>I'm Borderline happy and I'm Borderline sad<
Ich wurde von Stimmen geweckt, die miteinander diskutierten und ab und zu von einem auflachen unterbrochen wurden.
Ich schlug die Augen auf und wurde von Chris mit hochgezogenen Augenbrauen und einem abwartenden Blick angesehen.
Shit! Tim war ja hier.
"Na du wachst auch endlich mal auf.", sagte er und fing an zu lachen.
"Ich-es. Sorry." Ich schaute mich im Raum um, konnte Tim aber nirgends entdecken. Er musste sich wohl versteckt haben. Und ich war so erleichtert, dass er mitgedacht hatte.
"Wofür?" Und jetzt war Chris natürlich argwöhnisch. "Ich bin heute Nacht ein bisschen durch die Gänge gelaufen. Ich dachte, deshalb hast du mich so angesehen." Ich versuchte betreten zu wirken, um der Lüge mehr Glaubwürdigkeit zu verschaffen.
"Solange du leise bist, ist das nicht schlimm. Aber was schlimm ist: meine Arme sterben gerade halb ab, weil ich seit fast fünf Minuten dein Frühstückstablett damit festhalte. Setz dich vernünftig hin, oder ich werf's dir in dein Gesicht!"
Fast augenblicklich saß ich Kerzengerade im Bett und die Übelkeit stieg in mir auf, aber ich konnte es zurück halten. Chris, so wie Mia, konnten sich ein Lachen nicht vernkeifen. Ich ebenfalls nicht.
Das Frühstück bestand aus einem Brötchen mit Erdbeermarmelade. Meine Oma hatte die beste Erdbeermarmelade dieser Welt gemacht. Nicht zu süß, ohne Stücke und man konnte die Erdbeeren quasi auf der Zunge zergehen fühlen. Und jedes mal, wenn ich Marmelade aß, erinnerte ich mich an meine Oma. Vielleicht war es ja sogar schön, sowas alltägliches mit einer ganz besonderen Person zu verbinden. Diese Frage stellte ich mir immer wieder. Und ich kam zu dem Entschluss, dass es gut war, denn so konnte ich sie nie vergessen.
Als Chris das Zimmer verlassen hatte, stieg Tim aus dem Schrank und rieb sich über den Nacken. "Bitte, kauft einen größeren Schrank!", stöhnte er. Er tat so, als ob wir an der Schrankgröße schuld wären.
Wir genossen unser Frühstück und, wie früher auch immer, war Mias Mund komplett mit Marmelade verschmiert. "Jaja, ich weiß. Halt dein Maul und gib mir ein Taschentuch!" Sie hatte wohl meine Blicke bemerkt und, wie früher auch immer, schnauzte sie mich für meine Blicke an.
"Ich glaube, ich habe nicht mal ein kleines Kind so essen sehen. Du hast die Marmelade ja ÜBERALL hängen!" Tim lachte los und Mia fing an, gespielt zu schmollen.
Wir hatten sehr viel Spaß. Ich hatte ja eigentlich vor, heute an meinem 'freien' Tag, etwas mit Tim zu machen, aber ich brachte es nicht übers Herz, Mia hier alleine zu lassen.
Aber diese Entscheidung wurde mir abgenommen, als ihre Mutter und ihr Vater in den Raum kamen. Wir verabschiedeten uns, damit ihre Eltern auch Zeit für ihre Tochter hatten. Also entschieden wir uns, schwimmen zu gehen und pünktlich zu ihrer zweiten Chemo wieder zurück zu sein.
Wir holten noch meine, so wie Tims, Schwimmsachen und fuhren dann zum Schwimmbad. Es war etwas weiter entfernt. Zumindest das gute.Das Dach ließ sich zurück fahren, sodass das Becken nicht überdacht war, oder das Dach war eben zu, dann war es ein Hallenschwimmbad.
Am liebsten war ich aber auf dem fünf Meter Turm. Dieses kurze Gefühl zu fliegen liebte ich einfach.
Als wir uns umzogen, war ich leicht neidisch auf Tims Körper. Durchtrainiert und leicht gebräunt. Ich war blass und dünn. Aber durch die drei Tage, in denen nichts drin geblieben war, hatte ich wahrscheinlich noch mehr abgenommen. Man konnte nie meine Rippen sehen und nun schon. Ich war noch blasser als sonst. Ich war knochig. Nicht mal zunehmen konnte ich. Ich fühlte mich schlecht und unnütz.
"Tim, schämst du dich nicht mit mir? Du bist so das komplette Gegeteil von mir." Ich klang verbittert.
"Gegensätze ziehen sich an. Und nein, du bist mir nicht peinlich. Du bist dünn, ja. Aber du isst ja, oder versuchst es zumindest. Und ich würde mich niemals für meinen besten Freund schämen."
Seine Worte bauten mich auf und ich ging mit einem größeren Selbstvertrauen aus den Kabinen.
Unsere Sachen platzierten wir unter einem Baum im Schatten und gingen ins Wasser. Sofort als ich mich an die Temeratur des Wassers gewöhnt hatte, stieg ich schon wieder aus dem Becken.
"Komm, Timmi. Wir springen jetzt vom Fünfer!", entschied ich. Ich sah leichte Angst, die sich in seinem Gesicht wiederspiegelte aber er folgte mir.
"Spring du zuerst.", sagte ich. "Ich trau mich nicht.", gab Tim wehmütig zu. Das haute mich um. Der große, starke, mutige Tim hatte Angst. " Nur kurz nach unten schauen, um zu gucken, ob da jemand ist und springen. Tu's für mich." Er nickte mir zu.
Er stellte sich vorne an die Kante. Er zögerte kurz und wollte gerade einen Rückzieher machen aber überwand sich und sprang. Ich war ziemlich stolz auf ihn. Er hatte seine Angst überwunden.
Aber jetzt war ich dran.
Ich atmete noch einmal tief durch. Es musste einfach klappen. Ich ging nach vorne, circa einen halben Meter vom Turmrand entfernt. Ich ging in den Handstand. Die Handballen am Rand und die Finger waren schon über der Kante und hielten sich so zu sagen dort fest. Keinesfalls war es ein schöner Handstand. Weder gestreckte Beine, noch gestreckte Füße konnte ich vorweisen. Aber hey, ein Handstand! Nach einiger Zeit des Ausbalancierens ließ ich mich nach vorne fallen und schloss mich dann zu einer Kugel zusammen, um noch einen vorwärts Salto zu machen. Auch kein turnerisches Meisterwerk aber es war ein Salto. Ich kam fast gerade auf der Wasseroberfläche auf und tauchte ein, ohne Schmerzen zu spüren. Ich hätte ja jetzt erleichtert Luft ausgestoßen, aber ich war immer noch unter Wasser. Also schwamm ich nach oben und tat einen kräftigen Luftzug. Der Sprung war definitiv gelungen gewesen.
Ein paar wenige fingen an zu applaudieren und ich spürte, wie mein Kopf rot anlief.
"Wow, ich bin geflasht. Ich hätte nicht erwartet, dass du sowas drauf hast." Tim war sichtlich erstaunt.
"Ich bin seit Mia weg war, oft alleine schwimmen gegangen und da hab ich mir das halt beigebracht. Bei anderen abgeschaut und versucht nach zu machen. Erst vom Dreier und dann halt irgendwann vom Fünfmeter Turm." Ich war immer noch verlegen und sah während des Redens öfters auf die Wasseroberfläche.
Wir verbrachten die Zeit bis drei Uhr mit chillen auf der Wiese, im Becken irgendwelche Scheiße machen und Pommes futtern. Zwischen durch musste ich meine Tabletten, die Chemotabletten, nehmen und die ließen ab und zu Übelkeit in mir aufsteigen aber ich musste mich nicht übergeben. Gott sei Dank!
Wir fuhren in einem sehr überfülltem Bus zurück.
"Wieso machst du das nicht im Verein?", durchbrach Tim irgendwann die Stille. "Was?" "Na, Turmspringen. Klar, du machst es nicht perfekt, aber an der Form kann man ja arbeiten. So ein weggeschmissenes Talent!" Ich musste überlegen. "Also, früher hasste ich, wie jetzt immer noch, fast jeden Menschen. Fühl dich geehrt, dich mag ich. Und ich hatte, und habe, immer Angst, nicht gut genug zu sein und ausgelacht zu werden. Aber jetzt wird es ja eh nichts mehr, mit meiner Karriere als Turmspringer." Ich konnte mich gerade selber für den letzten Satz ohrfeigen.
Wir stiegen gerade aus dem Bus und ich wollte mich auf den Weg zum Krankenhaus machen.
"Stegi, halt mal kurz an." Ich folgte Tims Befehl und ich hielt sofort an. Und da nahm Tim mich einfach in den Arm. "Stegi, gib nicht auf. Glaub an dich!", nuschelte er in meine Haare. Ich drückte ihn ganz fest an mich. "Mach ich ja, aber Chris hat gesagt, ich hab keine guten Chancen. Aber sag das nicht meiner Mutter! Sie wird sich unnötig Sorgen machen und sollte ich es doch schaffen, war es umsonst, sie so in Sorge zu bringen.", murmelte ich gegen seine Schulter.
Keine Ahnung, wie lange wir so standen. Auf jeden Fall so lange, bis von der anderen Seite jemand "Schwuuul!", rief. Ohne ihn anzusehen -denn das hätte die Person nicht verdient- zeigte ich ihm einfach nur den Mittelfinger. Keine weiteren Reaktionen, außer ein leies auflachen von Tim.
Irgendwann liefen wir weiter und kamen bei Mia an. Sie war erleichtert, als ihre Eltern das Zimmer verließen, um noch etwas in der Cafeteria zu essen.
Liedzeile: -Borderline by Tove Styrke-
*Ps: Remix (der eh viel geiler als das Original ist) oben eingefügt*
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Angels can fly • stexpert
Fanfiction[Abgeschlossen; Überarbeitet] Manchmal macht das Leben dir einen Strich durch die Rechnung. Und manchmal kann es damit einfach nicht aufhören. Nur Liebe und Freundschaft, schaffen es manchmal, alles zusammen zu halten aber wenn dann auch noch eine t...