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- Elenas POV - 

„Verflucht."
Schmerzhaft ziehe ich die Luft ein und halte mir die blutende Handfläche. Nach dem Streit mit Eric konnte ich nicht einschlafen und bin zum Messerwerfen in die Trainingshalle gegangen. Einfach, um mich ein wenig abzureagieren. Zwar um zwei Uhr nachts, aber das spielt keine Rolle. Wenigstens habe ich hier meine Ruhe. Nur blöderweise muss ich mich dann an einem der Messer schneiden. So unkonzentriert wie heute, war ich definitiv noch nie. 
„Dämlicher Idiot.", murre ich und versuche, die Blutung mit dem Ärmel meiner Jacke zu stoppen. 
„Danke."
Drews Stimme plötzlich hinter mir zu hören lässt mich aufschrecken und ich fahre herum.
„Musst du dich so anschleichen?!", frage ich ihn genervt und verdrehe die Augen. 
„Ich hab mich nicht angeschlichen, du bist nur extrem unkonzentriert.", rechtfertigt er sich und lässt sich kurz darauf neben mich fallen. 
„Du bist verletzt.", stellt er fest, nimmt meine Hand und lässt seinen Blick über den Schnitt schweifen. Er seufzt.
„Gut gemacht. Das muss genäht werden.", meint er und presst den Stoff erneut auf die Wunde, um das Blut zurückzuhalten. 
„Heute nicht mehr.", murmle ich und starre vor mich hin. 
„Doch, Elena. Wenn du das nicht ordentlich verarzten lässt, wird das richtig übel.", kontert er und ich spüre seinen ernsten Blick auf mir. 
„Ist mir egal."
„Was hat er diesmal gemacht?", seufzt er und verschränkt die Arme hinter dem Hinterkopf. Ich drehe mich zu ihm und sehe ihn misstrauisch an. 
„Soll das heißen, du bist wieder der Alte?", frage ich vorsichtig und beobachte seine Gesichtszüge. Er starrt zurück. 
„Mir ist unsere Freundschaft zu wichtig, um sie für eine Unbestimmte aufzugeben. Ich will mich nicht mit dir streiten.", antwortet er nach einigen Sekunden und ich atme erleichtert aus. 
„Was ist mit Mia?", hake ich nach, aber er blockt ab. 
„Über sie werden wir nicht sprechen. Zumindest nicht in nächster Zeit.", sagt er bestimmend und ich weiß, dass ich das akzeptieren muss. Das alles würde Zeit brauchen, und die Hauptsache ist, dass er dicht hält. 
„Ich will mich auch nicht mit dir streiten.", murmle ich. 
„Woher hast du überhaupt gewusst, wo ich bin?", frage ich und sehe ihn neugierig an. Nervös kratzt er sich am Hinterkopf und grinst schief. 
„Ich wusste es nicht. Eigentlich hab ich schon längst geschlafen, bis ich durch eine sehr freundliche Person geweckt und liebevoll hierher gebeten worden.", erzählt er und ich stöhne genervt auf.
„Du verarscht mich, oder?", frage ich ungläubig. Drew schmunzelt. 
„Kein bisschen. Dein Verlobter hat beinahe meine Wohnungstür eingetreten, weil ich nicht sofort aufgemacht habe. Und wenn ich meinen faulen Arsch nicht sofort zu dir in die Trainingshalle bewege und mit dir rede, könne ich was erleben.", fährt er fort. Peinlich berührt vergrabe ich mein Gesicht in meinem Schoß. Eric kann so lästig sein. 
„Tut mir leid.", murmle ich und sehe ihn entschuldigend an. Er winkt ab. 
„Also, wo drückt der Schuh?", hakt er nach und sieht mich auffordernd an. Ich schlucke und schweige eine Weile, bis ich beginne, mir alles von der Seele zu reden. Es tut wirklich gut, vor allem weil sich Drew besser in meine Lage versetzen konnte als Eric. 
„Willst du meinen hochprofessionellen Rat hören?", fragt der Ferox schließlich und seine Stimme trieft nur so vor Sarkasmus. 
„Leg dir einen Elektroschocker zu. Und jedes Mal, wenn er ein Arsch ist, versetzt du ihm einen Stromschlag. Vielleicht lernt er es dann.", meint Drew gespielt ernst und ich pruste los. Eric mit einem Elektroschocker zu dressieren ist einfach zu witzig. 
„Den Versuch möchte ich sehen.", lache ich und er stimme mit ein. 
„Und wenn du schon dabei bist, lässt du ihn auch gleich durch einen Feuerreifen springen und auf einem Gummiball balancieren.", fügt er hinzu und stupst mir in die Seite. 
„Mit der Nummer könnte ich glatt Eintritt verlangen und damit einen Haufen Geld verdienen.", meine ich belustigt und stelle mir das bildlich vor. Einen Zirkus mit einem abgerichteten Eric als Hauptattraktion. 
