Als es dann fast zwei Uhr morgens war, beschlossen Kakashi und ich zu gehen. Wir waren eine der letzten, die noch anwesend waren.
Ich balancierte auf einer Mauer mit meinen Armen ausgebreitet. Kakashi hielt meine rechte Hand.
„Wie lange?", fragte ich ihn.
„Wie bitte?"
„Wie lange warst du schon in mich verliebt?", verallgemeinerte ich meine Frage.
„Ich weiß nicht. Aber ich glaube, nach dem du mir über den Kopf gestrichen hast, als wir uns damals gestritten hatten. Erinnerst du dich?"
„Natürlich! Das ist erst zwei Monate her!"
„Wirklich nur zwei Monate? Das fühlt sich eher an wie zwei Jahre.", übertrieb er.
„Du übertreibst völlig! Maximal ein Jahr!"
„Aber ich hab wirklich das Gefühl, als würde ich dich ewig kennen.", entgegnete er.
„Wir wissen längst noch nicht alles übereinander.", meinte ich.
„Na dann!"Kakashi zog mich von der Mauer herunter in seine Arme und rannte mit mir über die Dächer Konohas. Ich sah zu ihm hinauf und ich erinnerte mich daran, wie er mich schon mal auf seinen Armen durch Konoha getragen hatte. Als ich in Konoha gelandet war und ich bei ihm wohnen musste, hat er mich auch in seinen Armen über die Dächer getragen.
Er blieb stehen und diese Bank kannte ich. Ich hatte hier mal auf der Bank geschlafen und dann hatte Kakashi mich zurück nach Hause getragen. Ich lächelte. Er ließ mich wieder hinab und wir setzten uns auf die Bank.
„Also, fang du an."
„Was?"
„Erzähl du mir zuerst etwas über dich, was ich noch nicht weiß."Ich musste wirklich lange überlegen. Er wusste sehr viel über mich und wenn nicht sogar mehr als ich. Ich hatte etwas im Kopf, aber das habe ich nie jemanden hier aus Konoha erzählt. Die Erinnerungen waren viel zu schrecklich und ich wollte sie nicht wieder herauskramen. Andererseits war Kakashi mein Freund und wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben. Waren wir überhaupt zusammen?
Ich atmete ein und aus.
„Mein Bruder Sasori hatte mich nur mitgenommen, damit er mit mir Experimente machen konnte."
Ich verkrampfte mich und ballte meine Fäuste so sehr, dass meine Fingernägel in meine Hand schnitten und ein wenig Blut floss.„Ich weiß."
Geschockt dreht ich mich zu ihm. Meine Augen waren geweitet und ich spürte wie meine Augen feucht wurden.
„Du weißt es?", fragte ich ein bisschen wütend.
„Du wurdest doch von Inoichi untersucht. Der Yamanaka-Clan findet alles heraus. Es wurde mir mitgeteilt, falls irgendetwas mit dir passiert.", erklärte Kakashi sich.
„Warum hast du nichts gesagt?"
„Ich wollte keine schlechten Erinnerungen hervorrufen."
„Okay. Ich bin froh, dass ich nicht detaillierter darüber reden muss.", sagte ich und atmete erleichtert aus.Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und kniff meine Augen zusammen, um die Erinnerungen zu verdrängen.
„Vielleicht solltest du doch mal darüber reden.", meinte Kakashi.
„Vielleicht."
„Jetzt rede schon. So schnell wirst du nicht wieder die Möglichkeit dazu haben."
Ich seufzte und schloss meine Augen.Wie in meinem Film ratterten die einzelnen Bilder durch meinen Kopf. Sein ausdruckloser Blick. Seine makellose Haut. Sein starker Griff um meinen Arm. Seine grünen Nägel. Allein die Erinnerung jagte mir einen Schauer über den Rücken.
„Ich kann mich an jeden einzelnen Nadelstich erinnern. Jeden Schmerz."
Ich versuchte nicht zu weinen. Ich wollte darüber reden, ohne in Tränen auszubrechen.
„Das schlimmste Gift, was er mir je injiziert hatte, hätte mich fast getötet. Ich erlitt nach wenigen Sekunden Todesschmerzen und verkrampfte mich. Diese, Schmerzen ... Für mich gab es nichts schlimmeres, aber das komische war, ich hoffte so sehr, dass mein Leben in diesem Moment vorbeiging. Ich wollte in diesem Moment einfach nur sterben.", erzählte ich.Es hörte sich so schrecklich an, aber in dem Moment wollte ich nichts lieber als sterben. Ich müsste nie wieder meinen Bruder wiedersehen und das war es mir damals wert. Doch heute sah es anders aus. Ich fand, mein Gedanke von damals war durchaus berechtigt, doch trotzdem war ich froh, überlebt zu haben.
„Wie alt warst du da?", fragte Kakashi.
„Ich war dort zehn Jahre alt.", antwortete ich.
„Dein Bruder ist ein Dreckskerl.", sagte Kakashi und schnaubte verächtlich.
„Das ist er nicht.", entgegnete ich.
„Was? Das sieht ein Blinder mit einem Krückstock, Yin!"
„Nein, er ist krank. Er will kein Mensch sein und Perfektion erreichen! Kakashi, er tat diese Sachen nur, damit er seinem Ziel näher kommen konnte. Auch er hatte einen Traum. Der letzte Schritt, den er noch machen musste, war seine Gefühle komplett auszulöschen, dann hätte er seine angebliche Perfektion erreicht.", erklärte ich.
„Stimmt."„Was denkst du, wäre passiert, wenn unsere Eltern noch leben würden?", fragte ich ihn und griff nach seiner Hand.
Sein Vater war immer noch ein schwieriges Thema für ihn. Ich konnte ihn verstehen, aber jetzt musste er auch über ein Thema reden, was ihm sehr unangenehm war.
„Es würden viele Menschen noch leben."
„Denkst du ... Naruto wäre dann noch am Leben?", fragte ich ihn vorsichtig.
„Ja, tatsächlich bin ich mir da sicher.", antwortete Kakashi.
„Vielleicht wäre ich nie eingesperrt worden und Sasori wäre nicht krank gewesen. Mein großer Bruder wäre mein großer Bruder geblieben.", ich versuchte zu lächeln, aber es fiel mir so schwer.Dann fiel mir etwas viel wichtigeres ein. Es war mir noch nie vorher aufgefallen, aber jetzt machte es mich fertig.
„Ich habe noch nie meine Eltern gesehen."
„Wirklich gar nicht?"
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Kannst du dir das vorstellen, ein Kind, dass keinen Schimmer hat wie seine Eltern aussehen? Das ist doch verrückt!"
„Naruto wusste es auch nicht."
„Ach, stimmt! Wer waren denn eigentlich seine Eltern?", fragte ich.
„Der vierte Hokage und eine Frau aus dem Wasserreich namens Kushina Uzumaki."
„Naruto ist der Sohn des vierten Hokage?! Unglaublich!", sagte ich schockiert.
„Es weiß so gut wie niemand. Nur seine engsten Vertrauten. Naruto selbst wusste auch nicht, wer seine Eltern waren."
„Das muss schrecklich für ihn gewesen sein. Ich hatte wenigstens noch meine Großmutter und meinen kranken Bruder, aber er ... Er hatte niemanden. Als kleines Kind schon so einsam zu sein, ist doch wirklich nicht gut! Der Hokage hätte etwas unternehmen müssen!"
„Hätte er. Hat er aber nicht. Er musste sich mit wichtigerem Kram beschäftigen, als sich um einen kleinen Bengel zu kümmern, der nichts als Flausen im Kopf hat."
„Und ich dachte er war doch so gutherzig und weise! Am Arsch!", meckerte ich beleidigt.
„Hey, hey, hey! Du redest hier über den Hokage!"
„Den ich unter anderem nicht kannte und deswegen kann ich über ihn reden, wie ich will!", schnaubte ich.
„Ja, ja. Ich habs ja kapiert."Ich sah hinauf in den dunklen Himmel, aber heute waren weniger Sterne zu sehen. Woran lag das bloß?
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puppet sister - kakashixoc | naruto
FanfictionYin, die Schwester von Sasori no Akasuna, wird nach zwanzig Jahren in Gefangenschaft freigelassen. Nach Tagen auf Wanderschaft verliert sie in der Nähe der Tore von Konoha ihr Bewusstsein. Kakashi Hatake, dem es seit langem schwerfällt, irgendwem a...