Kapitel 21

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Als ich aufwachte, war es noch mitten in der Nacht. Ich hatte gehofft, Kakashi würde neben mir liegen, aber dem war nicht so. Traurig steckte ich meine Nase in sein Kissen. Würde er früher zurückkommen? Vielleicht schon morgen? Er ist Shinobi und kein Zauberer! So schnell konnte nun niemand seine Missionen erledigen! Ich raffte mich auf und schlenderte in die Küche.

Meinen Kaffee hielt ich in meinen beiden Händen und führte ihn an meinen Mund. Ich setzte ihn an meine Lippen und der strenge Geruch strömte in meine Nase. Ich trank einen Schluck und stellte ihn auf der Küchentheke ab.

Heute würde ich etwas machen, was ich mir schon vor ein paar Wochen vorgenommen hatte. Die Bibliothek. Ganz am Anfang, als ich ins Dorf kam, war ich dort. Ich wurde auch fündig und jetzt musste ich hoffen, dass ich es wieder werde. Vielleicht hatten sie auch schon die ganzen Bücher umgeräumt und neu sortiert.

Es wurde langsam Herbst und die Blätter färbten sich in die schönsten Farben. Es wurde allmählich immer kälter und ich zog mir einen hellblauen, bauchfreien Pulli an. Darunter trug ich ein Netzhemd. Dazu trug ich eine ganz normale Hose. Ich zog mir eines meiner neuen Schuhpaare an, die ich letztens beim Shoppen mit Ino ergattert hatte. Es waren hellbraune Stiefel. Was auch sonst? Meine feuerroten Haare ließ ich offen und so zog ich durch die Straßen zur Bibliothek.

Ich nieste direkt einmal, da es so verstaubt war. Die Regale gingen bis an die Decke und waren voller Bücher. Und die Bücher voller Wörter. Ich schlich von Regal zu Regal, von Buch zu Buch und da fand ich es.
Ich nahm es aus dem Regal. Es war sehr dick und schwer und das wohl staubigste Buch in dieser Bibliothek. Ich strich über den Einband und hinterließ eine Spur. Ich pustete den Staub weg und wusste sofort, dass das ein gewaltiger Fehler war. Ich hustete mir die Seele aus dem Leib und krümmte mich. Als mein kleiner Anfall dann vorbei war und eine Mitarbeiterin mich gefragt hatte, ob alles gut mit mir war, setzte ich mich an einen Tisch. Ich strich über den Titel. Meine Augen wanderten zu dem Schriftsteller des Buches.

Mein Herz setzte aus. Das war...Das war ein Buch von meinem Bruder! Ganz oben über dem Titel stand sein Name.

Sasori no Akasuna...

Ich schlug wie in Trance das Buch auf. Auf der allerersten Seite stand ein Satz, den ich sehr gut kannte. Sasori hatte ihn mir eingebläut bis zum geht nicht mehr. Aber trotzdem finde ich diesen Satz immer noch fantastisch.

Kunst ist für die Ewigkeit.

Ich schloss das Buch wieder und ging zur Rezeption. Dort saß eine Frau. Sie war ein klein wenig älter als ich. Ihre grünlichen Haare umrahmten ihr Gesicht. Sie trug eine Brille mit runden Gläsern auf ihrer Nase.
„Hallo, was kann ich für Sie tun?“, fragte sie freundlich mit einem Lächeln auf den Lippen, welches jeden umhauen könnte.
„Guten Morgen, könnte ich mir dieses Buch ausleihen?“
„Natürlich. Sagen Sie mir bitte ihren Namen und bis wann Sie es ausleihen möchten.“, antwortete sie und schlug ein großes Buch auf.
„Yin no Akasuna. Zwei Wochen, bitte.“, sagte ich.
„Geben Sie mir das Buch bitte kurz.“, bat sie mich.
Ich übergab es ihr und sie schrieb irgendetwas in das sehr alte und große Buch, welches vor ihr lag. Danach schrieb sie etwas auf einen Zettel und schließlich gab sie mir diesen und das Buch.
„Schönen Tag noch!“
„Tschüss!“

Zu Hause setzte ich mich mit einem Tee auf die Couch. Das Buch lag bereits schon auf dem Couchtisch und daneben lagen ein Stift und ein bisschen Papier. Ich nippte kurz an meinem grünen Tee und stellte ihn auf den Tisch.

Am nächsten Morgen wachte ich auf, mein Kopf auf der Tischplatte liegend. Der Tee war schon komplett kalt. Meine Haare standen in alle Richtungen. Ich war gestern noch sehr lange wach. Ich hatte noch lange nicht alles herausgeschrieben, was ich brauchte.

Ich drehte das Wasser ab und kam aus der Dusche. Ich wickelte mich in ein übergroßes Handtuch ein. Ich verließ das Bad und ging zu dem Balkon. Ich stellte mich an die Glastür und schaute hinaus. Es schüttete wie aus Eimern.

Heute war der sechste September. Kakashi hatte mir mal erzählt, er hätte irgendwann im September Geburtstag. Sollte ich ihm ein Geschenk kaufen? Ein paar neue Shuriken oder Kunais? Nein, das wäre zu langweilig! Moment, trug er nicht immer Handschuhe? Wie wäre es, wenn ich ihm ein neues Paar kaufe?

Ich schlich mich in sein Zimmer. Warum auch immer ich geschlichen bin! Es war doch keiner da, oder? Ich drückte die Tür leicht auf und sah in sein Zimmer. Es war dunkel. Ich schaltete das Licht an. Es war noch genauso, wie ich es gestern verlassen hatte. Ich ging zu seiner Kommode und öffnete eine Schublade nach der anderen.

Sah so aus, als hätte er nur ein einziges Paar. Das freute mich, weil ich nun ein Geschenk hatte. Ich zog mich schnell an, schnappte mir einen Regenmantel plus Regenschirm und lief in die Stadt. Überall waren Pfützen und der Boden war sehr matschig.

„Guten Tag!“, begrüßte mich ein Mädchen.
Sie war bestimmt fünf Jahre jünger als ich.
„Hallo, ich suche nach Handschuhen.“, sagte ich.
„Okay. Wie sollen diese in etwa sein?“
„Blau. Mit einem Metalldings.“
Wie ich mich anhören musste! Das war ja schlimm! Die Kleine tat mir leid! Ich hatte echt keine Ahnung von den Shinobi! Ich hatte auch nie die Akademie besucht.

Sie ging zu einem von den  vielen Regalen. In allen waren Schriftrollen.
„Männlich oder weiblich?“, fragte sie.
„Männlich.“
Sie zog eine Schriftrolle aus einem Fach und warf sie in die Luft. Rauch tauchte auf und in ihren Händen lagen ein Paar Handschuhe, wie die die Kakashi immer trug.

Ich bezahlte sie und als sie mir die Handschuhe in eine Tüte packte, fragte sie: „Das ist ein Geschenk für jemanden, oder?“
„Hai.“
„Darf ich fra-“
„Kakashi Hatake.“, antwortete ich auf ihre unausgesprochene Frage.
„Kakashi Hatake? Er ist der Rivale von meinem Sensei gewesen.“, meinte sie und legte die kleine Tüte auf den Tisch.
„Du bist die Schülerin von Guy? Dann musst du Tenten sein! Freut mich dich kennenzulernen! Hab schon viel von dir gehört! Ich bin Yin und war der Schützling von Kakashi. Nun arbeite ich als Ärztin im Krankenhaus.“, erzählte ich.
„Yin? Sensei Guy hat mir von dir erzählt!“, sagte sie lächelnd.
„Ach wirklich? Ich habe da eine Frage an dich.“
„Dann frag.“
„Wie hast du es all die Jahre mit Guy ausgehalten?“, fragte ich.
Sie lachte und dabei strahlten ihre Augen.
„Ich hab zwei von denen in meinem Team. Irgendwann kann man damit umgehen.“, meinte sie lächelnd.
„ES GIBT ZWEI VON DENEN? Hat Guy ein Kind?“
„Nein, nein. Er hat nur einen Schüler, der ihm nacheifert. Er muss doch schon bestimmt etwas von Lee erzählt haben!“, antwortete Tenten.
„Ach so. Von dem Jungen durfte ich mir schon einen Vortrag von Guy anhören.“, meinte ich nur.

Ich verließ den Laden und machte mich auf zu einem Ort, an dem ich lange nicht mehr war. Was heißt lange, seit ein paar Tagen. Es war so ungewöhnlich nicht jeden Tag zu seinem Grab zu gehen. Ungewöhnlich war es eher, dass ausgerechnet ich zu seinem Grab ging. Schließlich war ich ihm komplett fremd.

Ich setzte mich ins Gras, stellte die Tüte neben mir ab und starrte auf seinen Grabstein.
„Naruto...“
Ein leichter Wind wehte und meine Haare kitzelten mich in meinem Gesicht. Ich steckte mir meine feuerroten Strähnen hinter meine Ohren. Eine Weile saß ich da, mein Blick fixiert auf den Grabstein.

„Entschuldigung?“
Ich drehte mich um und vor mir stand ein junger Mann. Seine Haare waren rot und auf seiner Stirn prangte ein Schriftzeichen.
Ai...
Liebe...

puppet sister - kakashixoc | narutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt