16. Albträume(√)

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Lesenacht: 3/4

ACHTUNG! DER ANFANG KÖNNTE EINIGEN VIELLEICHT NICHT SO GEFALLEN. ALSO FALLS JEMAND EIN PROBLEM MIT GEWALT UND ALLEM WAS DAZU GEHÖRT, SOLLTE DEN KURSIVGESCHRIEBENEN TEIL BITTE ÜBERSPRINGEN. ES IST IN DEM SINNE 'NUR' EIN TRAUM, ABER ENTHÄLT TROTZDEM EINE GEWISSE ''INFO'' , DIE ETWAS ÜBER DIE STORY  BZW. ÜBER ELENAS PROBLEM MIT MÄNNERN VERDEUTLICHT. ABER WIE GESAGT; SOLLTE NUR GELESEN WERDEN, WENN MAN DAMIT UMGEHEN KANN. ANSONSTEN EINFACH UNTER DEM KURSIVEN TEIL ANFANGEN. VIEL SPAß BEIM LESEN :)


Mein Kopf fühlt sich etwas schwummrig an und ich weiß zuerst nicht, wo ich bin. Verwirrt sehe ich mich um und stelle fest, dass ich mich in der Wohnung meiner Eltern befinde. Es muss mitten in der Nacht sein, denn es ist stockdunkel. Lediglich aus der Küche dringt schwaches Licht durch den Türspalt. Mir wird ganz komisch, irgendwie habe ich das Gefühl, das hier schon einmal erlebt zu haben. Und dann sehe ich sie. Oder soll ich eher sagen, mich. Mit vorsichtigen Schritten gehe ich auf das kleine Mädchen zu, welches zu diesem Zeitpunkt um die sechs Jahre alt sein muss und mit weit aufgerissenen Augen durch den Türspalt in die Küche lugt. Tränen laufen ihre Wangen hinab. „Hey.", flüstere ich geschockt und strecke instinktiv meine Hand nach ihr aus, vermutlich ein Versuch, sie zu trösten, aber gerade, als ich sie berühren will, gleitet meine Hand einfach durch sie hindurch, als wäre sie ein Geist. Ich stutze, werde aber durch ein Wimmern und Schluchzen aus der Küche abgelenkt. Zögerlich stelle ich mich hinter mein jüngeres Ich und sehe nun ebenfalls durch den Spalt. Und dann weißich wieder, wieso mir diese Situation so bekannt vorgekommen ist. Meine Hände ballen sich automatisch zu Fäusten und ich fange an, zu zittern, als ich meine Mutter mit tränenverschleiertem Gesicht vor unserem großen Küchentisch stehen sehe. Ihr Oberkörper ist nach vorne gebeugt, und sie trägt nur ein leichtes Nachthemd. Hinter ihr steht mein Vater, welcher ihren Oberkörper gewaltsam nach unten drückt und immer wieder grob in sie eindringt. Er ist dabei, sie zu vergewaltigen. Nach jedem Mal höre ich meine Mutter schmerzerfüllt wimmern. Blut rinnt an ihren Schenkeln hinunter.

„Bitte, du tust mir weh!", wimmert sie und krallt sich mit ihren Händen an der Tischkante fest. „Halt gefälligst die Klappe! Du bist meine Frau, ich nehme dich wann und wie ich will!", knurrt mein Vater und reißt sie an den Haaren nach hinten.
„Mami!", höre ich nun mein weinendes sechsjähriges Ich rufen.
„Es ist alles in Ordnung Elly, geh ins Bett. Sofort!", zischt mein Vater und wirft seine Jacke gegen die Tür, sodass diese ins Schloss fällt. Wütend will ich die Tür öffnen und meinen Vater von ihr wegzerren, aber als ich nach der Türklinke greife, werde ich plötzlich durch eine Glaswand von ihr getrennt. Was zum Teufel?!
Dann vernehme ich ein kehliges Lachen hinter mir und fahre blitzschnell herum. Plötzlich befinde ich mich nicht mehr in der Wohnung meiner Eltern, sondern bei Eric, welcher einen knappen Meter von mir entfernt steht. Ihm gegenüber mein Vater. Ihre Lippen bewegen sich, aber ich kann nicht hören, was sie sagen. Sie geben sich die Hand und anschließend ist mein Vater verschwunden. Eric starrt mich direkt an. Ich habe Angst.
„Es ist alles in Ordnung Elly, geh ins Bett. Sofort!", wiederholt Eric die Worte meines Vaters in seinem typischen Anführerbefehlston. „Ich komm gleich zu dir.", fügt er noch hinzu und mustert mich lüstern. Ich sacke nach vorne auf die Knie und schreie.

