Kapitel 41 • Wiedersehen

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>I saw it coming, from miles away<

Nach Tims Turnier und unseren kleinen Liebesgeständnissen, war ich nach Hause gefahren. Meine Mutter und Mia waren ganz aus dem Häuschen, als ich ihnen von den Geschehnissen des Turnieres berichtete. "Habe ich doch gesagt, Stegi!", hatte meine Mutter gesagt und Mia hatte ihr zugestimmt. Jeden zweiten Tag kam Tim vorbei und es war tatsächlich nicht viel anders, als sonst. Nur, dass wir uns ab und zu küssten und uns sagten, dass wir uns lieben, hatte sich rein gar nichts verändert. Okay, wenn wir alleine waren küssten wir uns ein bisschen sehr oft. Aber Tims Lippe machten einfach süchtig.

Heute war mein vorletzter Tag zuhause und übermorgen würde der neue Zyklus beginnen. Ich hatte keinen Bock und das ließ ich, ganz eventuell, auch raushängen. Aber ich hatte infach keinen Bock mehr darauf.

Wir saßen unten am Küchentisch und saßen an der bereits dritten Runde Witches und konnten es einfach nicht lassen. Im Hintergrund lief Mias Playlist. Gerade, als das Spiel zuende war, setzte Mias und mein Lied ein. Wir sprangen auf und warteten das Gitarrenvorspiel ab.

"In a crooked little Town", begann ich schief und zeigte auf Mia.  "They were lost an never found", sang sie nun, ebenfalls schief. "Fallen leaves" Wieder zeigte ich enthusiastisch auf Mia "Fallen leaves", machte sie weiter. "Fallen leaves on the ground", beendeten wir gemeinsam unser Konzert und bekamen einen eher weniger ernst gemeinten Applaus von meiner Mutter und Tim. Wir fingen alle an zu lachen und Mia und meine Wenigkeit lagen kurze Zeit später, heulend vor lachen, auf dem Boden und konnten nicht aufhören. Meine Mutter und Tim hatten schon längst  aufgehört und warteten genervt darauf, dass wir aufstehen würden, aber wir konnten erstmal nicht.

Irgendwann hatten wir uns ebenfalls eingekriegt und nun saßen wir zu viert auf unserem Sofa und zappten durch das Fernsehprogramm. Was richtig gutes lief leider nicht. Also machten wir kurzer Hand den Flimmerkiste aus. Wir begannen, über ales mögliche zu reden und zu diskutieren und dies ab und zu zu unterbrechen, um zu einem anderen Lied ab zu gehen und den Text falsch und schief mit zu singen. Insesamt war der Tag echt schön.

Am Abend ging Tim wieder nach Hause und ich verabscheidete ihn mit einem Kuss. Er lächete und schwing sich auf sein Rad. Bevor er um die Ecke bog, lächelte er mir noch einmal zu und ich zurück.

"Stegi, Chris hat mir gerade geschrieben, dass deine Perücke fertig ist und du sie Dienstag bekommst, wenn du ins Krankenhaus kommst.", sagte Mia beim Abenessen. "Woher hast du seine Nummer?", fragte ich leicht verwirrt. "Er hat sie mir gegeben." Sie zuckte mit den Achseln.

"Kommst du morgen mit Brötchen holen? Ich hatte Rafael versprochen, dass ich dich mal mitbringe und ich habs jedes Mal verpennt. Er glaubt mir nicht, dass du wieder da bist.", erzählte ich kurz bevor wir einschliefen. Wir hatten Mias Matratzte in mein Zimmer gelegt. Einfach, weil wir es konnten. "Ja, klar komme ich mit.", stimmte sie zu und wir schliefen schnell ein.

"MIA?! BIST DU BESCHEUERT!?", schrie ich. Sie hatte mir gerade eine Flasche Wasser über den Kopf gekippt, um mich zu wecken. So wie ich das letztens irgendwann bei Tim gemacht hatte. Natürlich war ich aufgeschreckt und hatte sie sofort angeschrien. "Wer wollte nochmal Brötchen holen?" Sie hielt sich lachend den Bauch und ich stand genervt auf, um mich anzuziehen.