Als wir uns nach einer Weile wieder etwas beruhigt haben, wird Drew wieder ernst. 
„Ich mag ihn zwar nicht sonderlich – so wie jeder andere hier vermutlich  - aber jeder, der Augen im Kopf hat merkt, dass du ihm sehr wichtig bist. Er bewacht dich wie einen Schatz und wenn jemand auf dich schießt, würde er sich ohne zu zögern vor dich werfen und die Kugel abfangen.", beginnt Drew und legt einen Arm um meine Schultern. 
„Und jeder, der Augen im Kopf hat, merkt, dass er dir genauso wichtig geworden ist. Ganz verstehen tu ich dich dabei zwar nicht, aber das muss ich auch nicht.", fährt er fort und stupst mich erneut an. Ich schweige. 
„Ihr müsst einfach mehr Kompromisse eingehen. Eric wird gewiss nicht den Anfang machen, das wäre nicht sein Stil, aber wenn du etwas auf ihn zugehst und ihm Respekt zeigst, wird er es früher oder später auch tun. Es bringt nichts, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Wenn ihr miteinander auskommen wollt, ohne euch alle zwei Tage erwürgen zu wollen, muss einer den ersten Schritt machen und nachgeben. Üblicherweise die Klügere und Hübschere.", erklärt Drew und zwinkert mir zu. Ich  boxe ihm in die Seite.
„Ich will aber nicht nachgeben. Ich hab bisher immer nachgegeben.", murre ich mit zusammengebissenen Zähnen. 
„Ja, aber ich glaube, wenn du für einige Zeit bei seinem Autoritätsbedürfnis mitspielst, wird er dir auch mehr Freiheiten lassen.", antwortet er. Nachdenklich lege ich den Kopf schief. Ich soll also komplett nachgeben und hoffen, dass er es mir gleich tut? Und was, wenn es das Ganze nur nach hinten losgeht?
„Er ist Anführer und es liegt in seiner Natur, dass man sich ihm nicht widersetzt. Wenn er weiß, dass er sich - wenn es drauf ankommt - auf dich verlassen kann, wird er dich auch mehr in seine Angelegenheiten miteinbeziehen. Zumindest denke ich das.", erklärt Drew seine Idee dahinter. 
In den nächsten Minuten sagt niemand etwas und ich lasse mir Drews Vorschlag durch den Kopf gehen. Er hat definitiv recht, dass Eric nicht einfach so nachgeben würde. Je mehr ich ihm widerspreche, desto gereizter und strenger wird er. Es ist wie ein Teufelskreis. 
Allerdings sträubt sich alles in mir, nach seiner Pfeife zu tanzen. Es ist zum Haareraufen.
„Ich weiß nicht.", murmle ich. 
„Vielleicht probiere ich es. Als Experiment. Versuchen kann man es ja, und wenn es nichts bringt, können wir uns hinterher ja immer noch den Schädel einschlagen.", füge ich hinzu und stehe auf. Drew ebenfalls. 
„Ich sollte jetzt zurückgehen. Danke für deinen – wenn auch unfreiwilligen – Besuch.", verabschiede ich mich von ihm und umarme ihn kurz. Ich bin froh, dass wir weiterhin Freunde waren. Das mit Mia würde sich sicher auch noch klären. 
„Du solltest mit der Wunde wirklich gleich auf die Krankenstation.", erinnert er mich noch, bevor wir in unterschiedliche Richtungen auseinandergehen. Doch ich habe keine Lust, mich heute schon wieder verarzten zu lassen. Das kann auch noch bis morgen warten.
Als ich die Wohnung betrete, ist es bereits stockfinster. Eric schläft wohl schon. Nun ja, kein Wunder, es ist ja auch fast drei Uhr in der Nacht. Nachdem ich mir rasch die Zähne geputzt und meine Hand notdürftig mit einem improvisierten Druckverband versorgt habe, schleiche ich mich ins Schlafzimmer, immer darauf bedacht, Eric nicht zu wecken. Vorsichtig lege ich mich auf meine Seite. Der Ferox liegt mit dem Rücken zu mir und sein Oberkörper bewegt sich gleichmäßig auf und ab. Entschlossen rücke ich näher an ihn heran und kuschel mich an seinen warmen Rücken. Ich schließe die Augen. Hier fühle ich mich sicher und beschützt. 
Kaum habe ich mich an ihn geschmiegt, dauert es nicht lange, bis Eric sich zu mir umdreht und mich mit einem Arm weiter an seine Brust zieht. 
„Du bist wieder da.", brummt er und ich nicke. 
„Tut mir leid, dass ich abgehauen bin. Kommt nicht wieder vor.", nuschel ich an seinen Oberkörper, bevor ich mich neben ihm auf den Rücken drehe. Kurz darauf legt er seinen Kopf auf meine Brust und einen Arm um meinen Bauch. In dieser Position schlafen wir schlussendlich auch ein.

Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt