aber ein Blick auf meine Waffe in den Händen genügt, um sie umzustimmen. Eigentlich gehe ich davon aus, dass sie von den Altruan ausreichend Nahrung erhalten , warum versuchen sie dann aber trotzdem, welche zu stehlen?
Nach einer gefühlten Ewigkeit springe ich zu Boden schlendere ein wenig über das Anwesen, dabei immer ein Auge auf die Fraktionslosen werfend. Die Sonne fühlt sich auf der Haut angenehm an und ich genieße den Wind, der mir leicht durch die Haare weht. Ich liebe es, draußen an der frischen Luft arbeiten zu können und immer in Bewegung zu sein. Wie es die Ken den ganzen Tag an ihren Schreibtischen aushalten, ist mir schleierhaft. Rechts von mir ist ein Teil des Anwesens der Amite, links ein kleiner Wald. Kurz nachdem ich mich umgedreht bin, um wieder zurückzugehen, nehme ich etwas in den Büschen neben mir war. Ich halte inne und lausche erneut. Wieder dieses laute Rascheln. Das muss etwas Größeres als ein Kaninchen sein. Meine Hand greift zu meiner Waffe, welche an meinem Gürtel befestigt ist.
„Komm raus.", sage ich emotionslos und beobachte, wie derselbe Junge, den ich heute Vormittag gerettet habe, hervorkommt. Wortlos senke ich die Waffe und will mich wieder umdrehen, als ich plötzlich eine Pistole an meinem Hinterkopf spüre. Innerlich fluche ich. Auf Befehl meines Angreifers drehe ich mich langsam zu ihm um, sodass ich sehen kann, dass es sich um keinen Ferox handelt. Allerdings passt er auch nicht zu den anderen Fraktionen, denn für einen Fraktionslosen sieht er zu gepflegt aus.
„Wer bist du?", zische ich und beobachte jede seiner Bewegungen. Zu meiner Überraschung lächelt er.
„Gib mir deine Waffe.", fordert er mich auf und mir bleibt nichts Anderes übrig, als dem Befehl nachzukommen. Es ist ja nicht meine einzige Waffe, aber das kann er ja nicht wissen.
„Du hast heute meinem Neffen gegenüber Güte erwiesen, das ist der Grund, weshalb du noch lebst.", gibt er kalt von sich. „Und du wirst auch mir und meinen Freunden Güte erweisen. Wir werden jetzt ruhig zum Vorratsraum der Amite spazieren, und du wirst uns nicht daran hindern, uns zu bedienen. Sonst...bist du tot.", vollendet er seine Rede und setzt wieder dieses gespielte Lächeln auf. Wie ich solche Typen hasse.
„Wie seid ihr an die Waffen gekommen?", frage ich. „Nur wir Ferox haben Zugang zu Schusswaffen."
„Das stimmt. Wir haben sie ihnen aus ihren leblosen Händen gerissen, nachdem wir ihnen die Kehle durchgeschnitten haben. Frage beantwortet?", faucht er und gibt mir ein Zeichen, dass ich vorwärts gehen soll. Ich schlucke, tue aber, was er verlangt. Bis auf ihn und den kleinen Jungen kann ich allerdings niemanden in unmittelbarer Nähe erkennen. Soll ich das Risiko eingehen?
„Dein Plan hat aber einen kleinen Fehler.", murmle ich leise. Hinter mir höre ich ein verächtliches Schnauben.
„Und zwar?!", faucht er und drückt mir drohend die Pistole an die Schläfe. Ohne darauf zu antworten, ducke ich mich unter ihm hinweg und schlage ihm gleichzeitig die Waffe aus der Hand. Noch bevor er sich sammeln kann, schlage ich ihm den Ellenbogen ins Gesicht und trete ihm in den Magen, sodass er nach Luft japsend zu Boden geht. Während ich ihn entwaffne, zische ich: „Schusswaffen sind nur aus Entfernung von Vorteil, Arschloch!" Mit diesen Worten verpasse ich ihm noch einen Schlag in den Nacken, durch den er für einige Zeit bewusstlos sein würde. Keine Sekunde später werde ich jedoch grob zurück gerissen und ich blicke in das Gesicht von zwei Männern, die offensichtlich zu ihm gehören müssen. Einer von ihnen trägt ein Messer, der andere hatte keinerlei Waffen.
„Miststück!", zischt derjenige, welcher mich festhält und verpasst mir einen Faustschlag ins Gesicht, sodass ich rückwärts taumeln würde, wenn er mich nicht festhalten würde. Sein Komplize will mir die Waffe entreißen, doch ich reiße diese hoch und breche ihm damit die Nase. Ich spüre den Adrenalinschub, welcher sich in mir ausbreitet und stecke meine Waffe zurück in meine Tasche. Ich habe noch nie einen Menschen getötet, und ich würde auch jetzt nicht damit anfangen. Die zwei würde ich auch so im Nahkampf schaffen. Mit diesem Gedanken und ohne weiteres Zögern greife ich an.

Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt