Kapitel 17

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Ich blinzelte mit meinen Augen. Ich erkannte vor mir schwarzen Stoff. Ich vergrub mein Gesicht in diesen und legte meine Arme um seinen Körper. Mir war es egal, ob er davon aufwachen würde. Ich wollte so liegen bleiben und den Moment genießen, denn ich dachte, dass ich diese Körpernähe von ihm nicht mehr so schnell bekommen würde. Sein Geruch stieg mir in die Nase. Ein unglaubliches Gefühl durchzog meinen Körper und ließ mich kurz zusammenzucken. Sein Duft brachte mich dazu, dass ich mich wohlfühlte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich schmiegte mich noch mehr an seinen Körper. Ein Seufzer entwich mir. Darauf vernahm ich ein Gähnen seinerseits.

„Morgen...“, murmelte er verschlafen.
„Morgen!“, sagte ich lächelnd und vergrub mein Gesicht noch mehr in seine Brust.
„Du hast gestern nicht geschlafen, oder?“, fragte er.
„Ja, ich habe nicht geschlafen.“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Also habe ich dich umsonst den ganzen Weg bis hierhin getragen?“
„Nein, hättest du sowieso. Ich war extrem müde und hätte nicht laufen können. Es wäre aufs gleiche hinausgekommen, mein Lieber.“, erklärte ich.
„Du wärst gelaufen, aber du hättest mich angebettelt dich zu tragen.“
„Genau.“, stimmte ich zu.

Eine Weile lagen wir eng umschlungen im Bett. Ich hörte seinem Herzklopfen zu und genoss diesen Moment. Es war schön. Ich konnte nicht ganz erklären, warum ich es so schön fand, aber ich wollte, dass die Zeit stehen blieb.

„Kakashi?“
„Ja?“
„Ich muss zur Arbeit.“
„Jetzt nicht.“, murrte er und drückte mich mehr an sich.
„Sonst macht mir Tsunade die Hölle heiß!“
„Wird sie schon nicht.“, sagte er ganz gelassen.
„Erklär mir mal, wie du das anstellen willst! Und Sakura ist auch noch dabei! Sie sind meine Vorgesetzten!“
„Wenn ich ihnen erkläre, was wir gemacht haben, finden sie es nicht mehr so schlimm.“
„Kakashi, ich muss jetzt zur Arbeit!“ quengelte ich und versuchte ihn von mir wegzudrücken, doch er zog mich noch mehr an seinen Körper ran.
„Kakashi! Lass mich los!“, quietschte ich. Er lachte nur leise.
„Mann, Kakashi!“

Nach einer halben Ewigkeit ließ er mich dann auch endlich aufstehen. Sofort suchte ich mir meine Sachen aus dem Schrank und war meines Erachtens noch nie so schnell fertig. Ich trug einen hohen Zopf. Mein Outfit war sehr schlicht. Ein hellgrünes Top mit einem schwarzen Rock und die ganz normalen Damensandalen. Ich schnappte mir schnell noch ein Brötchen aus der Küche, verabschiedete mich von Kakashi und lief so schnell ich konnte zum Krankenhaus.

Dort angekommen meldete ich mich schnell an und verschwand in die Notaufnahme. Blitzschnell bereitete ich alles im Behandlungszimmer vor und nahm dann auch meinen ersten Patienten in Empfang.

Ich schloss das Zimmer ab und meldete mich bei der Rezeption ab. Ich verließ das Krankenhaus und eine gewisse Sturmfrisur konnte ich schon von weitem sehen. Ich ging ein paar Schritte schneller und bleib vor ihm stehen.
„Was verschafft mir die Ehre?“, fragte ich mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht.
„Ich wollte dich abholen und dann mit dir reden, wenn wir in der Wohnung sind.“, antwortete er mir und hatte wieder diesen emotionslosen Ausdruck auf dem Gesicht. Ich konnte mir denken, worum es ging. Ich nickte und lief still neben ihm her.

Das Schweigen war voller Schmerz. Von Kakashis Schmerz. Auch wenn er versuchte, seinen Kummer unter seiner Maske zu verstecken, sah ich genau, was tief in ihm vorging. Sein Schmerz, seine Trauer und sein Selbstmitleid wollten endlich raus. Sie schnupperten bereits die Freiheit und konnten die kühlen Eisenstäbe nicht mehr sehen. Sie freuten sich darauf, bald frei zu sein.

Er schloss die Wohnungstür auf und ließ mich zuerst in die Wohnung eintreten. Ich streifte meine Schuhe von meinen Füßen und schlüpfte in meine warmen und weichen Hausschuhe. Ich tappte noch ins Bad. Danach holte ich mir aus der Küche noch ein Glas Wasser und ging schließlich zu Kakashi ins Zimmer. Er saß auf seinem Bett und sah aus dem Fenster. Die Sonne ging langsam unter und der Himmel war in einem wunderschönen Rotton.
Ich setzte mich neben ihn aufs Bett und blickte auch aus dem Fenster.
„Der Himmel sieht heute Abend wieder wunderschön aus.“, flüsterte ich. Kakashi nickte zustimmend.

„Yin, du weißt wovon ich dir erzählen möchte.“, sprach er.
„Ja.“
„Ich... Ich bin dir aus dem Weg gegangen, da du mich... da du mich... da du mich an meine verstorbene Teamkameradin erinnert hast.“
Ich sah ihn an. Ein kleines bisschen verwundert. Ein kleines bisschen enttäuscht. Ein kleines bisschen wütend. Und ein kleines bisschen mitleidig.
„Ich habe damals jemanden vergessen, als ich dir erzählt habe, wer mich schon alles ohne Maske gesehen hat. Mein altes Team hat mich auch ohne Maske gesehen.“
So fing er an zu erzählen. Seinen Schmerz versuchte er sich nicht anmerken zu lassen, doch da war er schon längst zu spät. Ich hatte schon alles gemerkt.

Ich hielt mir des öfteren eine Hand vor meinen Mund, um meine Fassungslosigkeit ein klein wenig zu verstecken. Tränen stiegen mir in die Augen und mir fiel es extrem schwer, sie zu unterdrücken. Ich wusste, dass er viel durchmachen musste, aber das war zu schlimm und besonders für ein Kind.

Der Grund, warum er mir dies erzählte war, weil er wollte, dass ich ihn verstand. Kakashi wollte mich nicht mehr im Ungewissen lassen. Der Hatake tat dies auch, damit ich ihn nicht mehr unbewusst verletzte. Es war ein wenig eigennützig. Außerdem wusste er, ich machte mir einen viel zu großen Kopf darüber und gab mir die Schuld. Ich fragte mich was ich falsch gemacht hätte und was ich besser machen könnte. Ich war manchmal wie ein offenes Buch. Hätte ich doch auch so eine Maske wie Kakashi. Dann würde mein Titel nichts von meinem Buch verraten.

puppet sister - kakashixoc | narutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt