Kapitel 39 • Spaß

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>Deep in my bones, straight from inside<


"Das ist so lächerlich!", rief ich in das Mikrofon meines Headsets. Der Typ aus Team Schwarz hatte mich einfach mit zehn Gold vom Weg hinunter geschossen und ich war leicht ausgetickt. Aber ich gab nicht auf und lief nochmal in die Mitte. Dieses Mal hatte ich schlappe zwölf Gold und schwor mir, nicht zu fallen oder ähnliches. Was soll ich sagen, ich lief einfach runter. Ohne Grund. "DAS IST LÄCHERLICH!", schrie ich und schlug auf meine Tastatur ein. Dabei flog die Ü-Taste durch mein halbes Zimmer. "Lächerlich, einfach lächerlich!" Ich war ziemlich agressiv. "Komm runter, es ist nur ein Spiel.", hörte ich Tims Stimme aus meinen Kopfhörern. "Ja, trotzdem ist es lächerlich." Frustriert musste ich festtellen, dass auch noch unser Bett abgebaut wurde. "Ich leg auf. Gute Nacht." Noch bevor Tim irgendwas erwiedern konnte, beendete ich den Skypeanruf und fuhr meinen Rechner runter. Dann warf ich mich aufs Bett und einen Blick auf die Uhr. Halb drei. Nachts. Ich war einfach frustriert und müde und wollte nur noch schlafen. Ich schlief ein, ohne mir meinen Schlafanzug anzuziehen, aber die Jogginghose tat es auch.

"Stegi, du Schlafmütze. Steh auf." Mia rüttelte an meinen Schultern und ich öffnete meine schweren Lider. "Was ist den?", murrte ich. "Erstens ist es halb zwölf und zweitens will deine Mutter was von dir." Halb zwölf? Ich sprang aus dem Bett und bereute es augenblicklich wieder. Mir wurde schwindelig und ganz kurz schwarz vor Augen. Ich hatte mich aber schnell gefangen und ging nicht ganz so schnell die Treppe runter.

Meine Mutter stand in der Küche und schien zu kochen. "Morgen.", begrüßte ich sie träge. "Auch schon wach?", fragte sie sarkastisch und lächelte. "Mia hat gesagt, du wolltest mir was sagen?" Ich hatte schon ein wenig Angst vor dem, was jetzt kommen würde. "Die Schule hat angefrufen und gesagt, du brauchst in der Zeit, in der du gegen den Krebs kämpfst, nicht zur Schule kommen. Du sollst dich drauf konzentrieren, gesund zu werden." Ich hatte mich tatsächlich schon gefragt, wann ich wieder an diesen Ort musste. Jetzt scheinbar nie mehr. Ich ging immer noch davon aus, diese Krankheit nicht zu überleben.

"Stegi, Mia, Essen!", rief meine Mutter von unten und wir beide stürmten die Stufen runter. "Was gibts denn?", fragte Mia ganz aufgeregt. "Kohlrabi mit Sauce, Kartoffeln und für uns beide gibt es jewals zwei Frikadellen."

"Das schemeckt echt verdammt gut!" Mia erklärte dieses Essen fortan zu ihrem absoluten Favoriten von meiner Mutter. Es war wirklich verdammt lecker, das musste ich zugeben. So ziemlich alles, was meine Mutter kochte, war lecker. Nach meiner zweiten Portion war ich so satt, dass ich der Meinung war, nur noch durch die Gegend rollen zu können. Ich wollte mich in meiner Momentanen Lage nicht bewegen. Überfressen hing ich nun wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf dem Küchenstuhl. Mir war ein wenig schlecht. Ich hatte einfach nicht aufhören können zu essen und somit zwei große Portionen verdrückt. "Selbst schuld." Danke, Mama.

Ich hörte Mias Stimme gedämpft aus ihrem Zimmer. Ich bekam immer nur Fetzten mit, aber war mir nun sicher, dass sie mit ihrer Mutter laustark telefonierte. "Ja..Mir gehts gut...braucht nicht....Stegi...auflegen...hab...lieb" Dann legte sie auf und kam zu mir ins Zimmer. "Es ist ja schön, dass sie so fürsorglich sind, und wollen, dass es mir gut geht, aber dann sollen sie gefälligst her kommen und nicht am Telefon sagen, dass sie keine Zeit für mich haben!", regte Mia sich lautstark bei mir auf.

"Stegi, deine Ü-Taste hat ihren Geist aufgegeben.", beschwerte Mia sich, die gerade dabei war, eine wichtige Hausarbeit zu schreiben. Sie konnte nicht zur Schule gehen, aber musste trotzdem diese Hausarbeit schreiben. Und meine ü-Taste brauchte ich nur sehr selten, weshalb ich, nachdem ich sie wieder eingesetzt hatte, nicht überprüft hatte, ob sie noch funktionierte. "Ich weiß. Schreib einfach UE." Sie sollte nicht so einen Terz darum machen, es war nur eine unbedeutende Taste. Man konnte sie einfach durch zwei Buchstaben ersetzten. "Das sieht dann aber kacke aus.", maulte sie weiter. "Mein Ü ist mir jetzt keine neue Tastatur wert. Frag doch Tim, ob er nachher seine Tastatur mitbringen kann. Dann hast du dein Ü." Vielleicht war die Antwort ein wenig patzig gewesen, aber wie gesagt, dieses Ü war mir herzlich egal. Mit einem Schnauben packte Mia ihr Handy und schickte Tim Sprachnachricht, in welcher sie ihm ihre Momentane Lage schilderte und ihn nach seiner Tastatur fragte.