Als ich wieder in mein Zimmer kam, lag Mia, ebenfalls angezogen, auf ihrem Bett und war an ihrem Handy. "Rache ist süß, Mia. Rache ist süß.", flüsterte ich in ihr Ohr und sie schrie einmal kurz auf. Ich hatte mich angeschlichen und sie scheinbar erschreckt. "Boar, Stegi. Lass uns Brötchen holen, ich hab Hunger." Schon war sie die Treppen herunter gewirbelt.

"Wieso gehen wir hier lang?", fragte Mia. Ich hatte mir den Weg, den ich nach der Aplesie gelaufen war, zu meinem neuen Stammweg zur Bäckerei gemacht. Dauerte zwar länger, war aber definitiv angenehmer, als an der lauten und stinkenden Hauptstraße entlang zu gehen. Hier standen ab und zu Blumen in den Kästen an den Fenstern und allgemein war die Stimmung hier viel schöner. Wir hatten sieben Uhr und uns kamen einige Leute entgegen. Dass sie mich komisch ansahen, war mir egal und ich ignorierte es. Manchmal, wenn jemand sehr auffällig starrte, sah ich ihm durchdringend in die Augen, bis dieser beschämt seinen Blick abwand. So konnte man sich auch seine Zeit vertreiben.     

"Mia! Du bist es tatsächlich!", rief Rafi erfreut und kam hinter der Theke der Bäckerei hervor, um sie in den Arm zu nehmen. Genauso wie Tobi, war wie ein großer Bruder für Mia gewesen. "Sieht so aus!" Sie strahlte und ihr Grinsen ging ihr fast bis zu den Ohren. "Ich hab das hier echt vermisst.", gab sie zu und Rafi bat uns, uns doch an einen der drei kleinen Tische zu setzten. Er würde nur eben den Kunden bedienen, dann würde er zu uns kommen.

Er rief noch eben seinen Kollegen von hinten und setzte sich neben Mia auf die Bank. Dort fragte er natürlich, warum sie wieder hier war und bekam eine ehrliche antwort. "Ihr beide schafft das schon. Tobi weiß, dass du wieder da bist?" Er und Tobi waren sehr gut befreundet. "Ja, weiß er. Er war auch ganz aus dem Häuschen.", bestätigte ich. "Wir zwei kommen euch mal besuchen. Ich denke, Donnerstag könnten wir mal vorbei kommen." Das würde voll werden! "Ich glaube, ihr solltet vor sechzehn Uhr gehen. Ihr wollt nicht miterleben, wie wir die Tortur über uns ergehen lassen. Außerdem will ich auch nicht, dass ihr das mitbekommt. Is' schon schlimm genug, dass Stegis Mutter und Tim dabei sind." "Wer ist Tim?", fragte Rafael mit hochgezogenen Augenbrauen. "Hab ihn im Krankenhaus kennen gelernt und wir haben uns irgednwie halt angefreundet und ja, ähm.-" "Was er sagen will: er ist mit ihm zusammen.", unterbrach Mia mich und ich spürte, wie ich errötete. "Ich hätte ganz ehrlich, sorry Stegi, nie erwartet, dass du jetzt schon einen Freund hast. Nicht, dass ich deine Art nicht mag, aber, ja." Ich boxte ihm nur einmal kurz gegen den Arm und zeigte darauf hin sofort Peace.

Wir hatten noch ein paar Minuten gequatscht, bis sein Kollege ihn rief und ihm sagte, er solle wieder an die Arbeit. Gerade als er hinter dem Tresen stand, ging die Glocke der Tür und ich drehte meinen Kopf in diese Richtung.

Das konnte nicht sein. Ich traute meinen Augen nicht, als ich die Person erkannte.


Liedzeile: -More than you know by  Axwell Λ Ingrosso-

*Ps: Song oben eingefügt*                             

Angels can fly • stexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt