Gelangweilt sitze ich in der Küche und kaue an einem Stück Brot. Da ich krank geschrieben bin, sitze ich hier fest. Zwar hatte Mia angekündigt, dass sie vorbeischauen würde, aber ich habe keinen Schimmer, wann das passieren würde.
Hm. Ich stehe auf und entscheide mich, Erics Sachen zu inspizieren. Ich wollte schon immer einmal wissen, was für Zeugs ein Ferox-Anführer so in seiner Wohnung ansammelt. Entschlossen spaziere ich ins Schlafzimmer und durchstöbere seinen Schrank.
„Also eine große Farbenvielfalt gibt es hier drin nicht...", murmle ich als ich feststelle, dass seine Klamotten ausnahmslos schwarz oder dunkelgrau waren. Okay, ein weißes T-Shirt war dabei aber sonst ziemlich eintönig. Typisch Ferox. Als nächstes nehme ich mir den Nachttisch neben seinem Bett vor, doch schon in der ersten Schublade finde ich Dinge, die ich lieber nicht gefunden hätte.
„Was zum...?!", murmele ich und halte ein Paar Handschellen in die Höhe. Wofür braucht er Handschellen in seinem...oh mein Gott! Angeekelt lasse ich sie wieder zurück in die Schublade fallen. Ich wollte nicht wissen, wie viele Frauen er schon damit an sein Bett gefesselt und gevögelt hatte. Zusätzlich befinden sich noch Kondome und andere...Gegenstände in der Schublade, von denen ich keine Ahnung habe, wofür man sowas brauchen könnte. War vermutlich auch besser so.
Ein leises Klopfen erlangt meine Aufmerksamkeit und ich haste zur Tür. Das muss Mia sein! Voller Elan reiße ich die Tür auf und will meiner besten Freundin um den Hals fallen, als ich verwirrt innehalte.
„Mum?", frage ich erstaunt und hebe eine Augenbraue.
„Guten Morgen, Süße. Ich dachte, ich komme dich mal besuchen."
Ohne auf meine Zustimmung zu warten, quetscht sie sich an mir vorbei und geht ins Wohnzimmer. „Klar, komm doch rein.", nuschle ich genervt und schließe die Tür wieder hinter mir.
„Und, hast du dich hier schon eingelebt?", fragt meine Mutter und sieht mich erwartungsvoll an. Ich starre zurück.
„Ja, wir treiben es wie die Karnickel. Überall. Im Schlafzimmer, in der Küche, sogar auf der Couch auf der du gerade sitzt. Danke Mum, ohne dich wäre ich vermutlich heute noch Jungfrau. ", erwidere ich monoton und verschränke provokant die Arme vor der Brust.
„Elena, wie redest du denn bitte mit mir?!", zischt sie wütend und kommt auf mich zu. Wir sind etwa gleich groß, sodass wir auf Augenhöhe sind. Ich grinse.
„Warte, bis das Baby da ist. Ich wäre für den Namen Satansbraten, aber Eric wird es vermutlich liebevoll Mistgeburt nennen. Väter eben." Ich lache gekünstelt auf und amüsiere mich kurz über ihr entsetztes Gesicht, bevor ich ernst werde und fortfahre.
„Warum bist du hier?", frage ich. Sie seufzt und streicht sich über die Haare.
„Ich wollte mit dir über die Hochzeitsvorbereitungen reden.", antwortet sie und holt eine dicke Mappe aus ihrer Tasche hervor.
„Du weißt, wie schwer es bei den Ferox ist eine Hochzeit zu feiern, daher ist der erst mögliche Termin in 7-12 Monaten. Es ist lange, ich weiß, aber bis dahin könnt ihr euch ja noch besser kennen lernen."
Ich stöhne genervt auf und lehne mich an die Wand. Die Hochzeit. Logisch, wenn man verlobt ist, aber daran hatte ich bisher noch gar nicht gedacht.
„Mum, nerv mich damit nicht. Ich kann immer noch nicht fassen, dass ihr mir das antut. Geh jetzt bitte!", knurre ich und deute Richtung Tür.
„Du wirst mich nicht einfach rauswerfen.", erwidert sie schnippisch und sieht mich streng an. Ich lache abermals auf.
„Oh, und wie. Denn das ist nun auch meine Wohnung und ich habe jedes Recht, Unberechtigte rauszuwerfen. Entweder du gehst, oder ich schmeiß' dich raus. Die Entscheidung liegt ganz bei dir, Mum." Einen Moment sehen wir uns schweigend an, doch dann schnappt sie sich ihre Tasche und verlässt erhobenen Hauptes die Wohnung. Sobald sie draußen ist, schmeiße ich die Tür zu und lehne mich dagegen. Das darf doch wohl alles nicht wahr sein. Ich rutsche an der Tür hinunter, bis ich am Boden ankomme und vergrabe mein Gesicht in meinen Armen. Wer so eine Familie hatte, braucht definitiv keine Feinde mehr.Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn ich schrecke hoch, als ich ein leises Klopfen wahrnehme. Nachdem ich mich aufgerappelt habe, öffne ich die Tür. Mia lächelt mir entgegen.
„Hey, komm doch rein.", begrüße ich sie und trete zur Seite.
„Ist es wirklich okay, wenn ich..." Zögerlich sieht sie mich an und ich ziehe sie herein.
„Eric ist nicht hier. Und was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß." Nun lachen wir beide. Mia sieht sich um und es war ihr anzumerken, dass sie ziemlich neugierig, aber auch eingeschüchtert war. „Wow.", murmelt sie und pfeift anerkennend durch die Zähne. „Das nenne ich mal ne geile Wohnung.", kommentiert sie und dreht sich zu mir um.
„Ja, wirklich schön.", sage ich leise, kann aber das Beben in meiner Stimme nicht mehr unterdrücken. Tränen beginnen über meine Wangen zu laufen und ich höre mich schluchzen.
„Ich kann das alles nicht mehr.", flüstere ich und Mia nimmt mich in den Arm.
„Elena.", murmelt sie. Ich weiß, sie will mich trösten, doch niemand kann das. Niemand kann mir hier helfen. Alles, was sich in den letzten Tagen in mir aufgestaut hatte, kommt jetzt hoch.
„Hat er dir was getan? Hat er dich...?", fragt meine Freundin. Ich verneine. Eine Weile schweigen wir.
„Vielleicht hilft es dir, wenn du versuchst, das Gute in Eric zu sehen? Ich weiß wir reden hier von Eric, aber auch er muss doch eine nette Seite haben, oder? Eine, die er nach außen hin nicht zeigen kann, weil er den starken Anführer spielen muss?"
Ich wische mir die Tränen aus den Augen und sehe sie an.
„An Eric ist nichts Gutes. Er ist brutal und interessiert sich nicht für meine Meinung."
Nachdem ich zu Ende gesprochen habe, erinnere ich mich an die Pfannkuchen, die er mir gemacht hat und an letzte Nacht, als er wirklich...nett war. Trotzdem macht das sein bisheriges Verhalten noch immer nicht ungeschehen. Mia löst sich von mir und marschiert im Zimmer auf und ab. „Hm...vielleicht würde es helfen, wenn du ihn ein wenig...wie soll ich sagen...", murmelt Mia und starrt nachdenklich ins Leere. Neugierig sehe ich sie an.
„Was?", hake ich nach und lasse mich auf die Couch fallen. Sie grinst.
„Nun ja...Eric ist ein Mann...du könntest ihn doch ein wenig erziehen...ohne dass er es bewusst mitbekommt.", sagt sie und ihr Grinsen wird breiter. Ich ziehe eine Augenbraue nach oben. Erziehen? Äh...ja.
„Und wie soll ich das deiner Meinung nach anstellen, Mia?", frage ich ungläubig und fahre mir durch die Haare.
„Nun ja...mit den Waffen einer Frau. Zeig ihm, dass es für ihn von Vorteil ist wenn du zufrieden bist. Wenn meine Mutter einen Gefallen von meinem Vater möchte, zieht sie sich aufreizend an und er macht alles was sie will." Strahlend blickt sie mich an, doch wirklich überzeugt war ich nicht. Wenn ich mich vor Eric sexy anziehen würde, würde er mich entweder auslachen oder Sex mit mir wollen, und keines davon wollte ich erreichen.
„Oder du machst ihn eifersüchtig. Wenn er sieht, dass dich andere Männer gut behandeln und dir das gefällt, wird es hoffentlich in seinem Kopf klick machen.", argumentiert sie und setzt sich schließlich zu mir auf die Couch. Es vergehen einige Minuten, bis ich tief seufze. „Naja...besser etwas probieren, was vermutlich nicht klappt als dasitzen und gar nichts machen." „Eben.", stimmt mir Mia zu und springt auf. „Und die Party heute bietet die perfekte Gelegenheit dazu. Komm, wir werfen uns jetzt in Schale!"
Ich lächle leicht, denn es tut gut, wieder einmal Zeit mit Mia zu verbringen. Ihre Art heitert mich immer wieder auf. Also beginnen wir, uns für die anstehende Ferox-Party vorzubereiten.
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Himmel und Hölle
FanfictionElena, eine gebürtige Ferox, lebt in einer familiären Problemwelt. Ihre Eltern sehen als einzigen Ausweg ihre chaotische Tochter einen Ehemann zu finden, der ihr den richtigen Weg weist und ihr Respekt beibringt. Alles andere als begeistert von ihre...