"STEGI, MIA! TIHIM!", schrie meine Mutter von unten und fast sofort hörte ich Tims federnde Schritte, die die Holztreppe hinauf sprinten. Er nahm wahrscheinlich zwei Stufen auf einmal, denn es waren definitiv zu wenig Schritte für eine Treppe von sechzehn Stufen gewesen. Noch bevor er klopfen konnte rief ich ein "Komm einfach rein!", Richtung Tür. Mia hatte sich auf meinem Bett breit gemacht und ich saß davor auf dem Boden. (Ihre Begründung war gewesen, dass ich sie durch mein kaputtes Ü von ihrer Hausarbeit abgebracht hatte und sie somit den Anspruch auf mein Bett hätte) "Ich hab sogar an die Tastatur gedacht!", sagte Tim triumphierend und trat mit diesen Worten in mein Zimmer. Er bekam von Mia und mir einen, mehr oder weniger, ernst gemeinten Applaus und von mir ein "Ja, hallo Tim. Schön dich zu sehen."

"Ich hab keinen Bock mehr.", kam es nach einer knappen halben Stunde von Mia. Sie fuhr den PC runter und sah uns erwartungsvoll an. "Jungs, schlagt was vor, was wir machen könnten." Sie ließ sich mit einem theatralischen Stöhnen von meinem Schreibtisch Stuhl zu Boden gleiten. "Mir fällt da was ein.", sagte Tim verschwörerisch und sah uns geheimnisvoll an. Ich verdrehte mit einem "Lächerlich" die Augen. Es regnete draußen und dieses Wetter zog meine Laune ziemlich runter. "Einen Ort weiter gibts 'ne Trampolinhalle.", sagte Tim nur und Mia und ich waren ganz Ohr. Er lachte einmal kurz auf. "Also ist es entschieden?", grinste er und wir beide nickten aufgeregt.

"Zwanzig Euro für zwei Stunden springen ist voll teuer.", murrte ich und schob der Kassiererin missmutig einen Zwanzig Euro Schein über den Tresen. "Nein, Neunzehn Euro fünfizig.", korrigierte Mia mich, während ich mein Rückgeld annahm. Ich sah sie nur mit einem dein-Ernst Blick an.

"Wenn du das vom Sprungturm kannst, geht das in die Schnitzelgrube erst recht." Tim versuchte, mich zu einem doppelten Rückwärtssalto in die Schaumstoff Grube zu animieren. "Jaja.", antwortete ich und es klappte sogar ziemlich gut. Ich stand gerade in der Grube und kam nicht mehr raus.

Lachend lehnte Tim sich vom Rand nach vorne und hielt mir seine Hand als Hilfe hin. Aber ich hatte andere Pläne und zog ihn mit einem Ruck zu mir in die Grube. "Du Faggot!", rief er und warf mir einen gelben Schaumstoff Würfel mitten in mein Gesicht. Nun hatte ich Schaumstoff in meiner Nase und in meinem Mund. Na lecker. "Na warte!" Er bekam gleich zwei blaue Würfel ins Gesicht geworfen. Eine Schlacht hatte begonnen und einige Minuten später schlossen wir, ziemlich erschöpft, Frieden und hievten uns aus dem Schaumstoffbad.

"Stell dich hier neben und fang mich auf, wenn es irgendwie falsch aussieht." Ich positionierte Mia und Tim. Das sollte mein erster Versuch eines doppelten Backflips auf einem Trampolin werden und ich wollte nicht früher sterben als eh schon. Ich sprang einige Male an und versuchte es dann. Es ging schief und Ich wurde von Tim aufgefangen, da ich volle Kanne in seine Richtung geflogen war. "Sorry", entschuldigte ich mich und probierte es gleich nochmal. Dieses Mal lief es besser und die beiden mussten am Ende nur noch einmal an meinen Beinen ein wenig Schwung geben.

Am Ende des Tages hatte ich es sogar einige Male alleine geschafft und ich war schon stolz auf mich. Wieder musste ich Tims Frage beantworten, warum ich nicht im Trampolin- oder Turmspringverein war und wieder kam meine Begründung, dass ich Menschen nicht mochte. Am Ende hatten wir wieder mal ein wenig gezockt und Mia hatte eher weniger Skill als letztes Mal.

Liedzeile: -Radioaktive by Imagine Drangons-

*ps: Song oben eingefügt*

Angels can fly • stexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt