Kapitel 16

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Zögernd legte ich eine Hand auf seine Schulter. Er drehte sich erschrocken um und sah mir in die Augen.
„Kakashi. Ich hab mir Sorgen gemacht.“, sagte ich leise.
„Brauchst du nicht.“, meinte er.
„Natürlich muss ich das!“, sagte ich mit erhobener Stimme und nahm meine Hand von seiner Schulter.
„Du gehst mir seit Wochen aus dem Weg! Ich mache mir immer Sorgen um dich! Immer, wenn du weg bist ohne mir etwas zu sagen, wenn du auf Mission bist oder ich einfach nicht weiß, wo du bist!“, schimpfte ich.
„Besonders wenn du so am Friedhof sitzt, Kakashi!“

Er sah mich monoton an. Ich konnte nichts deuten. Außer seinen Schmerz, der tief und versteckt in ihm saß. In einem Käfig.
„Warum sollte dich das eigentlich interessieren?“, fragte er.
Ungläubig sah ich ihn an.
„Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“, sprach ich.
Er stand auf und sah mich mit seinem gleichgültigen Ausdruck an.
„Doch, ist es.“, antwortete Kakashi.
„Du verstehst auch nichts! Idiot!“, schrie ich und schlug ihn. Mitten ins Gesicht. Danach rannte ich weg. Wohin, wusste ich nicht. Einfach weg von Kakashi. Von seinem monotonen Blick. Von seiner verständnislosen Art.

Am Ende fand ich mich auf einem Spielplatz wieder. Ich saß auf der Schaukel und malte mit meinem Fuß irgendwelche Striche in den Sand.
„Yin?“
Ich sah hoch und Guy stand vor mir.
Ich setzte ein Lächeln auf und sagte: „Hallo, Guy! Lange nicht gesehen!“
„Alles gut?“, fragte er besorgt.
„Ja, alles gut.“, log ich.
„Wirklich?“
„Ja, wirklich.“
„Ich kann dir das nicht ganz glauben.“
„Es ist alles super!“
„Ist es nicht!“
„Woher willst du das wissen?“
„Weil ich es weiß, okay? Du sitzt hier total deprimiert auf der Schaukel!“
„Aber es ist alles gut!“, beteuerte ich.
„Erzähl. Was ist passiert? Irgendwas zwischen dir und Kakashi?“, fragte Guy und setzte sich auf die andere Schaukel neben mir.
„Kannst du Gedanken lesen?“, fragte ich und lachte kurz.
„Nein, aber das war irgendwie klar.“
Verwirrt schaute ich ihn.
„Inwiefern?“, fragte ich.
„Du bist eine der Wenigen, die nicht wissen, was in Kakashis Vergangenheit passiert ist.“
„Ich weiß, dass er einige Kameraden und Familienmitglieder verloren hat.“, sagte ich.
„Ja, aber du weißt nicht wie.“
„Hä?“
„Kakashi hat immer wieder Menschen auf eine schreckliche Art und Weise verloren.“, sagte er und stand auf.
Ich sah ihn an und wusste nicht, wie ich das verstehen sollte.
„Ach, weißt du was? Rede lieber mit Kakashi darüber! Sonst bin ich wieder der Arsch! Wir sehen uns!“, sprach er und grinste. Danach ging er vom Spielplatz und ließ mich verdutzt und aufgewühlt auf der Schaukel sitzen.

Lange saß ich auf dieser Schaukel. Meine Gedanken hingen an den Worten von Guy. Ich fragte mich, warum Kakashi immer noch an seiner Vergangenheit hing. Musste er viele schlimme Dinge durchmachen?

Ich seufzte und stand von der Schaukel auf. Nach Hause konnte ich definitiv nicht gehen. Das war klar. Also suchte ich mir eine bequem aussehende Parkbank in der Nähe. Ich legte mich hin und versuchte zu schlafen, doch es funktionierte nicht. Ich wechselte immer wieder meine Positionen. Mal auf der rechten Seite, auf der linken Seite, auf dem Bauch, auf dem Rücken, die Beine angewinkelt, mal nicht angewinkelt, doch keine einzige Position schickte mich in meinen Traum.

Etwas später hörte ich Schritte. Sie kamen auf mich zu und hörten vor mir auf. Ein Seufzer ertönte und ich spürte, wie Arme mich hoch hoben. Danach hörte ich ein Herz klopfen und schließlich wieder die Schritte. Alles hörte und spürte ich, ohne auch nur einmal meine Augen zu öffnen. Gespannt hörte ich dem Herzschlag zu. Er war etwas unregelmäßig, aber ich wusste zu wem er gehörte und ich war froh, dass er mir nicht sauer war.

Er legte mich auf etwas weichem ab. Wahrscheinlich mein gutes altes Sofa. Doch plötzlich sank die Oberfläche. Das Sofa war viel zu klein, damit sich noch ein weiterer hinsetzen könnte. Das heißt, es war vielleicht sein Bett. Die Matratze bewegte sich wieder und ich spürte einen warmen Zug in meinem Gesicht. Sein Atem. Er lag mit dem Gesicht zu mir. Wie gerne würde ich jetzt meine Augen öffnen und in sein schönes Gesicht sehen. In seine schwarzen Augen. Doch zu sehr hatte ich Angst. Angst, dass dieser Moment vorbei gehen würde. Angst, dass ich nie wieder seinen Atem so Nahe an meinem Körper spüren könnte.

Vorsichtig strich er mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich wollte lächeln. Durfte aber nicht.
„Yin...“, flüsterte er leise.
„Es tut mir leid.“
Er zog mich mehr an seinen Körper und legte seinen Kopf auf meinem ab. Er schlang sanft seine Arme um meinen Körper.
„Es tut mir so leid...“

Mal wieder lag mein Kopf auf seiner Brust. Diesmal schlug sein Herz schneller. Tat es das...Wegen mir?

Doch bevor ich darüber noch einen Gedanken verschwenden konnte, schlief ich ein. In den Armen von Kakashi.

puppet sister - kakashixoc | narutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt