- Elenas POV -
Ruhig blicken wir uns an. Eric muss gemerkt haben, dass etwas nicht stimmt, denn er hält inne und sieht mir in die Augen.
„Du zitterst.", kommentiert er leise und schafft etwas Abstand zwischen uns.
„Ich kann das nicht.", flüstere ich und rolle mich zur Seite, um seinem prüfenden Blick zu entgehen. Innerlich hasse ich mich dafür. Wieso kann ich das nicht einfach genießen? Immer muss ich alles kaputt machen.
„Das sehe ich.", sagt Eric, während er sich von der Couch erhebt.
„Glaub mir, das war nicht geplant. Ich hätte mich besser unter Kontrolle haben müssen.", fährt er fort und wischt sich mit der Hand übers Gesicht. Augenblicklich richte ich mich auf und funkle ihn an.
„Es liegt nicht an dir, Eric. Ich will es ja...aber ich kann so etwas schlicht und einfach nicht. Genau deshalb habe ich dir damals ja gesagt, du sollst dir eine bessere Frau suchen, die nicht so verkorkst ist wie ich.", bringe ich aufgebracht hervor und fühle, wie sich wieder diese Mauer um mich herum wieder bildet. Ich habe sie für Eric geöffnet, aber was für einen Sinn hat es, wenn ich ihm nicht das geben kann, was er will? Wut kriecht in mir hoch und ich versuche, ruhig und gleichmäßig zu atmen.
„Sieh mich an!", vernehme ich die dominant klingende Stimme des Anführers neben mir, aber ich starre stur auf meine Hände. Keine Sekunde später packt er mich leicht grob am Kinn und dreht meinen Kopf zu sich.
„Was?", fauche ich und sehe in sein wütendes Gesicht.
„Hör auf, einen solchen Mist zu erzählen!", knurrt er und kurz befürchte ich, er würde zuschlagen. Er tut es aber nicht.
„Nur weil ich ein Mann bin, musst du mich nicht gleich als sexversessenes Arschloch abstempeln, ganz gleich was in der Fraktion über mich geredet wird. Das, was du erleben musstest ist schrecklich, aber es ist nun einmal passiert. Du musst diese Vergangenheit hinter dir lassen und nach vorne blicken. Ich will dich, Elena. Und ich habe kein Problem damit, auf dich zu warten. Das gemeinsam mit dir durchzustehen. Aber du musst es auch zulassen. Es wird sicher kein leichter Weg, aber du - wir - müssen daran arbeiten. Wir sind Ferox und Aufgeben ist hier keine Option."
Als Eric mit seiner kleinen Ansprache endet, kann ich nicht anders, als ihn einfach nur anzustarren. In Momenten wie diesen hört man eindeutig den ehemaligen Ken aus ihm sprechen. Da mir die passenden Worte fehlen, greife ich nach seiner Hand und umschließe sie fest. Ich will nicht von ihm getrennt sein, ich will mit ihm sein. Eric hat Recht, ich muss die Vergangenheit hinter mir lassen und lernen, meine Probleme in den Griff zu bekommen. Und mit jedem dieser Worte, die er gesagt hat, wurde mir klarer, dass ich für ihn so etwas wie Liebe empfinde. Liebe, die ich nicht bereit bin, aufzugeben. Mit diesem Gedanken hauche ich ihm einen Kuss auf die Lippen.
„Die Couch ist, wenn ich ehrlich bin, gar nicht so gemütlich.", sage ich leise und beobachte seine Reaktion. Erics Gesichtszüge verziehen sich etwas nach oben.
„Nicht bequem genug?", hakt er mit unheilvoller Stimme nach, welche mir eine Gänsehaut beschert, und er zieht eine Augenbraue nach oben. Ich schüttle den Kopf.
„Na dann hab ich da vielleicht eine Alternative für dich.", raunt er verführerisch in mein Ohr. Dann steht er auf und hebt mich blitzschnell hoch, sodass ich in seinen Armen liege und er mich, ins Schlafzimmer tragen kann.- Erics POV -
Es muss noch mitten in der Nacht sein, als mich ein lautes Hämmern an der Wohnungstür aus dem Schlaf reißt. Elena neben mir scheint nichts gehört zu haben, denn sie schläft noch tief und fest. Wer auch immer das ist, ich kann nur für ihn hoffen, dass er hierfür einen guten Grund hat. Widerwillig schleppe ich mich zur Tür und reiße sie auf.
„Was?", schnauze ich ärgerlich und erblicke zu meiner Überraschung diese Mia, Elenas Freundin. Erschrocken starrt sie mich an. An ihren geröteten Augen kann ich erkennen, dass sie wohl geheult haben muss und nun kann ich mir schon zusammenreimen, weshalb sie hier ist.
„Tut mir leid, Eric, aber ich muss mit Elena reden.", presst sie hervor und weicht meinem Blick aus. Genervt atme ich aus.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Sie schläft!", fauche ich und baue mich vor ihr auf. Ich bin ihr Anführer, wie kommt sie auf den Gedanken mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu reißen?! „Eric?", ertönt jetzt auch noch eine ziemlich verschlafene Stimme hinter mir. Jetzt ist sie wohl aufgewacht. Als sie Mia erblickt, versucht Elena mich zur Seite zu drücken, aber ich lasse mich gewiss nicht von einem Mädchen herumschieben, also bleibe ich, wo ich war.
„Sag deiner Freundin, sie soll gefälligst tagsüber wiederkommen!", knurre ich, packe Mia am Oberarm und dränge sie zurück in den Gang.
„Nein!", faucht Elena, nun sichtlich verärgert und drängt sich zwischen uns.
„Siehst du nicht, dass es ihr nicht gut geht?", zischt sie und funkelt mich an. Unbeeindruckt verschränke ich die Arme vor der Brust. Natürlich sehe ich es, allerdings interessiert es mich nicht besonder.
„Wenn ich euch beide daran erinnern darf, ich bin euer Anführer und das hier ist meine Wohnung. Mein Wort ist für euch Gesetz und wenn du-", ich deute auf Mia, „nicht sofort verschwindest, zählt das als Befehlsverweigerung. Und du weißt, was das bedeutet. ", sage ich bedrohlich leise. Unglaublich, wie hier meine Autorität einfach ignoriert wird.
„Kommst du mit aufs Dach?", fragt Mia rasch an Elena gewandt und erntet dafür einen bösen Blick von mir.
„Ich zieh mir nur schnell etwas Anderes an.", sagt Elena schnell und verschwindet zurück in die Wohnung.
„Ich hoffe, ihr wisst, wie gefährlich es um diese Uhrzeit ist?", blaffe ich ihre Freundin an, sodass diese zusammenzuckt.
„Eric, jetzt mach kein Drama draus, wir passen schon auf uns auf. Du willst Mia nicht hier haben, dann gehen wir halt.", ruft Elena, die kurz darauf zurück kommt. Ich packe sie am Handgelenk und ziehe sie zu mir. An ihrem verzerrten Gesichtsausdruck erkenne ich, dass ich wohl zu fest zugepackt habe, also lockere ich meinen Griff ein wenig.
„Eine Stunde. Wenn du bis dahin nicht wieder zurück bist, hole ich dich.", sage ich leise und sehe ihr tief in die Augen. Wenn sie wüsste, was in dieser Fraktion nachts alles passiert, würde sie nicht so leichtsinnig raus marschieren. Statistisch gesehen passieren mehr Übergriffe auf Ferox in der eigenen Fraktion als draußen auf den Straßen.
Doch sie verdreht nur frech die Augen, stellt sich auf die Zehenspitzen und zieht meinen Kopf zu sich herunter, bevor sie mir ins Ohr säuselt: „Ich lasse mir immer noch nicht von dir vorschreiben, was ich tun darf und was nicht, Eric. Ich mag dich wirklich, aber ich bin eine vollwertige Ferox und keine deiner Initianten. Ich bin keine Porzellanpuppe, die du wegsperren kannst, wann es dir passt. Uns wird nichts passieren, ich pass schon auf. Vertrau mir. "
Gerade als sie zu Ende gesprochen hat, drückt sie ihre Lippen flüchtig auf meine und verlässt mit Mia hastig die Wohnung. Etwas perplex aber trotzdem extrem sauer schmeiße ich die Tür zu. Ich bin nicht nur ihr Verlobter, sondern auch ihr Anführer. Wie kann sie es wagen, so mit mir zu reden?! Wenn ich ihr Befehle gebe, dann hat sie diese verdammt nochmal auch zu befolgen! Wütend trete ich gegen einen Stuhl, sodass eins der Holzbeine bricht und er umkippt. Ich bin es nicht gewohnt, dass mir jemand widerspricht. Andere Ferox würde ich für so ein Verhalten den nötigen Respekt einprügeln, aber Elena kann ich nicht schlagen. Nicht mehr. Sie fängt an, mir zu vertrauen, und wenn ich ihr gegenüber wieder gewalttätig werde, ist alles umsonst gewesen.
Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass es drei Uhr morgens ist und da ich weiß, dass ich ohnehin nicht mehr schlafen kann, setze ich mich an den Schreibtisch und beginne, die Akten einiger Leute durchzugehen, die unter Verdacht stehen, Unbestimmte zu sein. Je eher wir solchen Abschaum eliminieren, desto besser.- Elenas POV -
Obwohl ich extrem müde bin, renne ich so schnell wie möglich nach oben in Richtung Dach. Irgendetwas stimmt nicht mit Mia. Wenn sie mitten in der Nacht an Erics Wohnungstür klopft, muss etwas passiert sein. Als wir das Dach endlich erreichen, observieren wir zuerst gründlich die Umgebung. Erst, als wir sicher sind, dass niemand sonst hier ist, kommen wir etwas zur Ruhe.
„Was ist passiert?", frage ich und lege ihr eine Hand auf die Schulter.
„Ich habe einen unglaublichen Fehler gemacht.", flüstert Mia mit erstickter Stimme und geht in die Hocke. Ich tue es ihr gleich. Erwartungsvoll sehe ich sie an.
„Ich habe Drew von meinem wahren Testergebnis erzählt, Elena. Wir waren so glücklich miteinander und ich war mir sicher, ich kann ihm hundertprozentig vertrauen. Aber als ich es ihm gesagt habe, hat er ganz anders reagiert, als erwartet. Er wurde richtig kalt und ging auf Abstand. Ich habe Angst, dass er mich verrät.", schluchzt sie und mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Dass ihre Testergebnisse nicht eindeutig waren, wussten bisher nur Tori und ich. Drew liebt Mia, aber es war trotzdem extrem leichtsinnig von ihr, ihm das anzuvertrauen. Es geht schließlich um ihr Leben.
„Was hat er dazu gesagt?", frage ich leise.
„Nichts, das ist es ja gerade. Er hat mich einfach nur angestarrt und ist gegangen.", erzählt sie und fährt sich durch die Haare.
„Verdammt Drew.", fluche ich. Zwar wurde uns schon immer eingetrichtert, wie gefährlich "Unbestimmte" sind, aber er kenne Mia schon so lange und muss doch wissen, dass das Quatsch ist.
„Ich fange ihn morgen Früh ab und regle das.", verspreche ich und umarme meine beste Freundin. „Wenn er mich verrät, bin ich so gut wie tot.", haucht sie zitternd.
„Er wird dich nicht verraten. Dafür sorge ich.", rede ich beruhigend auf sie ein.
„Ich dachte immer, wenn ich mal eine Beziehung habe, könnte ich meinem Freund alles anvertrauen.", sagt sie leise und wischt sich die restlichen Tränen aus den Augen.
Ich nicke stumm. Theoretisch ja, praktisch nein.
„Denkst du, du wirst Eric jemals von deinem echten Ergebnis erzählen?", fragt sie mich plötzlich und sieht mich ernst an.
„Mein Testergebnis war Ken.", antworte ich verärgert und ziehe mir die Kapuze über den Kopf, da mich der Wind ganz schön frösteln lässt.
„Unter anderem.", fügt Mia leise hinzu und ich blicke sie gefährlich an.
„Mia, lass das! Mein Ergebnis war eindeutig und es war Ken.", zische ich aufgebracht, mehr zu mir selbst als zu meiner Freundin. Ich glaube nicht daran, dass es Unbestimmte wirklich gibt. Wenn der Eignungstest bei jemandem nicht funktioniert, dann muss das an einem Fehler im verabreichten Serum liegen und nicht an der Person selbst. Auch die Ken machen schließlich Fehler und wollen es vermutlich nicht zugeben, dass auch sie nicht alles perfekt können. Diese Fehler bringen die betreffenden Personen allerdings in große Gefahr. Das ist auch ein Grund, weshalb ich schließlich nicht zu den Ken gewechselt bin: sie denken nicht eine Spur daran, wie viele Leben sie mit ihrem „fehlerfreien" Wissenschaftskram ruinieren. Um hier angstfrei leben zu können, musste ich es verdrängen und vergessen, denn die Angst, entdeckt und für eine Unbestimmte gehalten zu werden, konnte einen verrückt machen und schließlich verraten. Gerade wenn man mit einem der Ferox-Anführer zusammenlebt, gilt es, nicht einmal daran zu denken. Zu riskant war es, unterbewusst im Schlaf davon zu sprechen während jemand wie Eric neben einem liegt.
„Es wird alles gut, Mia. Aber jetzt beruhige dich und verhalte dich unauffällig. Also eigentlich wie immer.", sage ich leise und ziehe sie mit einem Ruck auf die Beine. Angst bringt einen nicht weiter, dafür aber strategisches Denken. Und der erste Schritt ist sicherzugehen, dass Drew die Klappe hält. Mia und ich sind zusammen aufgewachsen, haben zusammen trainiert, Streiche gespielt, gelacht und geweint. So eine Freundin wie sie findet man bei den Ferox nicht an jeder Ecke. Ich werde nicht zulassen, dass sie wegen eines dämlichen Tests umgebracht wird.Hey Leute. Ich wollte nur Bescheid sagen: dass ich jetzt nicht immer eine Überschrift zu jedem Kapitelhabe. Hab' heute nicht genügend Zeit zur Überarbeitung gehabt....war beim Turnier und so
Hoffe es hat euch trotzdem gefallenUnd Sry das das Kapi so spät heraus kommt. Gibt n Paar W-Lan Probleme . Wünsche euch viel Spaß.
LG Emy❤
DU LIEST GERADE
Himmel und Hölle
FanfictionElena, eine gebürtige Ferox, lebt in einer familiären Problemwelt. Ihre Eltern sehen als einzigen Ausweg ihre chaotische Tochter einen Ehemann zu finden, der ihr den richtigen Weg weist und ihr Respekt beibringt. Alles andere als begeistert von ihre...