Never Ever

Backway

Kaum hatte ich am nächsten Morgen die Augen offen, fing an ein weiterer Asiate in meinem Zimmer im Krankenhaus auf mich einzuschwafeln, in einem Tempo, was sogar Luhan um Längen schlug.

"Guten Morgen. Ich hoffe du hast gut geschlafen. Ich bin Chen. Luhan hat mich geschickt, ich soll dich nach Hause bringen, wenn alle Untersuchungen soweit fertig sind außerdem hab ich was zu anziehen und zu essen für dich, hat mir Luhan in die Hand gedrückt, bevor er gestern Abend nachdem er bei mir war nach Hause  gefahren ist."
Mein Hirn qualmte und das bereits keine Millisekunde nachdem ich die Augen aufgeschlagen hatte.

Ich blinzelte verwirrt und starrte den breit grinsenden Asiaten auf dem Stuhl neben dem Bett an. Seins war, wie das von Kyungsoo, so glücklich und unbeschwert, dass man dachte er hätte noch nie was von Trauer und Schmerz gespürt.

Chen, sein Name und das einzige was ich aus seinem Redeschwall einigermaßen noch am Anfang wahrnahm, hatte seine Haare zur Seite gekämmt und gegelt und trug eine schwarze, dickrandige Brille, die ihn ein wenig streng wirken ließ, was aber vollkommener Irrtum war.

"Hast du gut geschlafen? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen." verdutzt sah er mich an.

Ich rieb mir meine verschlafenen Augen und nickte. "Hab ganz gut geschlafen." gähnte ich.

Vorsichtig setzte ich mich auf und nahm dem neben mir die Tüten aus der Hand.
In der einen war ein Cappuccino und ein Muffin aus dem Island. In der anderen Sachen, die neu gekauft aussahen.

Mit einem Ruck hatte ich die ganzen Nadeln und Geräte, die über meine Hand und meinem Arm mit mir verbunden waren entfernt und stand mit den Sachen in der Hand vom Bett auf.

"Falls der Arzt oder sonstiges ins Zimmer kommt, ich bin im Bad." gab ich Chen Bescheid und verschwand hinter der Tür, die sich keine zwei Meter neben dem Bett befand.

Das Bad war in einem ekeligen grau eingerichtet, was es nicht grade einladend machte darin zu Duschen.

Seufzend schloss ich die Tür. Zwar würden Luhans Freunde bestimmt nicht einfach so ins Bad maschieren, aber ich kannte diesen Chen nicht und wusste nicht, ob er vielleicht doch eine Macke bekommt und ins Bad rennen will.

Die Tüte mit den mitgebrachten Sachen stellte ich auf ein Regal in dem Handtücher und Duschzeugs standen.
Ich zog mich aus und stieg in die viel zu enge und kleine Dusche.

Das Wasser wollte ewig nicht warm werden, was dazu führte, dass ich nun in eiseskälte duschen musste.
Noch nie hatte ich so schnell geduscht, nur um dem kalten Wasser zu entkommen.

Ich band mir das Handtuch um und neigte meine Aufmerksamkeit der Tüte zu, in der die Sachen lagen.

Auf den Klamotten lag ein Kassenzettel, definitiv hatte Luhan sich die Mühe gemacht und hatte mir was zum anziehen gekauft, anstatt Claudette zu fragen, ob sie mir was bringen könnte.

Ich kramte mich durch die Kleidung. Luhan hatte echt an alles gedacht, sogar an Unterwäsche. Beim besten willen konnte ich mir nicht vorstellten wie er durch Regale strich und mir etwas aussuchte.

Ein weißes Knie langes Kleid mir schwarzen Mustern, so wie eine dünne Strumpfhose, Jeansjacke und weiße Sneakers hatte er gekauft. Das Outfit war wirklich niedlich und schien definitiv nur von Luhan zusammen gestellt.

Ich trocknete mich ab und zog mich eilig an, bevor ich das Bad verließ und bereits vom Stationsarzt und einer Krankenschwester empfangen wurde.

Der Arzt meinte, ich solle die lästige Halskrause noch bis ende nächster Woche tragen und dass ich nich nicht allzu schnell und ruckartig bewegen durfte, bis Schulter und Rippen wieder in Ordnung waren. Zu der Gehirnerschütterung gab es nichts weiter mehr zu sagen, bis auf dass ich schnellstens wieder ins Krankenhaus kommen sollte, wenn mir schlecht werden würde.