Kapitel 22 • Alte Zeiten

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>First things first<


Ich traute meinen Augen nicht, als ich sah, wer den Raum betrat. Ein weiterer Blick auf meine Zeichnung und dann auf die Person ließen meine Zweifel jedoch fast verschwinden. Nicht, dass ich meine Zeichnung als Meisterwerk bezeichnet hätte, aber sie ließ kaum Zweifel zu.

Ohne darüber einen Gedanken verloren zu haben, hauchte ich, ziemlich überrascht "Mia?" Und dann fiel mir wieder ein, dass sie ja ihr Gedächnis veröloren hatte und mich nicht wiedererkennen würde.

Sie sah mich mit großen Augen an und sprach nicht lauter als ich es gerade getan hatte. "Stegi!" Eine Freudenträne fand ihren Weg über meine Wange und ich sprang förmlich aus meinem Bett und ich sprang ihr in die Arme. Das plötzliche Aufstehen war nicht förderlich, denn mir wurde leicht schwindelig. Ja, ich ihr. Sie war einiges größer als ich und auch stärker, da sie Turnte und dadurch ziemlich muskulös war. Und das musste gerade ziemlich merkwürdig aussehen. Ein relativ breit gebautes, großes Mädchen umarmte einen kleinen, zierlichen Jungen.

"Ich hab dich vermisst.", sagte sie und ich spürte, wie eine Träne auf meine Haut im Nacken tropfte.

"Ich bin so froh, dass du dich an mich erinnerst." Ich fing lauthals an zu schluchzen und ihr erging es nicht viel besser.

"Ich auch!", kam es zurück und sie ließ mich runter.

Wir setzten uns erstmal auf mein Bett und ließen unsere Tränen, natürlich in den Armen des anderen, trocknen.

Ich fragte sie ganz vorsichtig "Wieso erinnerst du dich wieder?"

"Ich hatte die beste Psychotherapeutin, die man sich nur wünschen kann. Sie hat alle Erinnerungen irgendwie wieder zurück geholt."

Sie sah mich einfach glücklich an und das konnte ich nur zurück geben. Es schien so, als hätte ich mein ganzes Pech aufgebraucht und als ob jetzt nur noch gute Sachen passieren könnten. Was die Pflegerin, die anscheinend den Raum schon verlassen hatte, von uns deken musste. Aber das war mir herzlich egal. Sollte die doch denken, was die wollte.

"Warum bist du hier?", fragte Mia und meine Laune war wieder am Boden. Ich hatte gerade angefangen, das Leben zu genießen. Ich hatte einen besten Freund gefunden, Chris mochte mich und Mia war wieder zurück. Aber lange würde ich das alles nicht mehr haben. Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen. Den Krebs würde ich sowieso nicht mehr besiegen. Davon ging ich aus. Und ja, vielleicht war das die falsche Einstellung, aber bei meiner Hintergrundgeschichte.

Ich atmete tief durch. "Lungenkrebs. Fortgeschrittenes Stadium. Ich hab keine guten Chancen." Die Tränen kamen wieder aber dieses Mal waren es keine Tränen der Freude. Nur vereinzelte. Weil ich schwach war. Weil ich nicht mehr konnte und auch nicht mehr wollte.

"Ich glaube an dich, Stegi. Du hast alles durchgehalten und damals hast du mir immer und immer wieder Mut gemacht und gesagt, ich dürfe nicht aufgeben. Egal, um was es ging. Jetzt mach dir selber Mut!" Sie klang bestimmt und ich musste schwach lächeln. Und sie sagte die Wahrheit. Ich hatte ihr immer gesagt, sie solle das machen, was sie machen wollte. Ihr immer gesagt, sie solle dran bleiben und sich von niemandem was sagen lassen.

"Und warum bist du hier? Ich meine nicht nur, welchen Krebs du hast, sondern, warum du in diesem Krankenhaus bist." Ich war nun an der Reihe mir fragen.

"Brustkrebs. Ich hab aber gute Heilungschancen. Und mir wurde das Krankenhaus hier empfohlen. Meine Eltern wollten immer das beste für mich und deshalb haben sie mich zweihundert Kilometer hier her gefahren. Sie werden maximal alle zwei Wochen am Wochenende hier sein können. Ich muss die restliche Zeit hier im Krankenhaus bleiben." Sie klang frustriert aber ich hoffte, dass ich sie aufheitern konnte. Ihre Eltern hatten sich kei Stück geändert. Sie wollten immer nur das beste für sie. Egal was es kostete.

"Ich glaube, meine Mutter würde kein Problem damit haben, wenn du die restliche Zeit bei uns wohnst. Sie kennt dich ja und ich glaube, sie würde sich freuen, wenn wieder mehr Leben in die Bude kommt. Sie vermisst es glaube ich. Du würdest meine Schwester nicht ersetzten aber sie würde sich freuen. Wie wärs?"

Sie fing an zu lachen und warf sich mir an den Hals. "Danke, Stegi! Ich hab jemanden vermisst, der so ist, wie du. Der alle über sich selbst stellt. Außer die, die ihn ausnutzen oder so. Aber du bist du. Ich habe nie jemanden gefunden, der ansatzweise so ist, wie du. Keine andere Person weiß mehr über mich als du."

"Aber du hast mir seit fünf Jahren nichts mehr erzählt." Ich war leicht verdutzt.

"Du bist so schlau. Du kommt drauf." Sie wirkte traurig.

"Ich hatte auch niemanden. Bis vor kurzem. Er ist echt toll. Du wirst ihn mit Sicherheit mögen. Er kommt um drei, weil ich um vier Chemo hab. Meine Mutter kommt auch." Sie sah nun etwas glücklicher aus und ihr Kopf wanderte auf meine Schulter. Das sah bestimmt komisch aus. Sie war mindestens zehn Zentimeter größer als ich.

"Ich hab so oft fast aufegegeben, Stegi. Meine Eltern sind immer arbeiten und mögen tut mich kaum jemand. Ich habe immer fest daran geglaubt, zumindest als ich meine Erinnerungen nach einem Jahr wieder hatte, dass ich dich wiedersehe. Nur das hat mir Kraft gegeben." So eine Wirkung hatte ich also auf sie gehabt?

"Ich bin stolz auf dich.", sagte ich nur und strich ihr durch ihre Haare, die sie zu einem Bauernzopf geflochten hatte. Wie früher auch immer.

Wir redeten viel. Über alles, was in den letzten fünf Jahren passiert war und hörten uns gegenseitig zu.

Es tat gut, mit jemandem zu reden, den ich schon früher gekannt hatte. Ich konnte ihr vertrauen und ich war ihr unendlich dankbar, dass sie wieder hier war.

Um punkt drei Uhr klopfte es dann an der Tür.

"Das wird Tim sein.", klärte ich sie auf. Wieder klopfte es.

"HEREIN!", schrie ich und Tim kam lächelnd rein. Ich stand auf und nahm ihn in den Arm.

"Tim, das ist Mia."

Er sah erst mich, dann sie erstaunt an.

Liedzeile: -Believer by Imagine Dragons-

*PS: Song oben eingefügt*




















Liedzeile: - Believer by Imagine Dragons -

*Ps: Song oben eingefügt*



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