Das nächste, was ich spüre, ist ein stumpfer Schmerz, welcher mich aufstöhnen lässt. Als ich die Augen öffne, finde ich mich in Erics Wohnzimmer wieder. Neben mir befindet sich die Couch, auf der ich geschlafen habe, offenbar muss ich im Schlaf runter gefallen und dadurch aufgewacht sein. Zum Glück.
Nur wenige Sekunden später wird die Schlafzimmertür aufgerissen und ein ziemlich verwirrter, aber mit einer Pistole bewaffneter Eric hastet herein.
„Elena, geht's dir gut? Was ist passiert?", fragt er und lässt schließlich die Waffe sinken, als er feststellt, dass niemand sonst hier ist. Ich brauche einige Sekunden, bis ich meine Stimme finde und sage entschuldigend: „Es ist nichts, ich bin wohl von der Couch gefallen, tut mir leid."
Obwohl ich mich um Fassung bemühe, kann ich das Zittern nicht unterdrücken. Wieso muss ich ausgerechnet von dieser Erinnerung träumen?
„Warum hast du dann 'Hilfe' und 'Hör auf' geschrien?", fragt er misstrauisch und kommt auf mich zu. Ich hatte geschrien?
„Ich weiß nicht.", murmle ich und weiche seinem Blick aus.
„Sorry, dass ich dich geweckt hab, du kannst ruhig wieder schlafen gehen.", sage ich leise und kralle meine Finger in die Decke, welche ebenfalls auf dem Boden gelandet ist. Ich höre, wie die Pistole auf dem Tisch abgelegt wird und spüre anschließend auch schon, wie sich zwei starke Arme unter mich schieben und mich hochheben.
„Was machst du da?", frage ich und sehe ihn leicht panisch an. Er hingegen schaut mich mit einem undefinierbarem Blick an.
„Es wird Zeit, dass wir darüber reden. Und der Boden ist mir dafür zu ungemütlich.", antwortet er schlicht und platziert mich auf der Couch. Mit angezogenen Beinen sitze ich neben ihm und fummle nervös an meinem Schlafshirt.
„Es war ein Albtraum, nichts weiter.", sage ich, in der Hoffnung, er würde es dabei belassen. Aber es ist schließlich Eric.
„Erzähl ihn mir.", fordert er mich auf und ich seufze.
„Meine Eltern. Eine Erinnerung. Echt Eric, das willst du gar nicht hören.", sage ich ausweichend. Eine Weile ist es still.
„Es tut mir leid was dein Vater deiner Mutter angetan hat.", sagt er schließlich leise. Augenblicklich verkrampfe ich mich.
„Woher..", setze ich meine Frage an, doch er unterbricht mich.
„Es ist hier kein Geheimnis, Elena. Jeder, der ihn kennt, weiß davon. Er prahlt förmlich damit.", murrt er.
„Oh...", ist das Einzige, was ich rausbekomme. Wie kann der Mistkerl auch noch damit prahlen? Ich hasse ihn dafür...für alles...
„Man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass du deswegen vor mir Angst hast.", fährt Eric fort und kratzt sich etwas verlegen am Hinterkopf. „Es mag sein, dass ich als Anführer einen ziemlich brutalen Ruf habe, aber ich bin kein Vergewaltiger, Elena. Solche Typen sind Abschaum.", sagt er mit zusammengebissenen Zähnen und sieht mich eindringlich an. Ich merke, dass er absolut ehrlich zu mir ist.
„Ich glaube dir.", sage ich schwach und streiche mir verlegen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich glaube ihm wirklich. Dann rutsche ich näher an ihn heran und kuschle mich an seinen Oberkörper, während er mir durchs Haar streicht. Mit Eric hier zu sein fühlt sich einfach nur richtig an. Ich will ihn nicht gehen lassen. Also bleiben wir auf der Couch, bis meine Augenlider immer schwerer wurden und ich irgendwann einschlafe.

- Erics POV -

Als ich morgens meine Augen öffne, finde ich mich neben Elena auf der Couch wieder. Ich muss wohl auch eingeschlafen sein. Sie liegt in meinen Armen und kuschelt sich an meine Brust, während ihr Atem gleichmäßig geht. Ich will eigentlich nicht aufstehen, also ziehe ich sie enger an mich heran und lege ein Bein um ihre Hüfte, sodass ich sie ganz nah bei mir haben kann. Kurz darauf höre ich sie im Schlaf zufrieden seufzen. Wie würde sie wohl reagieren, wenn sie aufwacht?
Still beobachte ich sie. Sie sieht so verletzlich aus und weckt den Beschützerinstinkt in mir. Ich würde nicht zulassen, dass ihr wieder jemand zu nahe kommt. Bei mir ist sie sicher. Als mein Blick nach einer Weile auf ihr Schlafshirt fällt, sehe ich, dass sie wohl keinen BH trägt, denn durch das gestraffte Shirt kann man sehr gut die rundliche Wölbung ihrer Brüste erkennen. Ich stelle mir vor, wie es wäre, sie anzufassen. Generell stelle ich mir oft vor, wie der Sex mit ihr wäre...sie unter mir zu haben und schließlich mit ihr zu kommen...
Schnell stoppe ich meine Gedanken, aber es war zu spät. Ausgerechnet jetzt bekomme ich auch noch einen Ständer, während Elena nur wenige Millimeter von mir entfernt liegt. Hoffentlich wacht sie jetzt nicht auf, das könnte ziemlich unangenehm für uns beide werden. Mit Sex verbindet Elena nur Schmerz und Gewalt. Es wird schwer werden, sie vom Gegenteil zu überzeugen, wenn sie solche Angst davor hat. Es würde definitiv seine Zeit brauchen. Zeit, die ich ihr geben werde. Auch wenn ich weiß, dass mich viele für ein kaltherziges Monster halten, habe auch ich meinen Anstand.
Da ich nun langsam wirklich aufstehen und zum Initiantentraining muss, beginne ich, sie vorsichtig von mir wegzuschieben und klettere ziemlich umständlich von der Couch, immer darauf bedacht, sie nicht zu wecken. Bevor ich mich aber anziehen und fertigmachen kann, muss ich erst mal ins Bad um mich um das lästige Problem zu kümmern. Es ist wirklich schwer, nicht einfach über sie herzufallen. Aber das ist nicht meine Art, und wehtun will ich ihr schon gar nicht.

- Elenas POV -

Als ich aufwache, bin ich allein. Keine Spur von Eric. Doch anders als sonst bin ich nicht froh darüber, dass er weg ist. Ich bin nun schon soweit, dass ich ihn vermisse, sobald er nicht mehr bei mir ist. Eric ist nicht das kaltherzige Arschloch, für das ich ihn anfangs gehalten habe. Er ist so viel mehr. Unwillkürlich muss ich lächeln. Er sorgt sich um mich, er beschützt mich und ich vertraue ihm. Obwohl ich nicht weiß, wie sich Liebe anfühlt, bin ich mir sicher, dass meine Gefühle für Eric schon sehr nahe dran sind. Ich kann mir keinen anderen Mann mehr vorstellen. Auch wenn ich mich so sehr dagegen gewehrt und dagegen angekämpft habe, muss ich mir mittlerweile selbst eingestehen, dass er gewonnen hat. Ich habe mich in ihn verliebt.
Allerdings ist da immer noch die Sache mit meinen Eltern. Wenn sie sehen, dass ihr intrigischer Plan erfolgreich ist, dann hat mein Vater gewonnen. Und diesen Sieg will ich ihm nicht gönnen. Erstens bin ich dafür zu stolz, und zweitens hat er es nicht verdient. Absolut nicht. Wenn ich genauer darüber nachdenke, will ich ihn für all das büßen lassen, was er meiner Mutter und somit mir angetan hat. Wenn er, wie ich von Eric erfahren habe, auch noch damit prahlt, seiner Frau so wehzutun, dann ist das mehr als abartig. Als Kind musste ich immer hilflos mitansehen, wie er sie misshandelt hat, aber jetzt bin ich erwachsen – zumindest fast – und eine richtige Ferox. Ich muss ihn stoppen. Um meiner Mutter Willen. Aber wie nur soll ich das anstellen?

Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt