>But I'm only a human<
Ich wachte auf und sah auf meinen Wecker. "Shit!", fluchte ich und zog mich in Windeseile an. Ich sprintete nach unten in die Küche und schlang mein Nutellabrot runter. Ich war viel zu spät dran. Mein Wecker hatte nicht geklingelt.
"Wieso beeilst du dich so? Der Termin ist doch erst um neun.", begrüßte meine Mutter mich am frühen Morgen. Und mir fiel es wie Schuppen von den Augen.
Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Ich dachte, ich müsse zur Schule."
Meine Mutter lachte und ich ging ins Wohnzimmer, um mich auf das Sofa fallen zu lassen.
Ich nahm mein Handy und ging auf Whats App, um Tim eine Nachricht zu schreiben. Er war schließlich der einzige, dem ich schrieb. Außer meiner Mutter, aber das zählt grade nicht.
Stegi 7:34 : >Moinsen. Wann hast du Schule aus? Mir ist langweilig. Meine Mutter hat Mittagsschicht. Hab ich schon gesagt, dass mir lanweilig ist? Ja? Scheiß drauf. Ich schreib dir dann, wie's gelaufen ist und wann und wo du hinkommen kannst. Bis nachher.<
Tim 7:41 : >Morgen, Stägi. Ich guck, wann ich kann. Ich schreib gleich Mathe. Apropos Mathe: kannst du mir da mal Nachhilfe geben? Ja? Danke! Bis nachher.<
Ich lächelte leicht und legte mein Handy beiseite, um mich mal kurz hinzufletzen und die Augen nur mal ganz kurz zu schließen. Ich wollte die paar Minuten Schlaf, die ich verpasst hatte, nachholen.
Ich schlief ein. Was auch sonst? Aber nicht nur so ein bisschen, sondern richtig.
"Stegi, es ist viertel vor neun. Sollen wir los?"
Ich wurde von meiner Mutter aus meinem erholsamen Schlaf gerissen. Dieses Mal hatte ich wirklich etwas verpennt.
Ich richtete meine Frisur hastig wieder, nickte und folgte meiner Mutter dann zur Garage. Wir schwangen uns auf unsere Räder und fuhren zum Krankenhaus. Es war nicht weit enfernt und das Wetter war gut. Außerdem ging es mit dem Fahrrad schneller als mit dem Auto.
Nur fünf Minuten später saßen wir, zehn Minuten zu früh, vor dem Büro des Arztes.
Um punkt neun Uhr, wurden wir von ihm in sein Büro gebeten. Ich war echt überrascht, denn sonst wartete ich immer gefühlte Jahre beim Arzt.
Wir wurden ganz normal begrüßt und er fing sofort mit dem erklären an.
"Also, sie wissen ja, warum wir hier sind. Sie bekommen eine Chemotherapie, sowie eine Strahlentherapie. Sie befinden sich mittlerweile im dritten Stadium und es kann sehr gut sein, dass der Krebs schon gestreut hat. Sie werden heute noch aufgeommen und es wird alles für die Chemotherapie vorbereitet. Es wäre gut, wenn sie ihm Sachen vorbeibringen könnten." Er sah meine Mutter beim letzten Satza an.
Meine Mutter nickte. "Ja, klar. Kann ich machen."
"Stegi, sie-" ich unterbrach ihn "Bitte dutzen sie mich" "Ok. Stegi, DU wirst jetzt von einer Schweser auf ein Zimmer begracht und wir setzten dir deinen Port. Den kannst du immer dran lassen, auch beim Duschen, Baden und Schwimmen. Dadurch werden dir dann die Zytostatika, also das Medikament der Chemo, über einen Tropf verabreicht."
"Und ich werde mir dabei die Seele aus dem Leib kotzen, oder?", fragte ich ihn etwas genervt, da ich mich aus purer Langeweile Nachts darüber informiert hatte.
"Nicht unbedingt. Wir versuchen, das so gut wie möglich einzudämmen. Dagegen wirst du etwas bekommen, aber es wirkt nicht bei allen."
Ich nickte nur desinteressiert und wurde dann von Schwester Melissa auf mein Zimmer gebracht. Sie war etwas kräftiger, aber keinesfalls dick. Ihre orange gefärbten Harre hatte sie in einem ordentlichen Dutt nach hinten gebunden.
"Du kannst es dir hier ein wenig gemütlich machen. Wird ja so zu sagen vorerst dein zweit Zimmer. Ich bin Monatags, Mittwochs und Freitags hier. An den anderen Tagen sorgt Chris dann für dich. Er ist echt nett."
Ich mochte sie. Und ihr Lächeln. Ich würde sie auf mitte bis ende zwanzig schätzen.
Meine Mutter fuhr nach Hause, um die Tasche zu holen, die ich schon gepackt und vergessen hatte. Sie lief zu Fuß, um dann, nachdem sie sich von mir verabschiedet hatte und mir versprochen hatte, nach Feierabend vorbeizukommen, mit meinem Fahrrad zur Arbeit zu fahren.
Ich beschloss, Tim eine Nachricht zu schreiben.
Stegi 10:12 : >Hey, du Ficker. Ich darf nun das Krankenhauszimmer mein zweit Zimmer nennen. Zumindest die eine Hälfte. Die andere Seite ist (noch) leer. Komm so schnell es geht. Bevor der Krebs mich umgebracht hat, bin ich schon an Langeweile gestorben.<
Stegi 10:13 : >Ach ja, Zimmer 816. Oberster Stock, viel Spaß beim Treppen laufen. Aber klein Timmi ist ja sportich :) <
Gerade, als ich die Nachricht abgeschickt hatte, fiel mir ein, dass er ja in der Schule war. Ich hoffte, dass ihm nicht sein Handy abgenommen wurde, weil er vergessen hatte, den Ton auszumachen.
Es dauerte, bis er mir zurück schrieb. Drei stunden und fünf Minuten, um genau zu sein.
Tim 13:18 : >Danke, wegen dir wurde mir mein Handy abgenommen. Hdgdl, du Bastard. Ich nehm einfach den Aufzug. Bis gleich.<
Ich erklärte mich selbst für dumm. Nur weil ich Aufzugfahren nicht mochte hieß es ja nicht, dass alle anderen es auch so verabscheuten.
Tim 13:21 : >Und du nennst mich nie, nie wieder ,Timmi!<
Stegi 13:22 : >Lass mir doch wenigstens ein paar Sonderrechte! Bittö :D<
Stegi 13:22 : >Timmi<
Just in diesem Moment klopfte es an der Tür.
"Herrein?", sagte ich etwas unsicher und Tim kam in mein Zimmer.
"Ok, du kriegst Sonderrechte! Wenn du mir Mathenachhilfe gibst! Zur Hölle, ich hab schon wieder 'ne fünf!"
Er ließ sich niedergeschlagen und mit leicht hängenden Schultern auf das Bett sinken.
"Ich hab eh nichts zu tun. Lass uns mal zusammen die Berichtigung machen. Du lernst dann aus deinen Fehlern, Timmi."
Er lächelte mich leicht dumm an und kramte in seinem ganz besonders ordentlichen Schultornister und zog ein blau eingeschlagenes Heft aus seinem Ranzen. Mathe war blau. Dies war eine dieser ungeschriebenen Regeln.
Ich schlug die letzte Arbeit auf, die fast nur rot war, durch die angestrichenen Fehler
"Dann lass uns mal loslegen, Timmi."
Liedzeile: -Human by Christina Perri-
*Ps: Song oben eingefügt*
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Angels can fly • stexpert
Fanfic[Abgeschlossen; Überarbeitet] Manchmal macht das Leben dir einen Strich durch die Rechnung. Und manchmal kann es damit einfach nicht aufhören. Nur Liebe und Freundschaft, schaffen es manchmal, alles zusammen zu halten aber wenn dann auch noch eine t...