Kapitel 47 • kurz vor Abfahrt

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>Ich stehe auf, und die Sonne scheint<

Die Aplesie war, wie erwartet, wiederverdammt langweilig gewesen. Dieses Rumgehänge ging mir auf die Nerven. Ich hatte nichts zu tun gehabt. Diese Woche hatte sich, wie die letzte, einfach wie ein alter Kaugummi gezogen. Hier mal Stadt-Land-Fluss gespiet, da mal gezockt, aber auf die Dauer war es echt verdammt langweilig gewesen. Ich hatte nichts zu tun und verbrachte die meiste Zeit mit duschen und schlafen. Vielleicht war ich auch ziemlich lange, ziemlich oft am zocken gewesen. Aber an einem Tag hatten wir zu dritt eine Kissenschlacht veranstaltet. Das war echt verdammt witzig gewesen.

Irgendwann, es müsste ein Sonntag gewesen sein, hatte ich Elias dann angeschrieben, weil ich nichts zu tun hatte.

Stegi 15:46 : >Hey, hier ist Stegi.<

Elias 16:34 : >Na, wie gehts dir? Das in der Bäckerei war schon komisch. Vielleicht sollten wir uns einfach mal so treffen? :) <

Ich überlegte, ob ich ihn mal hier hin einladen soll. Während meiner Aplesie, um mir einfach ein wenig Ablenkung zu verschaffen. Und Mia auch. Einfach mal ganz andere Leute. Tim fand ich immer noch toll,a ber ich wollte ihm auch Zeit lassen und vor allem wollte er selbst seinen Vater nicht zu sehr strapazieren.

Stegi 16:40 : >Ja! Ich brauche Ablenkung! (Mia auch) Wir haben Aplesie und dürfen das Haus wegen Keimen und so nicht verlassen. Also, wenn du jetzt in den nächsten Tagen kommen willst, müsstest du zumindest morgens geduscht sein und ganz frische Sachen anziehen. Oder du kommst in ein paar Tagen. (Aber wir sterben hier an Langeweile. Hilfe!)<

Ich hoffte einfach, dass die Nachricht nicht zu aufdringlich war. Aber ich wollte mich nicht für ihn verts

Elias 17:21 : >Ich komm' morgen mal vorbei. Schick mir nochmal deine Adresse :)<

Ich war sehr froh, denn morgen konnte Tim auch nicht. Wie gesagt war sein Vater momentan etwas komisch drauf.

"Mia, Elias kommt morgen vorbei. Ablenkung!" Mit diesen Worten stürmte ich in ihr Zimmer. "Juhu! Ablenkung!", war ihre Reaktion darauf.

Am nächsten Tag war Eli bei uns und wir hatten echt viel Spaß. Bestimmt eine halbe Stunde haben wir uns gegenseitig mit Kissen verprügelt und danach haben wir uns mit Duschschaum beworfen und eine Schneise der Verwüstung hinter uns gelassen. Tatsächlich war es sehr witzig gewesen. Den Tag stempelte ich als erfolgreich ab.

Der rest meiner freien Zeit war sehr langweilig und irgendwann hatte ich mich auf den Boden gelegt und angefangen zu singen. Ich wurde allmählich verrückt. Jeden Tag. Ich wurde allmählich verrückt. Meine Mutter hatte sich immer wieder aus Spaß beschwert, aber eigentlich war sie froh, dass ich sang, denn laut ihrer Aussage, erinnerte sie meine Stimme ein wenig an die meines Vaters. Seine war viel schöner und klarer gewesen und er konnte sehr schön singen, aber ich musste ihr recht geben, dass meine Stimme seiner ähnelte. Aber mein Gesang war nicht mal halb so schön wie der meines Vaters. Seine Stimme war tiefer gewesen und trotz des Stimmbruches war meine Stimme nicht sonderlich tief.

Der dritte Zyklus war, wie ich bereits erwartet hatte, nicht besser als die letzten beiden und ich begann langsam, mich daran zu gewöhnen. Chris wurde immer mehr zum Kumpel und kam häufig nach seinem Dienst noch ein bisschen bei Mia und mir ins Zimmer.

Nach diesem Zyklus freute ich mich auf den gemeinsamen Urlaub mit Tim und seiner Familie. Endlich mal weg von meiner Krankheit. Abstand von allem und die frische Luft und die Ruhe genießen. Auch vom Krankenhaus hatte ich das Einverständnis bekommen, da es mir nicht schlechter ging und ich wohl tatsächlich eine Auszeit nötig hatte.

Ich war so froh, als ich endlich entlassen war.

"Stegi, du solltest mal Koffer packen. Morgen um acht Uhr wirst du abgeholt.", meinte meine Mutter so gegen halb zehn abends. Ich nickte und lief die Treppe hoch. Oben kramte ich die große Sporttasche unter meinem Bett vervor und packte alles ein, was man halt so gebrauchen könnte.

Tim 22:01 : >Eh, soll ich Kondome mitnehmen?<

Oh Gott? Was hatte er im Urlaub vor? Aber ich schrieb ihm, er solle sie einfach einpacken. Selbst beim schreiben dieser Nachricht war ich leicht rot und wollte nicht wissen, was passieren würde, würden seine Eltern oder Max uns erwischen. Wenn es nach Tims Vater ginge, dürften wir dann draußen schlafen. Naja. Aber mehr als schiefgehen konnte es sowieso nicht.

Am nächsten Morgen wachte ich schon um halb sieben auf und ließ mich mit einem lauten Seufzen wieder nach hinten in mein Kissen fallen. Natürlich konnte ich auch nicht mehr schlafen, aber für eine dreiviertelstunde hatte es sich auch nicht sonderlich gelohnt.

Mir fiel auf, dass es in den zwei Wochen meines dritten Zyklus und der Aplesie wirklich kühl geworden war und der Herbst allmählich auf uns zukam.

Ich machte mich in windeseile fertig und stand eine gute viertestunde zu früh, fertig angezogen, in unserem Flur.

"Viel Spaß mein Schatz.", sagte meine Mutter und nahm mich liebevoll in den Arm. Das Asthmaspray steckte sie mir in die Seitentasche meiner Jacke. "Nur für Notfälle", hatte sie gesagt. "Gönn dir mal Ruhe", sagte Mia, bevor sie mich umarmte. Sie flüsterte mir auch noch so leise, dass meine Mutter es nicht hören konnte ins Ohr "Und wenn du dir Tim gönnst, sei nicht so laut." Sie lächelte und ich drehte meinen leicht roten Kopf weg. Da fuhr auch schon ein Auto vor.

Liedzeile: -Sommer wieder Sonnig by Lukas, der Rapper-

*PS: Song oben eingefügt*

Angels can fly • stexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt