- Erics POV -
Es ist kurz nach acht, als ich abends nach Hause komme. Kurz bevor ich die Tür aufschließe, halte ich inne und überlege, ob sich Elena wohl an meine Anweisungen gehalten hat oder nicht. Äußerlich unbeeindruckt, aber innerlich gespannt, öffne ich die Tür und trete ein.
„Ah Eric, da bist du ja!", werde ich von ihr geradezu freundlich begrüßt, weswegen ich skeptisch eine Augenbraue nach oben ziehe. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht mit Freundlichkeit.
„Komm, setz dich, das Essen ist gerade fertig.", sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht, von dem ich mich frage, ob es echt sein kann oder aufgesetzt ist. Irgendetwas ist hier faul. So ist Elena nicht.
Ich beschließe, erst einmal abzuwarten und schäle mich aus meiner Jacke.
„Komm, ich nehm' sie dir ab.", vernehme ich plötzlich die Stimme der Ferox neben mir und ich zucke unmerklich zusammen. Sie hängt meine Jacke zurück an den Kleiderständer und huscht gleich darauf in die Küche.
Okayyyy...
Nachdem ich es mir an dem bereits gedeckten Tisch gemütlich gemacht habe, serviert sie schließlich das Essen.
„Ähm, Elena...", beginne ich und beäuge verwirrt den Teller.
„Was soll das sein?", frage ich und stochere mit der Gabel darin herum.
Lächelnd strahlt sie mich an und erklärt: „Gegrillte Karotten mit Haselnuss-Basilikum Bröseln. Dazu gibt es natürlich noch einen gemischten Salat. Ich dachte, etwas Gesundes würde uns sicher gut tun."
Ergeben seufze ich auf. Sie will mich also mit ihrem gesunden Essen foltern bis ich sie aus Hunger wieder in den Außendienst versetze. Netter Versuch, aber das würde nicht funktionieren. „Alles klar.", brumme ich daher nur, nehme einen Bissen und kaue. Und kaue und kaue und kaue.
Es schmeckt einfach nach nichts. Und wenn ich sage nichts, dann meine ich nichts. Offenbar hat sie es geschafft, dass sämtliche Zutaten ihren Geschmack verloren hatten.
„Wieso verziehst du das Gesicht, Eric? Schmeckt es dir nicht?", höre ich sie gespielt besorgt fragen. Ich starre sie an und ich kann ihr ansehen, dass sie sich gerade extrem zusammenreißen muss, um nicht loszulachen. Sie genießt es.
„Ich bin froh, dass du eingesehen hast, dass du meinen Befehlen Folge leisten musst.", antworte ich ausweichend und beschließe, den Fraß schnell hinter mich zu bringen.
„Das bin ich auch. Ich meine, du als Anführer hast es wirklich nicht einfach. Den ganzen Tag andere Leute anzuschnauzen und Befehle zu erteilen ist mit Sicherheit kein leichter Job. Und wenn du dann abends nach Hause kommst, hast du es dir verdient, dass ein warmes Essen auf dich wartet, stimmt's?" Elenas Stimme klingt so freundlich, dass es unheimlich ist. Vielleicht ist es aber auch nur triefender Sarkasmus.
„Stimmt.", gebe ich vorsichtig zurück und mustere sie prüfend, während sie eine Bierflasche öffnet und sie mir rüber reicht.
„Hier, das hast du dir verdient." Danach steht sie auf, kommt um den Tisch herum und bleibt schließlich direkt hinter mir stehen.
„Was machst-", ich werde unterbrochen, als sie beginnt, mir den Nacken zu massieren.
„Eric, du bist ja richtig verspannt. Lass mich dich massieren während du isst.", sagt sie auffordernd und beginnt mit der Nackenmassage. Nun kann ich es nicht mehr zurückhalten und lache laut auf.
„Elena, was soll das?", frage ich amüsiert und trinke von dem Bier.
„Du erreichst damit absolut nichts.", füge ich hinzu und keinen Augenblick später spüre ich ihren Atem an meinem Ohr. „Wart's ab."
Misstrauisch durchdenke ich den Abend und dann kommt mir plötzlich ein Verdacht. Augenblicklich vergeht mir das Lachen. Hat sie mir etwas ins Essen gemischt? Schnell will ich aufstehen, aber meine Beine fühlen sich taub an. Die Umgebung beginnt nach und nach, zu verschwimmen und ich fange an leise vor mich hin zu fluchen, bevor ich endgültig weg drifte.Als ich die Augen wieder öffne, befinde ich mich auf meinem Bett im Schlafzimmer. Mein Schädel brummt und als ich mir mit der Hand übers Gesicht fahren will, bemerke ich, dass ich mit den Handschellen aus meinem Nachtschrank ans Bett angekettet bin. Und nicht nur die Hände, nein, auch meine Füße sind mit einem Seil zusammengebunden.
Das.War.Nicht.Ihr.Ernst.
„Elena!", brülle ich außer mir und beobachte, wie sie gemütlich zur Tür rein spaziert. Da ich ja gefesselt bin, scheint sie auch keinerlei Angst vor mir zu haben. Mein Blick verfinstert sich. Ein Fehler, definitiv ein Fehler.
„Du machst mich jetzt sofort los!", schnauze ich, vor Wut kochend. „Das ist mein Ernst, wenn du mich nicht in 10 Sekunden befreit hast, kannst du nachher was erleben!", knurre ich und zerre an den Handschellen.
„Ach, Eric.", seufzt sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Ich dachte, du stehst auf Fesselspielchen? Zumindest hattest du Handschellen neben den Kondomen in der Schublade.", säuselt sie belustigt und setzt sich an die Bettkante. Ich funkle sie an.
„Eins kann ich dir sagen, Kleine: du bringst mich zu gar nichts, egal wie viele Schmerzen du mir zufügst. Dieser Körper-", ich deute mit den Augen auf mich, „ist aus Stahl. Folter beeindruckt mich nicht. Und eins verspreche ich dir: sobald ich frei bin – und früher oder später musst du mich losmachen – bist du erledigt.", drohe ich ihr gefährlich leise. Einen Anführer ans Bett zu fesseln, so etwas ist absolut inakzeptabel! Zumindest wenn es nichts mit Sex zu tun hat.
„Eric, ich habe nicht vor, dir Schmerzen zuzufügen.", beginnt Elena und befreit mich von meinen Schuhen und Socken. Misstrauisch mustere ich sie, als sie eine mittelgroße weiße Feder hervorholt. Ich ziehe beide Augenbrauen nach oben. Ernsthaft?!
„Hör zu, Eric. Hier sind die Bedingungen, damit ich dich losmache: erstens, du hörst mit diesem Hausfrauchen-Mist auf und sorgst dafür, dass ich wieder Dienst habe! Zweitens, ich will, dass du mir versprichst, nein schwörst , dass du dich hierfür nicht rächen wirst. Und drittens, du erlaubst, dass Mia ab und zu zu mir in die Wohnung kommen darf.", erklärt sie und sieht mich auffordernd an. Kalt blitze ich sie an.
„Niemals. Vergiss es.", keife ich und presse vor Wut bebend die Lippen aufeinander. Sie ist wahnsinnig, absolut wahnsinnig, sich so etwas zu trauen.
„Na dann.", kommentiert sie nur und beginnt, mich mit der Feder an den Fußsohlen zu kitzeln. Augenblicklich werde ich blass.
Verfluchte Scheiße, woher weiß sie, dass ich kitzelig bin?!
Zuerst versuche ich, mir nichts anmerken zu lassen, aber es wird immer schwerer und schließlich ist es mir unmöglich, stillzuhalten und meinen Atem zu kontrollieren. Obwohl ich stinkwütend bin, zwingt sie mich dazu, zu lachen. Da-für-wird-sss-ie-bü-üßen!
„Hör... so...sofort... auf!", presse ich zwischen den Lachkrämpfen angestrengt hervor und schnappe nach Luft.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist, aber nun habe ich den Punkt erreicht, an dem ich einfach nur will, dass es aufhört. Ich halte dieses Gekitzel nicht mehr aus.
„Stop!", keuche ich und schnaufe erst einmal tief durch, als sie tatsächlich aufhört. „Einverstanden.", presse ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor und funkle sie stinksauer an. So hilflos zu sein ist ein verdammt beschissenes Gefühl.
„Gibst du mir dein Wort?", hakt Elena vorsichtig nach und ich nicke. Sie zögert, bevor sie beginnt, meine Beine loszubinden und anschließend vorsichtig näher zu meinen Oberkörper tritt. Offenbar hat sie doch Angst, ich würde mich auf sie stürzen, sobald sie mich losbindet.
Verbissen fixiere ich sie. Oh, wie recht sie hat. Alles in mir brennt darauf, sie zu schnappen. Nachdem sie noch einmal durchgeatmet hat, befreit sie mich schließlich von den Handschellen und will sich schnell zurückziehen, aber ich bin schneller. Blitzschnell packe ich sie und ziehe sie neben mich aufs Bett, nur um mich anschließend auf sie zu rollen und mit meinem Körpergewicht nach unten zu drücken.
Erschrocken starrt sie mich an. „Das darfst du nicht!", quietscht sie und versucht, sich zu befreien, aber ich lasse ihr keine Chance.
„Hast du das schriftlich?!", knurre ich und lege eine Hand an ihre Kehle. Obwohl ich noch nicht zudrücke, kneift sie ängstlich die Augen zusammen. So, als könnte ich ihr nichts tun, solange sie mich nichtansieht.
„Diese Aktion war extrem frech und ziemlich dumm von dir!", schnauze ich und überlege, was ich jetzt machen soll. So wehrlos wie sie unter mir liegt, will ich sie nicht schlagen. Das wäre, als trete man einen verletzten Welpen. Anders wäre es bei einem richtigen Kampf.
„Du hast mir dein Wort gegeben, du darfst dich nicht rächen.", flüstert Elena und sieht mich mit einem Blick an, der wohl eine Mischung aus Rebellion und Furcht darstellt.
„Wenn ich mich nicht auf dein Wort verlassen kann, vertraue ich dir nie wieder!", zischt sie anschließend. Offenbar hat sie sich wieder etwas Mut zusammengekratzt.
Mit zusammengebissenen Zähnen sehe ich auf sie herab. Ist es mir das wert? Ihr Vertrauen für immer zu verlieren? Nach einigen Sekunden lockere ich schließlich meinen Griff und lasse ihr mehr Bewegungsfreiheit. Erleichterung macht sich in ihrem Gesicht breit.
„Du wirst niemandem, absolut niemandem hiervon erzählen, hast du mich verstanden?!", knurre ich sie an. Elena nickt, schiebt ihre Arme unter mir hervor und legt sie um meinen Hals.
„Ich will dir nicht schaden, Eric, ich will nur, dass du nicht immer so herrisch bist und mit mir machst, was du willst.", erklärt sie ruhig und sieht mir in die Augen. Ich seufze genervt auf, werde aber unterbrochen, als sie meinen Kopf ruckartig nach unten zieht und ihre Lippen auf meine presst.
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Himmel und Hölle
FanfictionElena, eine gebürtige Ferox, lebt in einer familiären Problemwelt. Ihre Eltern sehen als einzigen Ausweg ihre chaotische Tochter einen Ehemann zu finden, der ihr den richtigen Weg weist und ihr Respekt beibringt. Alles andere als begeistert von ihre...