Mad World

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Mark empfing mich mit einer herzlichen Umarmung und betrachtete den Stein in Engelsflügel Form in meinen Händen. Ich lächelte schwach und sah ebenfalls auf den Stein.

Schweigend liefen wir nebeneinander über den Friedhof und hingen unseren Gedanken nach. In den letzten Wochen hatten wir es geschafft uns einmal in der Woche hier zu treffen. Mark ließ sämtliche Termine fallen und flog, für wenigstens zwei Stunden nach LA um das Grab seines Adoptivbruders aufzusuchen.

Luhan wusste von all dem nichts, genauso wie ich ihm nie von den Vorfällen nach dem Konzert erzählt hatte. Es würde die kleine friedliche Blase, die ich mir geschaffen hatte wieder platzen lassen. Nur mit Mühe konnte ich Luhan überzeugen und versprechen, dass ich nicht mehr an den Tod von BamBam denken oder darüber reden würde. In seiner Nähe konnte ich dieses Versprechen einhalten, doch nicht wenn ich allein war. Alles könnte er meinetwegen Kontrollieren, doch nicht meine Gedanken.

"Wann kommt Amber?" wollte Mark plötzlich wissen.
Ich lachte leise. "Nächsten Sonntag." antwortete ich ihm und warf einen Blick über die verschiedenen Gräber, an denen wir vorbei liefen.

"Ihr wollt dann echt nach Chicago?" harkte er weiter nach.
Ich nickte, mit dem wissen, dass er es sehen würde, da sein Blick die ganze Zeit auf mir, oder dem Gesteck in meiner Hand lag.

"Amber will ihn unbedingt sehen. Ich hab versucht sie davon abzubringen, aber sie würde sich mit der kleinen in den nächsten Flieger setzten und selber hin reisen." erklärte ich und seufzte.

Sie hatte noch immer vor Jaebum mit Kira im Gefängnis zu Besuchen. "Es ist Dezember und bald Weihnachten." meinte sie, als wir gestern telefoniert hatten. "Ich will ihn wenigstens noch einmal sehen, was ist wenn ihm das gleiche in den Sinn kommt wir BamBam?" sprach sie ihre Gedanken unbedacht laut aus und entschuldigte sich sofort für das Gesagte.

Was Amber allerdings nicht wusste war, dass Hongki, der alles andere als ein Anwalt war, sich seit er wieder hier war damit befasste Jaebum und Yugyeom aus Chicago zu bekommen, bevor er sich Youngjae und Jinyoung in New York zuwenden würde. Er war ein guter Freund von Jackson, der Kontakte auf der ganzen Welt hatte. Mit dem nötigen Druck könnte er von jedem das erhalten, was er bräuchte, sogar eine illegale Zulassung als Strafverteidiger oder Scheidungsanwalt, er musste dann nur noch alles an Wissen erlernen und nichts würde mehr auffallen.
Hongki meinte, er würde Jae und Yugyeom sogar noch vor Weihnachten rausbekommen, was wohl wiederum das perfekte Geschenk für Amber wäre.

Vor meinen Augen tauchte ein weißer Mamorstein auf und ließ mich meine Schritte verlangsamen, Mark tat es mir gleich und blieb schließlich mit mir vor dem Stein stehen.

"Na kleiner Bruder." lachte Mark trübe und legte eine Hand auf den glatt geschliffenen und glänzenden Stein.

Ich kniete mich hin und legte den dunkel beblümten hellgrauen Stein in meinen Händen auf das leere Beet vor dem Grabstein, außer meinem Mitbringsel lag noch ein schwarzer Rosenstrauß auf der Erde.

"Wieso dunkelblau?" wollte Mark leise wissen und beugte sich zu meinen Blumen herunter.

Ich grinste vor mich hin. "Hat halt seine Gründe." gab ich als Antwort.

Mit blinzelnden Lidern öffnete ich meine Augen und sah im Licht der Kerzen, wie BamBam sich vom Bett erhob und mein Kleid über eine der Treppenbretter legte eh er sich seine Schuhe auszog und sich dann meinen widmete.
Er stellte sie vor das Bett und musterte meinen, bis auf die dunkelblaue Unterwäsche, nackten Körper und lachte leise.

"Ich weiß nicht, ob ich das jetzt echt niedlich oder verdammt sexy finden soll." meinte er und fuhr sich durch die hellen Haare.

Augenblicklich wurde ich rot, setzte mich auf und zog die Beine an, damit ich meine Arme darum schlingen konnte, um die einzigst bedeckten Stellen an meinem Körper zu verdecken.
Den Kopf legte ich verzweifelnd lachend auf den Knien an und wagte es nicht mehr den Blick zu heben.

Ich hätte mir heute morgen definitiv doch was anderes anziehen sollen, wenn ich da schon eindeutig gewusst hätte, dass es heute so weit kommen würde.

"So war das nicht gemeint. Es ist nur..." er seufzte und ich spürte wie sich die Matratze wieder senkte.

Ich sah auf und blickte in die glänzenden Augen meines gegenüber, der im Schneidersitz saß und sich jeden Zentimeter meines Körpers ein prägen wollte.

Er streckte seine Hand aus und fuhr mir sanft über meine Wange.
"Du bist wunderschön, wirklich." flüsterte er.

Leise seufzte ich, als ich den Erinnerungen nach hing und sah auf das halb leere Grabbeet vor meinen Augen.

"Denkst du es geht ihm besser, wo auch immer er jetzt sein mag?" fragte Mark leise und fuhr mit der Hand über den Mamor.

Ich nickte. "Bestimmt."

Schweigend betrachteten Mark und ich noch eine geschätzte halbe Stunde das Grab und hingen Erinnerungen und Gedanken nach, bevor wir uns langsam in Bewegung setzten und wieder zum Parkplatz zurück liefen.

"Wie läufts mit dem College?" wollte Mark wissen und sah mich auffordernd an.
"Ganz gut. Nächste Woche sind ein paar Prüfungen, bevor es in die Ferien geht und wie läufts bei dir?" fragte ich zurück und sah zu Mark auf.

Er zuckte mit den Schultern und lachte leise. "Auch ganz passabel, aber ich bin am überlegen, alles in den Sand zu setzen." beichtete er und ließ seinen Blick zu Boden gehen.
"Es macht einfach keinen Spaß mehr, klar es würde mir wegen meinen Fans schwer fallen. Aber es ist nicht mehr so wie früher als mir mein Vater noch unter die Arme gegriffen hat, oder BamBam mir mit Songs geholfen hat. Es fehlt die Motivation weiter zu machen. Vermutlich lasse ich meinen Part von JYP von einem ziemlich erfolgreichen Entertainment in Korea aufkaufen, was sich nach Amerika ausbreiten will." tischte er mir seine Gründe und Pläne auf.

Verstänisvoll nickte ich und hörte ihm weiter zu. "Wiederrum will ich aber auch nicht die Arbeit meines Vaters einfach so weggeben. Er hatt damals hart gearbeitet um die Leitung in Amerika zu bekommen, damit er Bam und mir eine sichere Zukunft sichern konnte." sprach er weiter und fuhr sich durch die Haare.

"Aber weg davon. Wie gehts deinem Freund?" Mark zwang sich ein freundliches Lächeln auf. Es wirkte nie echt, wenn er diese Frage stellte.
Nach BamBams Beerdigung beichtete er mir, dass er schon damals in New York angefangen hatte mich aus anderen Augen zu betrachten, es aber erst im vergangenen Jahr und erst recht nach der Nacht von dem Konzert gemerkt hatte.

"Du weißt dass ich, allein dir zur liebe, nichts dazu sagen werde." meinte ich und spielte an den Reißverschlussenden meiner offenen dünnen Jacke herum.

Mark lachte auf. "Kann ich mir den keine sorgen darum machen, wie es in deiner Beziehung steht? Ich will doch nur, dass es dir gut geht." schoss er los.

"In deinen Augen würde es mir doch erst gut gehen, wenn ich mit dir, anstatt Luhan zusammen wäre." stieß ich ihm vor den Kopf.

Mark zog aufgebracht die Luft ein. "Am liebsten wäre es mir, wenn wir wie damals in New York leben würden, nachdem die Bangtans verhaftet wurden. Du mit meinem Bruder. Glücklich und unbeschwert." gab er seine Meinung ab.

"Ich hätte zwar gewusst, dass ich nie eine Chance hätte. Aber mein kleiner Bruder und du wären glücklich gewesen und das war mir damals viel wichtiger." seine Stimme wurde eisig.

Stumm liefen wir gemeinsam zu unseren Wagen. So lief es die letzten drei Monate ab. Er kam mit der Frage nach Luhan und mir und wir endeten mit der gleichen Diskussion, dass doch in New York alles besser war, als ich mit BamBam überall hingereist bin, doch irgendjemand hatte etwas gegen dieses Glück und hatte es hinbekommen BamBam und die anderen zu verpfeifen und somit leben zu verändern und zu enden. Hongki machte sich auch ebenfalls an das Werk, diese Person aufzufinden.

"Ich melde mich, wenn ich nächste Woche nen Tag finde." verabschiedete sich Mark und sah mich mit enttäuschten und traurigen Augen an.
"Wenn irgendwas sein sollte, du kennst meine Nummer." er stieg in die dunkle Limousine ein, die neben dem Skyline seines kleinen Bruders stand.

Sein Fahrer stieg ebenfalls ein und startete sofort den Wagen, der vom Parkplatz auf die Straße rollte und davon fuhr.

Ich tat es Mark gleich und stieg in meinen Wagen ein, startete ihn und fuhr nach Hause.

Never EverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt