Kapitel 8 • Lächerlich

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>ehre wem Ehre gebührt, das ist nicht nur ein Name, das ist ein Lebensgefühl<

Ich schwang meine Beine aus dem Bett, nachdem ich einen hektischen Blick auf meinen Wecker geworfen hatte, welcher 7:37 Uhr angezeigt hatte. Ich schaffte es nie, zur richtigen Uhrzeit aufzustehen. Entweder war ich zu früh oder zu spät dran.

Gerade als ich meinen Kleiderschrank öffnen wollte, ab ich mir einen Facepalm.Es klatschte ziemlich Laut.

Es war Samstag. Samstag hieß: Ausschlafen, chillen und nichts tun! Erinnerte ich mich und legte mich sofort wieder in mein noch warmes Bett.

An einschlafen war nicht mehr zu denken. Also giff ich nach meinem Handy und scrollte die kurze Liste meiner Chats auf Whats App durch. Insgesamt waren es 13 Chats. Einer davon war der meiner Mutter und mir. Die anderen waren bedeutungslos. Entweder hatte jemand mal wieder nach den Hausaufgaben gefragt oder jemand wollte wissen, was in der nächsten Arbeit drankam. Aber ich habe nie geatwortet. Wenn sie sich nicht für mich interessierten, sollte ich ihnen auch kein Interesse zeigen.

Die letzte Nachricht, die ich mal von wem anders als meiner Mutter bekommen hab, lag Monate zurück. Oder doch nicht?

Und ich scrollte die ganze Liste wieder nach oben.

Doch dort wurde ich stutzig. Es waren plötzlich 14 Chats.

Ich fragte mich, welcher Vollhorst es immer noch nicht verstanden hatte, dass ich weder Hausaufgaben noch Themen für Arbeiten an meine lieben Mitschüler gab?

Doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, als ich den Namen sah, der über dem Chat stand. Tim (Krankenhaus).

Er hatte mir eine neue Nachricht geschickt.

Tim 7:23: >Hello, it's me!<

Stegi 7:39: >Warum so früh wach? Es ist Samstag. Da schläft man für gewöhnlich aus.<

Tim 7:40 :>Hab n' Basketball Spiel. Dafür ist es sogar noch früh. Wir spielen bei uns in der Halle. Also, in der Stadtsporthalle. Und wenn du schonmal wach bist, kannst du auch gerne kommen. Fängt um 9:15 Uhr an. Und wir brauchen Unterstützung. Wie wärs?<

Eigentlich hatte ich keine Motivation aufzustehen aber was hätte schief gehen können. Und wenn man schonmal Freunde hat, sollte man sie nicht einfach gehen lassen.So machte man das in Freundschaften doch, oder?

Stegi 7:43 : >Ja, ich komme. Aber erwarte nicht, dass ich rufe oder schreie. Ich werde da sitzen, wenn ihr gut wart oder so mal klatschen aber für den Rest fehlt mir echt das Selbstbewusstsein.<

Er las die Nachricht aber ging dann offline. Er musste sich wahrscheinlich beeilen.

Also, es würde der aufregenste Samstag seit etlichen Jahren werden. Es war zwar verdammt früh aber trotzdem würde es endlich mal nicht langweilig werden.Und es fühlte sich so gut an, mal nicht nur alleine zuhause oder im Park rumzuhängen.

Ich zog mir die Jeans an, die ich am schönsten fand und ein blaues Poloshirt. An die Haare wagte ich mich auch mal ausnahmsweise und so schlimm wie sonst, sah ich am Ende wirklich mal sehr herausgeputzt aus. Man hätte sich in mir spiegeln können. So kam es mir zumindest vor. Ja, ich war wirklich überzeugt. So selbstbewusst war ich schon lange nicht mehr.

Und jetzt hatte ich Langeweile da es erst kurz vor Acht war und ich mich erst um circa viertel vor neun hier mit meinem Rad losfahren musste. Ich liebte mein Timing. Das war mein größtes Talent.

Ich entschloss mich letzten Endes, mir meine Kopfhörer in die Ohren zu stecken und ein bisschen durch Instagram zu scrollen. Um halb Neun ging ich dann, immer noch mit Kopfhörern in den Ohren, in den Flur und zog mir ganz langsam meine schwarzen Chucks an.Diese Schuhe passten einfach immer und überall.

Um kurz vor neun schwang ich mich auf meinen Drahtesel und fuhr los.

Eigentlich wäre ich ein paar Minuten zu früh angekommen aber ich war zuerst eine Straße zu früh abgebogen. Also kam ich eine Minute vor Neun an und hechtete in die Halle un die Treppe zu der Tribühne rauf.

Es waren kaum Zuschauer in der Halle und auch das waren größtenteils Eltern und Großeltern.

Ich fand meinen Platz in der vordersten Reihe, relativ in der Mitte. Die anderen Zuschauer saßen, warum auch immer, in den hintersten Reihen Außen und ich war schon immer eher der Einzelgänger. Und alle übersahen mich. Wie gesagt, ich wurde immer übersehen. Man trat mir auf die Füße und entschuldigte sich. Als ob ich einfach nicht anwesend wäre.

Nun liefen die beiden Teams auf das Spielfeld. Sofort fing ich an, die Daumen zu drücken und sie hatten noch nicht einmal angefangen zu spielen. Aber ich musste ihnen ja von Anfang an Glück wünschen.

Die Gegnerische Mannschaft hatte zum Anfang hin den Ball. Ich verstand rein gar nichts von diesem Spiel, doch irgendwie war es spannend. Aber schon nach den ersten Sekunden gingen die Gegner in Führung. Einige jubelten, andere schauten etwas frustriert in den Zuschauerrängen. Dann aber konterte Tim und warf ebenfalls einen Korb. Ich applaudierte am lautesten und es war mir echt unangenehm, weshalb ich immer leiser die Hände gegeneinander schlug und immer mehr in mich zusammen sank. Ich wollte wieder unsichtbar werden. Unsichtbar, wie sonst auch.

Doch für einen kurzen Moment sah Tim mich kurz an, lächelte und spielte dann sofortkonzentriert weiter. Durch diese Geste richtete ich mich wieder ein wenig auf. Da war jemand, für den ich nicht unsichtbar war. Und das fühlte sich verdammt gut an.

Liedzeile: -Stegi ist tot by Lukas, der Rapper-

*Ps: Song oben eingefügt*

Angels can fly • stexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt