Kapitel 40 • Siege

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>R.I.P. to the old you<

"Du schaffst das!", versicherte ich Tim. Heute war sein Spiel, nein, sein Turnier, und er war verdammt nervös. "Da bin ich mir nicht so sicher." Unsicher sah er mich an. Wir standen vor dem Sportlereingang zur Turnierhalle. "Ich glaub' an dich. Und jetzt geh da rein und wenn du auf die Spielfläche gehst, bist du der Tim, den ich letztes Mal hab spielen sehen. Der Tim, der das Spiel leitet und die entscheidenden Körbe wirft. Bis gleich." Am Ende küsste ich ihn noch schnell auf die Wange, natürlich, um ihm zu zeigen, dass ich den Gauben an ihn niemals aufgeben würde, und verschwand zum Zuschauereingang.Das Kribbeln und die Wärme, die sich in meinem Körper ausbreiteten tat ich als Aufregung für Tim ab. Auch meinen verschnellerten Puls erklärte ich damit.

In wenigen Minuten würde das Spiel losgehen und ich war ganz hibbelig. Immer wieder veränderte ich meine Sitzposition und ging meinem Nebenmann ziemlich auf den Keks. Nach ein paar Minuten brachte er dies mit einem "Kannst du nicht still sitzen, Junge!", zum Ausdruck und ich bemühte mich, dem Drang zu widerstehen, schon wieder die Sitzpose zu ändern.

Die Mannschaften stellten sich auf. Tim schien im Angriff zu stehen. Aber ich kannte mich nicht mit diesem Sport aus  und konnte nur raten. Dann wurde das Spiel angepfiffen und die ganze Nervosität und die Verunsicherung fielen ab von Tim und er spielte sogar noch besser als das letzte Mal. Bei ihm sah das so leicht aus und er wirkte, als ob er noch nie etwas aderes gemacht hätte und auch nicht damit aufhören wollte. Immer wieder nahm er sich geschickt die Bälle der Gegner und spielte schier unmögliche Pässe. Der Ball flog an den Gegnern vorbei, knapp über ihre Köpfe oder sonst wo lang und die Gegner wussten nicht, wie ihnen geschah. Das erste Spiel gewannen sie mit Leichtigkeit. Aber da es heute ein Turnier und nicht nur ein einfaches Spiel war, mussten sie öfter Spielen. Durch die erste Phase kämpften sie sich super und verloren nicht ein Spiel. Dann begann die K.O.-Runde. Den ersten Gegner kegelten sie relativ einfach aus dem Turnier, aber da die Gegner logischer Weise immer besser wurden, mussten sie sich verständlicher Weise immer mehr anstrengen. Letzten Endes kämpften sie sich bis in das Finale gegen eine Mannschaft, von der ich mir weder den Namen, noch die Herkunftsstadt gemerkt hatte. Lange lagen die Gegner, wenn auch nur mit ein paar Punkten, vorne und es sah gar nicht gut aus. Es waren zwar nur ein paar Punkte, aber beide Mannschaften waren sehr gut und deshalb fiel nicht ganz so häufig ein Korb. "KOMM, TIM! HAU REIN!", brüllte ich drei Minuten vor Schluss. Mir war egal, wie viele Blicke ich wohl auf mich gezogen hatte. Mein Sitznachbar, der mich gerade schon angeschnauzt hatte, stieß genervt Luft aus und sah mich mit einem angesäuerten Blick an. Das war eine Sportveranstaltung und ich war nicht der einzige, der schrie. Tim jedoch sah mich an und nickte und ließ sogar ein leichtes Lächeln über sein Gesicht wandern, was fast augenblicklich wieder seinem konzentrierten Blick wich. Alle waren müde von den vorherigen Spielen, aber gaben dennoch alles.

Die letzte Minute und es war Gleichstand. Tims Mannschaft hatte einige gute Treffer landen können.

Noch dreißig Sekunden und Tim krallte sich den Ball, als das andere Team kurz vor dem Korbwurf war. Als einer der wenigen hatte er seine Kraft vernünftig eingeteilt und war jetzt fitter als viele der anderen. Er legte einen Sprint bis zur anderen Seite des Spielfeldes hin. Kurz bevor er zum Wurf ansetzten konnte, wurde ihm jedoch der Ball entrissen. Der Gegenspieler passte zu seinem Teamkameraden aber einer von Tims Kollegen ging dazwischen und passte den Ball zurück zu Tim, der immer noch nahe des Korbes stand.

Zehn. Tim konzentrierte sich.
Neun. Er sprang ab.
Acht. Der Ball flog.
Sieben. Und prallte am Korb ab.
Sechs. Tim sprintete hin.
Fünf. Positionierte sich richtig.
Vier. Warf den Ball knapp an den Händen des Gegners vorbei.
Drei. Der Ball flog in den Korb.
Zwei. Der Ball kam auf dem Boden auf.
Eins. Die Fans von Tims Mannschaft, das Team selbst und der Trainer begannen zu jubeln.
Null. Abpfiff.

Das Team jubelte und sie schrien die ganze Halle zusammen.

Sie hatten tatsächlich das Spiel gewonnen. Stegi sprang auf und rannte, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, auf das Spielfeld und sprang Tim in die Arme, bevor sein Team ihn zerquetschen konnte. "Du hast gewonnen! Ihr habt gewonnen!", brüllte ich und sah zu, wie alle Tim umarmten und ihm feierlich den Pokal des Turnieres gaben. Er stieß den Pokal in die Luft. "Auf das beste Team, dass man sich wünschen kann!", rief er und die ganze Mannschaft bekam einen Applaus, der, meiner Meinung nach, die Halle zum Beben brachte. Auch die Gegner applaudierten. Sowas nenn' ich Sportsgeist.

Und dann, als Tim den Pokal an einen Mannschaftskollegen gab, tat er etwas, mit dem keiner, und ich am wenigsten gerechnet hätte. Er nahm mein Gesicht zwischen die Hände und küsste mich. Vor aller Augen. Es war das schönste, was ich je erlebt hatte. Es war nicht lange, aber intensiv. Seine Lippen waren rau und spröde. Und es schmeckte, ja, es schmeckte nach Tim. Es hörte viel zu schnell auf und ich war immer noch in Trance. Danach nahm er mich auf seine Schultern und feierte seinen Sieg mit dem Team und mir auf seinen Schultern.Eigentlich hätte ich ihn auf die Schultern nehmen sollen, aber dann wäre ich zusammengebrochen unter seinem Gewicht. Er war nicht dick, ich Gegenteil. Er war einfach trainiert und Muskeln wiegen bekanntlich mehr als Fett. (Oder eben Haut und Knochen, wie bei mir)

Ich ging schonmal nach draußen, als Tim von einem Mann angesprochen wurde. Dieser hatte das Spiel sehr aufmerksam verfolgt und Tim des öfteren kritisch gemustert. Höchst wahrscheinlich ein Scout, der ein Auge auf Tim geworfen hatte.

Mittlerweile waren alle Leute weg und ich stand mutterseelen allein vor der Halle, als mir plötzlich jemand die Augen zu hielt. Erst zappelte ich wie verrückt, aber dann bemerkte ich den Geruch und beruhigte mich grinsend. Tim. "Du warst toll.", schwämte ich, während er mir immer noch die Augen zu hielt. Er ließ sie los und stellte sich vor mich. "Tatsache?" Ich nickte. "Und, was hat der Talentscout gesagt?" Ich war schon ziemlich neugierig, was er wollte. "Er sagt, man würde mich noch öfter beurteilen und dann eine Entscheidung fällen. Aber meine Aussichten seien gar nicht schlecht." Tim wirkte richtig glücklich und ich konnte nicht anders, als eine Lippen auf seine zu legen. Ich war jetzt schon süchtig danach. Wir beide grinsten, aber es fühlte sich toll an. Mir wurde gerade bewusst, wie sehr ich das doch gewollt hatte. Dass Mia die ganze Zeit recht hatte, mir es aber einfach nicht bewusst wurde. "Timi, ich glaube, ich liebe dich.", sagte ich, leicht schüchtern, nachdem ich mich gelöst hatte. "Ich glaube, ich dich auch." Schon lagen seine Lippen wieder auf meinen.

Da! *Stexpert hinklatsch* nach ca. 40k Wörten war das jetzt aber mal nötig, oder? :D Ich hoffe, es ist ansatzweise so rüber gekommen, wie es sollte und ihr freut euch.

Liedzeile: -RIP by Olivia O'Brien-

*PS: song oben eingefügt*

Angels can fly • stexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt